Vertrauensbildung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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* '''Vereinbarungen:''' Das beste Mittel, um in dieser Phase Vertrauen zu schaffen, sind [[Vereinbarungen]], also nicht einseitige Abmachungen, sondern solche, bei denen das Kind auch [[mitbestimmen]] darf und soll. So zeigen Sie dem Kind erstens, dass Sie seine Anliegen ernst nehmen und dass Sie zweitens von ihm fordern, dass es sich ebenso konsequent daran halten muss. Sie werden staunen, wie [[kooperativ]] Kinder sein können, wenn sie mitentscheiden dürfen. Wenn es trotzdem einmal nicht klappt, liegt es in Ihrer Verantwortung das anzusprechen. Dabei ist es entscheidend, dass Sie selbst auch [[Zuverlässigkeit|zuverlässig]] sind, das heisst, sich konsequent an Ihre eigenen Zusagen halten. Denn nur dann, wird das Vertrauen bestätigt, ansonsten das Kind sehr schnell [[Misstrauen|misstrauisch]] wird.
* '''Vereinbarungen:''' Das beste Mittel, um in dieser Phase Vertrauen zu schaffen, sind [[Vereinbarungen]], also nicht einseitige Abmachungen, sondern solche, bei denen das Kind auch [[mitbestimmen]] darf und soll. So zeigen Sie dem Kind erstens, dass Sie seine Anliegen ernst nehmen und dass Sie zweitens von ihm fordern, dass es sich ebenso konsequent daran halten muss. Sie werden staunen, wie [[kooperativ]] Kinder sein können, wenn sie mitentscheiden dürfen. Wenn es trotzdem einmal nicht klappt, liegt es in Ihrer Verantwortung das anzusprechen. Dabei ist es entscheidend, dass Sie selbst auch [[Zuverlässigkeit|zuverlässig]] sind, das heisst, sich konsequent an Ihre eigenen Zusagen halten. Denn nur dann, wird das Vertrauen bestätigt, ansonsten das Kind sehr schnell [[Misstrauen|misstrauisch]] wird.
* '''Zumuten:''' Sobald das Kind etwas [[wollen|will]], können Sie ihm auch [[zumuten]], dass es sich dafür einsetzt, also nicht mehr bloss nach dem Lustprinzip handelt, sondern mit einer klaren Absicht. So dürfen Sie zum Beispiel durchaus [[Forderungen der Eltern|fordern]], dass es das Eis erst dann erhält, wenn es nach Hause gelaufen ist (statt getragen zu werden). Zumuten müssen Sie dem Kind aber auch Ihre [[Grenzen der Eltern|Grenzen]], das heisst [[laut und deutlich]] werden, wenn es zu weit geht. Kinder können nämlich sehr gut damit umgehen, auch wenn Sie einmal etwas gar hart sind, sie haben bloss dann Probleme, wenn Sie [[wankelmütig]] werden, denn dann wissen sie nicht mehr, ob Sie Ihren Forderungen auch wirklich vertrauen können.
* '''Zumuten:''' Sobald das Kind etwas [[wollen|will]], können Sie ihm auch [[zumuten]], dass es sich dafür einsetzt, also nicht mehr bloss nach dem Lustprinzip handelt, sondern mit einer klaren Absicht. So dürfen Sie zum Beispiel durchaus [[Forderungen der Eltern|fordern]], dass es das Eis erst dann erhält, wenn es nach Hause gelaufen ist (statt getragen zu werden). Zumuten müssen Sie dem Kind aber auch Ihre [[Grenzen der Eltern|Grenzen]], das heisst [[laut und deutlich]] werden, wenn es zu weit geht. Kinder können nämlich sehr gut damit umgehen, auch wenn Sie einmal etwas gar hart sind, sie haben bloss dann Probleme, wenn Sie [[wankelmütig]] werden, denn dann wissen sie nicht mehr, ob Sie Ihren Forderungen auch wirklich vertrauen können.
