Gehorchen: Unterschied zwischen den Versionen

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Etwas schwieriger wird es, wenn das Kind zu [[laufen lernen|laufen]] beginnt. Im Idealfall leben Sie in einer [[Umgebung]], in der das Kind so viel und so weit laufen darf, wie es mag. Leider ist das in unserer modernen [[Westliche Zivilisation|Gesellschaft]] aufgrund der mannigfaltigen Gefahren, die überall lauern, kaum mehr möglich (im Gegensatz zu Naturvölkern, in denen die Menschen in Sippen und ohne künstliche Gefahren leben). Immerhin sollten Sie sich wenigstens in Ihrer eigenen [[Wohneinrichtung|Wohnung]] so einrichten, dass das möglich ist. Das heisst zum Beispiel, dass die Steckdosen kindersicher sind oder dass das Sofa nicht gerade derart heikel ist, dass Sie sich dauernd fürchten müssen, dass es von den Kindern verschmutzt werden könnte. Und auch auswärts oder im [[Urlaub]] sollten Sie zumindest in den ersten Jahren zuerst an die Bedürfnisse der Kinder denken. Zum Beispiel ist es für Kinder sehr viel spannender, im Wald Würste zu braten als in einem schicken Restaurant ruhig auf das Essen warten zu müssen. Und ganz nebenbei ist es auch für Sie als Eltern sehr viel entspannter, als wenn Sie dauernd die Kinder zur Ruhe und zum Stillsitzen auffordern müssen.
Etwas schwieriger wird es, wenn das Kind zu [[laufen lernen|laufen]] beginnt. Im Idealfall leben Sie in einer [[Umgebung]], in der das Kind so viel und so weit laufen darf, wie es mag. Leider ist das in unserer modernen [[Westliche Zivilisation|Gesellschaft]] aufgrund der mannigfaltigen Gefahren, die überall lauern, kaum mehr möglich (im Gegensatz zu Naturvölkern, in denen die Menschen in Sippen und ohne künstliche Gefahren leben). Immerhin sollten Sie sich wenigstens in Ihrer eigenen [[Wohneinrichtung|Wohnung]] so einrichten, dass das möglich ist. Das heisst zum Beispiel, dass die Steckdosen kindersicher sind oder dass das Sofa nicht gerade derart heikel ist, dass Sie sich dauernd fürchten müssen, dass es von den Kindern verschmutzt werden könnte. Und auch auswärts oder im [[Urlaub]] sollten Sie zumindest in den ersten Jahren zuerst an die Bedürfnisse der Kinder denken. Zum Beispiel ist es für Kinder sehr viel spannender, im Wald Würste zu braten als in einem schicken Restaurant ruhig auf das Essen warten zu müssen. Und ganz nebenbei ist es auch für Sie als Eltern sehr viel entspannter, als wenn Sie dauernd die Kinder zur Ruhe und zum Stillsitzen auffordern müssen.


Wenn Sie den Bewegungsdrang Ihres Kindes wegen [[Gefahren]] einschränken müssen, ist es vor allem wichtig, dass Sie dem Kind auch klar sagen, weshalb. So können Kinder zum Beispiel die Gefahren des Strassenverkehrs schon aufgrund ihrer beschränkten [[kognitive Fähigkeiten|kognitiven Fähigkeiten]] noch nicht einschätzen. Hingegen hört ein Kind sehr wohl, wenn Sie ihm sagen, dass Sie [[Angst der Eltern|Angst]] haben: Gefühle, welcher Art auch immer, können Kinder nämlich bestens verstehen. Sie brauchen also das Kind vor dem Fussgängerstreifen nicht anzuschreien, um es zum anhalten zu bewegen, sondern können ihm erklären, dass Sie Angst haben, dass es von einem Auto überfahren werden könnte und dass es deshalb an Ihre Hand kommen soll (und ihm dann allenfalls auch noch die Regeln erklären).
Wenn Sie den Bewegungsdrang Ihres Kindes wegen [[Gefahren]] einschränken müssen, ist es vor allem wichtig, dass Sie dem Kind auch klar sagen, weshalb. So können Kinder zum Beispiel die Gefahren des Strassenverkehrs schon aufgrund ihrer beschränkten [[kognitive Fähigkeiten|kognitiven Fähigkeiten]] noch nicht einschätzen, weshalb denn auch Ihre [[Angst der Eltern|Angst]] sehr wohl berechtigt ist. Hingegen hört ein Kind sehr wohl, wenn Sie ihm sagen, dass Siehaben: Gefühle, welcher Art auch immer, können Kinder nämlich bestens verstehen. Sie brauchen also das Kind vor dem Fussgängerstreifen nicht anzuschreien, um es zum anhalten zu bewegen, sondern können ihm erklären, dass Sie Angst haben, dass es von einem Auto überfahren werden könnte und dass es deshalb an Ihre Hand kommen soll (und ihm dann allenfalls auch noch die Regeln erklären).


