Grundbedürfnisse des Kindes: Unterschied zwischen den Versionen

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==Grundbedürfnisse und Verwöhnen==
==Grundbedürfnisse und Verwöhnen==


Die Frage, ob Kinder [[Verwöhnen|verwöhnt]] werden dürfen oder nicht, ist eigentlich falsch gestellt. Denn es kommt nicht auf das "ob" an, sondern auf das "was": Wenn Sie ein Grundbedürfnis des Kindes befriedigen, können, ja sollen, Sie das immer sofort und mit aller Hingabe tun, die Sie aufzubringen vermögen. Das ist gewissermassen ein '''positives Verwöhnen'''. Verwöhnen im positiven Sinn heisst aber auch, dass Sie dem Kind nur so viel geben, wie es gerade braucht. Wenn also das Kind zum Beispiel gehalten werden will, sollen Sie es nicht nur sofort hochnehmen, sondern auch wieder sofort unterlassen, wenn es genug hat. Verwöhnen, auch im positiven Sinn, heisst nicht etwa so viel wie möglich, sondern möglichst so viel (oder eben wenig) wie gerade verlangt. Ansonsten kann aus dem Verwöhnen schnell ein "Zwangsbeglückten" werden.
Die Frage, ob Kinder [[Verwöhnen|verwöhnt]] werden dürfen oder nicht, ist eigentlich falsch gestellt. Denn es kommt nicht auf das "ob" an, sondern auf das "was": Wenn Sie ein Grundbedürfnis des Kindes befriedigen, können, ja sollen, Sie das immer sofort und mit aller Hingabe tun, die Sie aufzubringen vermögen. Das ist gewissermassen ein '''positives Verwöhnen'''. Verwöhnen im positiven Sinn heisst aber auch, dass Sie dem Kind nur so viel geben, wie es gerade braucht. Wenn also das Kind zum Beispiel gehalten werden will, sollen Sie es nicht nur sofort hochnehmen, sondern auch wieder sofort runterlassen, wenn es genug hat. Verwöhnen, auch im positiven Sinn, heisst nicht etwa so viel wie möglich, sondern möglichst so viel (oder eben wenig) wie gerade verlangt. Ansonsten kann aus dem Verwöhnen schnell ein "Zwangsbeglückten" werden.


Wichtig ist, dass das Kind von selbst danach [[Verlangen|verlangt]], dass seine Grundbedürfnisse befriedigt werden. Und noch wichtiger ist, dass Sie dem Kind [[Vertrauen der Eltern|vertrauen]], dass es das auch kann. Wenn das Kind zum Beispiel nach Trinken verlangt, geben Sie ihm etwas zu trinken und fragen Sie nicht noch zuerst, ob es nicht lieber essen würde. Verzichten Sie auch auf [[Auswahlsendung|"Auswahlsendungen"]] ("Willst Du lieber Tee, oder hast Du Lust auf Saft - Du kannst aber auch Milch haben"). Zum einen sind (Klein)Kinder damit überfordert und zum anderen provozieren Sie als Eltern Wünsche und Begehren, obwohl das noch gar nicht der Entwicklung des Kindes entspricht. Man könnte auch von [[Anfixen|"Anfixen"]] sprechen: Das Kind wird sozusagen zum [[Wünschen|Wünsche]] und [[Begehren]] verführt. Darauf sollten Sie zum Beispiel bei Süssigkeiten achten, auf die ein Kleinkind noch gar nicht wirklich Lust hat (die Süsse einer Karotte ist noch völlig ausreichend und Zucker bewirkt schlicht eine Reizüberflutung): Wenn Sie dem Kind wiederholt Schokolade als etwas besonders Feines hinhalten, wird es das glauben und irgendwann tatsächlich von sich aus danach verlangen. Das ist dann aber kein Grundbedürfnis, sondern bereits ein anerzogenes Begehren, also eigentlich eine Fehlentwicklung.
Wichtig ist, dass das Kind von selbst danach [[Verlangen|verlangt]], dass seine Grundbedürfnisse befriedigt werden. Und noch wichtiger ist, dass Sie dem Kind [[Vertrauen der Eltern|vertrauen]], dass es das auch kann. Wenn das Kind zum Beispiel nach Trinken verlangt, geben Sie ihm etwas zu trinken und fragen Sie nicht noch zuerst, ob es nicht lieber essen würde. Verzichten Sie auch auf [[Auswahlsendung|"Auswahlsendungen"]] ("Willst Du lieber Tee, oder hast Du Lust auf Saft - Du kannst aber auch Milch haben"). Zum einen sind (Klein)Kinder damit überfordert und zum anderen provozieren Sie als Eltern Wünsche und Begehren, obwohl das noch gar nicht der Entwicklung des Kindes entspricht. Man könnte auch von [[Anfixen|"Anfixen"]] sprechen: Das Kind wird sozusagen zum [[Wünschen|Wünsche]] und [[Begehren]] verführt. Darauf sollten Sie zum Beispiel bei Süssigkeiten achten, auf die ein Kleinkind noch gar nicht wirklich Lust hat (die Süsse einer Karotte ist noch völlig ausreichend und Zucker bewirkt schlicht eine Reizüberflutung): Wenn Sie dem Kind wiederholt Schokolade als etwas besonders Feines hinhalten, wird es das glauben und irgendwann tatsächlich von sich aus danach verlangen. Das ist dann aber kein Grundbedürfnis, sondern bereits ein anerzogenes Begehren, also eigentlich eine Fehlentwicklung.