* '''Verantwortung übertragen:''' Sobald das Kind zu [[wollen]] beginnt, wird es auch den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstehen (etwas, das es vorher noch nicht verstehen konnte!). Das ist Voraussetzung, wenn dem Kind nun nach und nach suchmehr Verantwortung übertragen werden soll. Denn [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] tragen, heisst die Folgen seines Tuns oder Lassen zu kennen und anzunehmen. Das geht am besten, wenn Sie das Kind selbst [[entscheiden]] lassen, ihm aber zumindest anfangs die Konsequenzen des jeweiligen Entscheids erklären. Wenn das Kind zum Beispiel das Fahrrad mit auf den Spazierganz mitnehmen will, können Sie ihm sagen, dass es das darf, aber das Fahrrad von ihm auch wieder nach Hause geschoben werden muss, wenn es plötzlich keine Lust mehr hat zu fahren (und nicht etwa von Ihnen nachgetragen wird).  
* '''Verantwortung übertragen:''' Sobald das Kind zu [[wollen]] beginnt, wird es auch den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstehen (etwas, das es vorher noch nicht verstehen konnte!). Das ist Voraussetzung, wenn dem Kind nun nach und nach auch mehr Verantwortung übertragen werden soll. Denn [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] tragen, heisst die Folgen seines Tuns oder Lassen zu kennen und anzunehmen. Das geht am besten, wenn Sie das Kind selbst [[entscheiden]] lassen, ihm aber zumindest anfangs die Konsequenzen des jeweiligen Entscheids erklären. Wenn das Kind zum Beispiel das Fahrrad mit auf den Spazierganz mitnehmen will, können Sie ihm sagen, dass es das darf, aber das Fahrrad von ihm auch wieder nach Hause geschoben werden muss, wenn es plötzlich keine Lust mehr hat zu fahren (und nicht etwa von Ihnen nachgetragen wird).  
* '''Versöhnung:''' Wenn Ihr Wille mit demjenigen Ihres Kindes kollidiert, kann es schon mal zu einem [[Wutanfall]] des Kindes kommen. Das ist zunächst völlig natürlich und auch ein gesundes Ziechen seiner Entwicklung! Entscheidend ist aber, dass Sie dem Kind danach immer auch eine [[Versöhnung zwischen Eltern und Kind|Versöhnung]] anbieten (zu der das Kind ohne weiters immer bereit sein wird, wenn Sie zuvor angemessen [[Toben#Angemessene_Reaktion|reagiert]] haben). Dafür sind im übrigen aufgrund der [[Hierarchie|hierarchischen Stellung]] die Eltern und nicht etwa das Kind zuständig. Und eine Versöhnung sollten Sie immer, ganz unabhängig davon, ob auf Seiten des Kindes irgendetwas "Unrechtes" vorliegt, anbieten. Versöhnung in der Phase der Willensbildung sollte ebenso bedingungslos sein wie es der Trost in der Phase der Vertrauensbidlung gewesen sein sollte.
* '''Versöhnung:''' Wenn Ihr Wille mit demjenigen Ihres Kindes kollidiert, kann es schon mal zu einem [[Wutanfall]] des Kindes kommen. Das ist zunächst völlig natürlich und auch ein gesundes Ziechen seiner Entwicklung! Entscheidend ist aber, dass Sie dem Kind danach immer auch eine [[Versöhnung zwischen Eltern und Kind|Versöhnung]] anbieten (zu der das Kind ohne weiters immer bereit sein wird, wenn Sie zuvor angemessen [[Toben#Angemessene_Reaktion|reagiert]] haben). Dafür sind im übrigen aufgrund der [[Hierarchie|hierarchischen Stellung]] die Eltern und nicht etwa das Kind zuständig. Und eine Versöhnung sollten Sie immer, ganz unabhängig davon, ob auf Seiten des Kindes irgendetwas "Unrechtes" vorliegt, anbieten. Versöhnung in der Phase der Willensbildung sollte ebenso bedingungslos sein wie es der Trost in der Phase der Vertrauensbidlung gewesen sein sollte.