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Version vom 9. Juni 2022, 11:50 Uhr



ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Dass Kinder lernen müssten zu gehorchen, ist wohl eines der grössten Missverständnisse in der Erziehung: Das Ziel der Erziehung sollte nämlich Selbständigkeit sein und nicht etwa Gehorsam. Ein selbständiger Mensch handelt immer freiwillig. Dass Ihr Kind zu diesem freien Willen gelangt, liegt in Ihrer Verantwortung, indem Sie lernen, nicht nur "Ja", sondern auch "Nein!" zu sagen. Nur wenn das Kind in der Phase der Willensbildung Ihren Widerstand in Form von Herausforderungen und Grenzen erfährt, kann es seinen Willen gewissermassen kultivieren. Oder anders gesagt: Respektvoll mit seinen Mitmenschen umgehen.

Selbstverständlich ist ein gewisser Gehorsam in bestimmten Organisationen wie der Polizei angebracht, ja sogar unabdingbar, ansonsten diese gar nicht funktionieren würden. In der Erziehung sollte es aber um andere Werte gehen, schliesslich stehen nicht Gefahren oder Gewaltmissbrauch im Vordergrund, sondern Menschen, deren Persönlichkeit sich entwickeln soll.

Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Kinder kommen mit einem vollkommenen Vertrauen in ihre Eltern zur Welt. Schon allein deshalb tun und lassen sie, was ihnen die Eltern sagen - jedenfalls solange ihre Grundbedürfnisse immer und sofort befriedigt werden. Während der Phase der Vertrauensbildung sollen und dürfen Sie deshalb zu Ihrem Kind grundsätzlich immer und zu allem erst einmal "Ja" sagen (ausser natürlich, es drohen wirkliche Gefahren). Je mehr das Kind erfährt, dass Ihnen die Bedürfnisse des Kindes wichtig sind, desto mehr wird es bereit sein können, auch Ihre Bedürfnisse zu respektieren. Wenn das Kind also zum Beispiel seinen Bewegungsdrang genügend ausleben darf, werden Sie schon bald umgekehrt erfahren, dass es völlig freiwillig Ihnen folgt, wenn Sie irgendwo irgendeine Besorgung zu erledigen haben (die für Kinder in aller Regel ja nicht gerade spannend ist). Sie brauchen ihm bloss zu sagen, dass Sie zum Beispiel ein Kleid einkaufen wollen und dass es deshalb mit Ihnen mitkommen soll: Wenn es zuvor von Ihnen die Geduld dafür erlebt hat, dass es jeden Stein begutachten durfte, der gerade auf dem Weg lag, wird es Ihnen den entsprechenden Gefallen auch tun! Sie müssen sich dabei bloss bewusst sein, dass Sie die Entscheidung, wann genug Steine untersucht sind, wann immer möglich dem Kind überlassen müssen. Vertrauen Sie also der natürlichen Kooperationsbereitschaft des Kindes und Sie werden staunen, wie einfach es geht!