Version vom 26. Dezember 2017, 12:19 Uhr



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Grundbedürfnisse des Kindes sind Bedürfnisse, die vorrangig befriedigt werden müssen. Denn nur, wenn das Kind das erhält, was es benötigt, wird sein Vertrauen in seine Eltern bestätigt und kann es entsprechend Selbstvertrauen aufbauen. Wenn das hungrige Kleinkind nicht gestillt wird, beginnt es irgendwann an der Verlässlichlichkeit seiner Eltern zu zweifeln. Sein Lebenswille macht es zwar äusserst ausdauernd, doch wenn seine Grundbedürfnisse immer wieder zu kurz kommen, wird es sich irgendwann damit abfinden müssen und den Glauben an das Leben und an das Glück verlieren.

Doch welche Bedürfnisse sind wirkliche Grundbedürfnisse und welche sind eher der Kategorie Wünsche und Begehren zuzuordnen? Zunächst geht um einige offensichtliche Themen:

Die Befriedigung diese Grundbedürfnisse allein würde es dem Kind wohl ermöglichen zu überleben. Leben sollte aber mehr sein. Um ein glückliches Leben führen zu können und an diesem auch andere Menschen teilhaben zu lassen, müssen weitere Grundbedürfnisse befriedigt werden, insbesondere:

Grundbedürfnisse sind zusammen mit den Fähigkeiten des Kindes das zentrale Thema der ersten Phase der Erziehung: Die Eltern müssen lernen, die Grundbedürfnisse wahrzunehmen und den Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen.

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Grundbedürfnisse des Kindes und Bedürfnisse der Eltern

Grundbedürfnissen müssen in den beiden ersten Jahren, also in der Zeit der Vertrauensbildung, sofort und bedingungslos befriedigt werden. Denn das Kind lebt noch vollkommen in der Gegenwart: Es kennt weder Vergangenheit noch Zukunft und kann deshalb gar nicht verstehen, dass es auch noch ein "Später" gibt und es nicht verhungern muss, wenn es noch fünf Minuten warten soll. Erst wenn es diese Erfahrung immer wieder gemacht hat, wird sein Vertrauen in seine Eltern bestätigt, dass ihm zuverlässig geholfen wird.

In den beiden ersten Jahren sind also sämtliche Sorgen des Kindes gewissermassen existentiell. Lassen Sie ein Kind nicht einfach schreien, bis es aufgibt. Denn abgesehen davon, dass es äusserst ausdauernd ist und Sie nicht so schnell zur Ruhe kommen lässt, würde dadurch auch sein Vertrauen in das Leben überhaupt beeinträchtigt. Im Extremfall schaltet das Kind irgendwann in eine Art Überlebensmodus. Oder anders gesagt: Es verliert den Glauben an das Gute.

Je verlässlicher Sie aber das Kind stillen, beruhigen oder trösten, desto schneller wird es sein Vertrauen in Sie bestätigt sehen und desto eher lernt es Geduld aufzubringen. Es wird sich dann zum Beispiel daran gewöhnen, dass die Milchflasche erst noch erwärmt werden muss, bevor es sie bekommt. Erklärungen helfen da übrigens rein gar nichts, können sogar kontraproduktiv sein: Das Kleinkind ist noch gar nicht fähig, diese zu verstehen, es leidet bloss und muss deshalb getröstet werden. Noch heikler sind in solchen Situationen Vorwürfe ("Sei doch nicht immer so ungeduldig") oder gar Spott ("Du kannst ja gar nicht warten").

Die Grundbedürfnisse Ihres Kindes werden natürlich sehr schnell mit Ihren eigenen Bedürfnissen kollidieren. Zumindest in den ersten Jahren werden Sie sich deshalb fragen müssen, welches denn wirklich Ihre Grundbedürfnisse sind und was eher zur Kategorie "Schöner Leben" gehört: Während zum Beispiel ein gesundes, selbst zubereitetes Essen für die ganze Familie selbstverständlich sein sollte, ist es der Besuch im schicken Restaurant sicher nicht mehr (zumal dieser nicht selten für alle Beteiligten, angefangen bei den Kindern über die Eltern bis zum Personal im Restaurant und anderen Gästen mehr zur Qual als zum Vergnügen werden kann). Sie müssen sich also fragen, wo Ihre eigenen Grenzen liegen und sich entsprechend organisieren (indem Sie zum Beispiel die Kinder hüten lassen und alleine ins Restaurant gehen).