Version vom 8. Juli 2018, 21:39 Uhr



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Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung, so auch jener zwischen Eltern und Kind. Allerdings besteht in der Erziehung eine ganz wesentliche Asymmetrie: Während das Kind mit einem grenzenlosen Vertrauen in seine Eltern zur Welt kommt, müssen die Eltern erst lernen, dem Kind zu vertrauen. Hinzu kommt noch die hierarchische Stellung der Eltern, das heisst, dass sie allein dafür verantwortlich sind, dass diese Basis entsteht und Bestand hält.

Die Vertrauensbildung muss im wesentlichen während den beiden ersten Lebensjahren des Kindes, das heisst noch vor der Willensbildung, erfolgen. Denn nur, wenn das Kind genügend Vertrauen in seine Eltern hat, kann es auch Grenzen akzeptieren.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Anerkennung der eigenen Persönlichkeit des Kindes

Ihr Kind mag Ihnen noch so nahe sein, es bringt trotzdem eine ganz eigenständige Persönlichkeit mit. Die Anerkennung dieser Eigenständigkeit ist vor allem eine Frage der Einstellung: Auch wenn Ihnen das Kind aufgrund seiner genetischen Abstammung vom Aussehen her mehr oder weniger ähnlich sein mag, heisst das noch lange nicht, dass es die Charakterzüge der Eltern übernommen soll. Lassen Sie sich vielmehr zum Beispiel überraschen, welches Temperament es mit sich bringt. Schon wenn Sie nur mehr als ein Kind haben, stellen Sie sofort fest, dass sich jedes ganz anders verhält. Nehmen Sie also Ihre Kinder so an, wie sie sind - und nicht so wie Sie in Ihrer Vorstellung (oder gar in den Erwartungen anderer) sein sollen. Dieser Respekt vor der Andersartigkeit schafft Vertrauen!

Sie brauchen Ihr Kind auch nicht etwa beeinflussen zu wollen, Ihr Kind wird Sie nämlich schon von sich aus zum Vorbild nehmen. Das gilt gerade auch für Ihre Wertvorstellungen: Überlassen Sie es zuerst dem Kind, was es übernehmen will und was nicht. Kinder haben zudem ein sehr feines Gespür dafür, welche diese Vorstellungen Sie auch wirklich leben und welche Sie bloss vorgeben zu leben. Und vielleicht geben Ihnen Kinder ja auch einmal Anlass, gewisse, bisher unbesehen übernommene Vorstellungen zum Leben zu überdenken.

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Vertrauen in die Grundbedürfnisse des Kindes

Das neugeborene Kind ist seinen Eltern sprichwörtlich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es gibt sich ihnen komplett hin, mehr Vertrauen ist nicht möglich. Die Eltern hingegen müssen meistens erst noch lernen, dass dieses so hilflos daliegende Wesen bereits alle Veranlagungen in sich trägt, die es zu seiner vollen Entfaltung braucht. Und sie müssen vertrauen, dass all das, wonach das Kleinkind verlangt, ausschliesslich Grundbedürfnisse sind, das heisst solche, die bedingungslos und möglichst sofort befriedigt werden müssen. Nur dann wird das Vertrauen des Kindes in seine Eltern bestätigt und kann sich zu entsprechendem Selbstvertrauen entwickeln. Oder anders gesagt, es geht um das "Ja" der Eltern zum Kind:

  • Stillen: Die wohl innigste Form von Vertrauen ist, wenn sich der Säugling durch die Mutter stillen lässt. Es gibt weder für die Gesundheit des Kindes noch für die Beziehung etwas besseres. Eine gute Stillberatung bei der Geburt ist deshalb Gold wert!
  • Halten: Gerade bei Kleinkindern wird das Vertrauen stark durch Körperkontakt geprägt. Wenn das Kind gehalten wird, fühlt es sich angenommen. Diese Bestätigung braucht das Kind immer wieder, also nicht nur, wenn es müde oder traurig ist: Wenn Ihnen das Kind die Arme entgegenstreckt, braucht es vielleicht bloss die Gewissheit von Ihnen, dass es geliebt wird.
  • Tragen: Gleiches gilt, wenn das Kind getragen wird. Kinder wollen nicht nur getragen werden, wenn sie müde sind, sondern auch weil sie die Nähe suchen. Gerade für Säuglinge sind deshalb Kindertragen viel geeigneter als Kinderwagen.
  • Trost: Stellen Sie sich den Schritt des Kindes vom Mutterleib mit absoluter Rundumversorgung in die grosse, fremde Welt vor, können Sie leicht nachvollziehen, wieviel Widerwärtigkeiten das Kind allein schon dadurch erleiden muss. Das beginnt mit dem kalten Luftzug, geht über Hunger bis zu lauten Geräuschen, die das Kind erschrecken. Das Kind braucht deshalb fast ständig Trost für irgendetwas. Und solange das Kind noch lernt, muss es auch mit dauernden kleineren und grösseren Missgeschicken und Misserfolgen leben. Auch dafür braucht es immer bedingungslosen und unmittelbaren Trost. Das gilt für die ersten Jahre ganz besonders. Erst wenn das Kind nach etwa vier Jahren so reif ist, dass es genügend Selbstvertrauen aufbauen konnte, wird es sich nach und nach auch selbst beruhigen können und eine gewisse Frustrationstoleranz entwickeln. Dafür benötigte es aber zuvor ausreichenden und richtigen Trost.
  • Aufmerksamkeit: Kinder suchen immer wieder den Kontakt und die Bestätigung durch ihre Eltern. Gerade in den beiden ersten Jahren sollten Sie sich auch grundsätzlich immer unterbrechen lassen, wenn das Kind Ihre Aufmerksamkeit verlangt. Das mag zwar anstrengend sein, doch zahlt sich das schon bald vielfach aus: Wenn das Kind erst einmal die Gewissheit gewonnen hat, dass es sich auf den Kontakt zu Ihnen verlassen kann, wird es auch schon bald die Geduld zum warten aufbringen können, ohne gleich mit Verlustangst reagieren zu müssen.
  • Mitgefühl: Kleinkinder nehmen sich noch als völlig eins mit ihrer Umwelt, insbesondere ihren Eltern, wahr. Und genauso meinen manche Eltern, ihr Kind sei ein Teil von ihnen selbst. Das mag aufgrund der von Natur aus engen Beziehung verständlich sein, gerade wenn man an die Zeit der Mutter während der Schwangerschaft denkt. Doch sollten sich Eltern bewusst sein, dass das spätestens vom Moment der Geburt an eben gerade nicht mehr so ist. Mitgefühl bedeutet denn auch, dass die Eltern ihre eigenen (!) Gefühle wahrnehmen, während sie vom Kind bloss dessen Emotionen sehen oder hören können. Die Gefühle des Kindes kann nur dieses selbst wahrnehmen. Wenn das Kind zum Beispiel schreit, können Sie bloss erahnen, ob es sich um Trauer oder Schmerz (oder bloss um Hunger) handelt. Was Sie hingegen wirklich wahrnehmen können, sind Ihre eigenen Gefühle (vielleicht freuen Sie sich, dass das Kind nach Ihnen ruft oder Sie ärgern sich, dass es noch nicht schläft usw.). Mitgefühl ist denn auch zu unterscheiden von Mitleid, ansonsten sehr schnell ein Durcheinander der Gefühle entstehen kann, welches bloss der Verwirrung statt der Vertrauensbildung dient.
  • Zuhören: Gerade wenn das Kind zu sprechen beginnt, ist Ihre Geduld besonders gefragt: Lassen Sie das Kind immer zuerst ausreden, vervollständigen Sie keine Sätze von sich aus und unterbrechen Sie es nicht. Warten Sie immer, bis das Kind fertig gesprochen hat und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Wenn Sie zuhören, zeigen Sie dem Kind, dass Sie an ihm interessiert sind und ihm zutrauen, dass es sich mitteilen kann und darf.
  • Warten: Kinder brauchen Zeit. Weder viel noch wenig, sondern genau so viel, wie sie eben brauchen. Als Eltern müssen Sie deshalb lernen zu warten, bis das Kind so weit ist, ganz gleich ob es um das Essen, Sprechen, Laufen lernen oder was auch immer geht. Je mehr Gelassenheit Sie dabei entwickeln desto besser für das Vertrauen.
  • Antwort auf Fragen geben: Kinder entdecken laufend neue Dinge, zu denen sie automatisch Fragen haben. Die Fragen mögen für Eltern noch so skurril oder unsinnig sein, für das Kind sind sie von grösstem Interesse. Nehmen Sie sich deshalb die Mühe, möglichst alle Fragen des Kindes möglichst unmittelbar zu beantworten. Gerade in den ersten beiden Jahren sollten Sie sich durch das Kind auch unterbrechen lassen und ihm Vorrang geben. Das Kind hat die berechtigte Erwartung, dass Sie ihm helfen, die Welt zu verstehen. Erst wenn es immer wieder erfahren hat, dass es Ihnen wichtiger als alles andere ist, kann es auch mehr und mehr geduldig warten, bis Sie Zeit haben: Es hat dann bereits die Gewissheit gewonnen, dass es sich tatsächlich immer auf Sie verlassen kann.
  • Ernst nehmen: Ganz gleich wie lustig oder nichtig die Sorgen Ihres Kindes in Ihren Ohren klingen mögen, es will von Ihnen ernst genommen werden. Denn es verfolgt nicht irgendeine Absicht und den "Pausenclown" will es schon gar nicht spielen. Kinder mögen in ihrem Verhalten "süss und herzig" erscheinen, sie sind es aber nicht etwa zur "allgemeinen Volksbelustigung"!
  • Verlässlichkeit: Kleinkinder haben noch keine Vorstellung von einer Zukunft, weshalb für sie auch der Zusammenhang zwischen Ursache (Vergangenheit) und Wirkung (Zukunft) noch kaum erfassbar ist. Was sie hingegen sehr wohl wahrnehmen, sind Wiederholungen. Das beginnt mir Ihrer regelmässige Reaktion auf das Lächeln und geht über Mahlzeiten zur immer gleichen Zeit bis zur externen Kinderbetreuung am immer gleichen Wochentag. Besonders Rituale, zum Beispiel beim Schlafen gehen, stärken das Vertrauen des Kindes in den Lauf des Lebens: Es kann sich darauf verlassen, dass es immer, nachdem Sie ihm die Gutenacht-Geschichte erzählt haben, ohne Sorgen einschlafen kann und am anderen Tag wieder von Ihnen in Empfang genommen wird. Achten Sie deshalb auf einen klaren Rhythmus im Alltag. Verlässlichkeit beinhaltet auch eine allgemeine Ordnung, wenn zum Beispiel die Pantoffeln immer am gleichen Ort zu verräumen sind.