Etwas schwieriger wird es, wenn das Kind zu laufen beginnt. Im Idealfall leben Sie in einer Umgebung, in der das Kind so viel und so weit laufen darf, wie es mag. Leider ist das in unserer modernen Gesellschaft aufgrund der mannigfaltigen Gefahren, die überall lauern, kaum mehr möglich (im Gegensatz zu Naturvölkern, in denen die Menschen in Sippen und ohne künstliche Gefahren leben). Immerhin sollten Sie sich wenigstens in Ihrer eigenen Wohnung so einrichten, dass das möglich ist. Das heisst zum Beispiel, dass die Steckdosen kindersicher sind oder dass das Sofa nicht gerade derart heikel ist, dass Sie sich dauernd fürchten müssen, dass es von den Kindern verschmutzt werden könnte. Und auch auswärts oder im Urlaub sollten Sie zumindest in den ersten Jahren zuerst an die Bedürfnisse der Kinder denken. Zum Beispiel ist es für Kinder sehr viel spannender, im Wald Würste zu braten als in einem schicken Restaurant ruhig auf das Essen warten zu müssen. Und ganz nebenbei ist es auch für Sie als Eltern sehr viel entspannter, als wenn Sie dauernd die Kinder zur Ruhe und zum Stillsitzen auffordern müssen.

Wenn Sie den Bewegungsdrang Ihres Kindes wegen Gefahren einschränken müssen, ist es vor allem wichtig, dass Sie dem Kind auch klar sagen, weshalb. So können Kinder zum Beispiel die Gefahren des Strassenverkehrs schon aufgrund ihrer beschränkten kognitiven Fähigkeiten noch nicht einschätzen, weshalb denn auch Ihre Angst sehr wohl berechtigt ist. Hingegen hört ein Kind sehr wohl, wenn Sie ihm sagen, dass Siehaben: Gefühle, welcher Art auch immer, können Kinder nämlich bestens verstehen. Sie brauchen also das Kind vor dem Fussgängerstreifen nicht anzuschreien, um es zum anhalten zu bewegen, sondern können ihm erklären, dass Sie Angst haben, dass es von einem Auto überfahren werden könnte und dass es deshalb an Ihre Hand kommen soll (und ihm dann allenfalls auch noch die Regeln erklären).

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind seinen Willen zu entwickeln beginnt (in der Regel etwa im dritten Lebensjahr), nimmt sein Verlangen nach Autonomie nochmals eine ganz andere Dimension an. Während Sie ihm zuvor noch relativ einfach sagen konnten, bis wohin es gehen darf, wird es nun selbst erfahren wollen, wo die Grenzen liegen. In diesem Alter können Kinder eigentliche Allmachtsphantasien entwickeln und zum Beispiel mit voller Überzeugung behaupten, sie könnten auf den Mond fliegen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn das Sprichwort "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!", stimmt in diesem Alter eben noch: Der Wille ist in seiner ursprünglichen Kraft da.

Nur wird dieser Wille eben auch sehr schnell auf die Umwelt und deren Bedürfnisse treffen und muss entsprechend gesteuert werden können. Diese Fähigkeit bringt das Kind aber nicht einfach von Natur aus mit, sondern es erwirbt sie erst nach und nach, und zwar genau in dem Masse wie ihm die Eltern Grenzen setzen. Der Wille muss also gewissermassen zuerst kultiviert werden. Das ist vergleichbar mit einem Automotor, der auch nicht immer mit seiner vollen Leistung laufen gelassen werden kann, sondern mit viel Umsicht gesteuert werden muss, vom Leerlauf über mehrere Schaltvorgänge und Beschleunigungsstufen bis zum dosierten Bremsen oder gar zur kontrollierten Vollbremsung. Eltern müssen deshalb lernen, ihrem Kind "Nein!" zu sagen - und zwar laut und deutlich (dafür bloss einmal). Kinder können das ohne weiteres akzeptieren, jedenfalls dann, wenn sie zuvor, also in den beiden ersten Lebensjahren, ein bedingungsloses "Ja" erfahren haben. Kinder hingegen, die schon in der Phase der Vertrauensbildung (meist völlig unnötige) Einschränkungen erlebt haben, haben viel mehr Mühe, ein "Nein" akzeptieren zu können (genauso wie ihre Eltern zudem auch noch Mühe haben, wirklich "Nein!" sagen zu können). Die Akzeptanz von Grenzen setzt ein tragfähiges Vertrauensverhältnis voraus, ansonsten sofort Zweifel an der Beziehung aufkommen, da die Angst vor Liebesentzug zu gros ist.

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Mögliche Folgen des Gehorsams

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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