Grundbedürfnisse und Verwöhnen

Die Frage, ob Kinder verwöhnt werden dürfen oder nicht, ist eigentlich falsch gestellt. Denn es kommt nicht auf das "ob" an, sondern auf das "was": Wenn Sie ein Grundbedürfnis des Kindes befriedigen, können, ja sollen, Sie das immer sofort und mit aller Hingabe tun, die Sie aufzubringen vermögen. Das ist gewissermassen ein positives Verwöhnen. Verwöhnen im positiven Sinn heisst aber auch, dass Sie dem Kind nur so viel geben, wie es gerade braucht. Wenn also das Kind zum Beispiel gehalten werden will, sollen Sie es nicht nur sofort hochnehmen, sondern auch wieder sofort runterlassen, wenn es genug hat. Verwöhnen, auch im positiven Sinn, heisst nicht etwa so viel wie möglich, sondern möglichst so viel (oder eben wenig) wie gerade verlangt. Ansonsten kann aus dem Verwöhnen schnell ein "Zwangsbeglückten" werden.

Wichtig ist, dass das Kind von selbst danach verlangt, dass seine Grundbedürfnisse befriedigt werden. Und noch wichtiger ist, dass Sie dem Kind vertrauen, dass es das auch kann. Wenn das Kind zum Beispiel nach Trinken verlangt, geben Sie ihm etwas zu trinken und fragen Sie nicht noch zuerst, ob es nicht lieber essen würde. Verzichten Sie auch auf "Auswahlsendungen" ("Willst Du lieber Tee, oder hast Du Lust auf Saft - Du kannst aber auch Milch haben"). Zum einen sind (Klein)Kinder damit überfordert und zum anderen provozieren Sie als Eltern Wünsche und Begehren, obwohl das noch gar nicht der Entwicklung des Kindes entspricht. Man könnte auch von "Anfixen" sprechen: Das Kind wird sozusagen zum Wünsche und Begehren verführt. Darauf sollten Sie zum Beispiel bei Süssigkeiten achten, auf die ein Kleinkind noch gar nicht wirklich Lust hat (die Süsse einer Karotte ist noch völlig ausreichend und Zucker bewirkt schlicht eine Reizüberflutung): Wenn Sie dem Kind wiederholt Schokolade als etwas besonders Feines hinhalten, wird es das glauben und irgendwann tatsächlich von sich aus danach verlangen. Das ist dann aber kein Grundbedürfnis, sondern bereits ein anerzogenes Begehren, also eigentlich eine Fehlentwicklung.

Negativ ist das Verwöhnen also, wenn es gar nicht um Grundbedürfnisse geht, sondern bloss um Wünsche und Begehrlichkeiten. Die Schwierigkeit liegt also einzig darin, unterscheiden zu können, um was es geht. Während Grundbedürfnisse, zumindest in unserer westlichen Zivilisation, ziemlich schnell befriedigt sind, können Wünsche natürlich ebenso schnell grenzenlos werden. Diese Wünsche und Begehren kommen von Natur aus mit der Willensbildung, also ab etwa dem dritten Lebensjahr. Und von da an sind Sie als Eltern gefordert, dem Kind auch Grenzen zu setzen.

Kinder haben in den beiden ersten Jahren, das heisst in der Zeit vor der Willensbildung, ausschliesslich Grundbedürfnisse. Das heisst, Sie dürfen, ja sollen, dem Kind alles erfüllen, wonach es verlangt. Erst vom Moment an, da das Kind seinen eigenen Willen äussert und zu fordern beginnt, müssen lernen auch Grenzen zu setzen.

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Grundbedürfnisse und Wünsche

Mit der Willensbildung ab etwa dem dritten Lebensjahr kommt ein Grundbedürfnis dazu, das auf den ersten Blick häufig nicht als solches wahrgenommen wird, aber umso wichtiger ist: Grenzen. Denn der Wille des Kindes ist eine derart starke Kraft, dass sie dem Kind schon fast Flügel verleihen kann. Darum benötigt es dringend Leitplanken, ansonsten es buchstäblich vom Weg abkommt. Sie müssen ihm also als Eltern auch "Nein" sagen können. Grenzen setzen ist eine Pflicht der Eltern, genauso wie sie zum Kind "Ja" gesagt haben. Und auch Grenzen müssen unmittelbar und konsequent gesetzt werden, ansonsten dem Kind ebenso Wesentliches fehlt wie das Vertrauen.

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Weiterführende Themen

Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

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