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Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes

Das neugeborene Kind ist vergleichbar mit einer Rosenknospe: Diese muss sich erst noch entfallen, um ihre ganze Blütenpracht offenbaren zu können und ihren wunderbaren Duft zu verbreiten, zuvor ist sie noch unscheinbar und verschlossen; Die ganze Pracht ist aber bereits in der Knospe angelegt, kein Gärtner muss daran zupfen oder zerren. So ist es auch mit den Fähigkeiten des Kindes: Das Neugeboren mag hilflos aussehen, doch hat es bereits alle Fähigkeiten in sich und muss bloss noch die richtige Umgebung haben, um sich entwickeln zu können. Vertrauen bedeutet, dass Sie als Eltern an die Fähigkeiten des Kindes glauben:

  • Selbst tun lassen: Ganz gleich, ob das Kind die Trinkflasche selbst halten will oder die Kleider selbst ausziehen will: lassen Sie es zumindest selbst probieren! Sie brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, ob es das auf Anhieb schafft oder nicht, entscheidend ist, dass Sie es ihm zutrauen! Dem Kind selbst ist es übrigens auch völlig gleichgültig, ob und wann es Erfolg mit seinen Versuchen hat. Es hat genügend Geduld und kann auch mit Misserfolgen und Missgeschicken ohne weiteres umgehen (wenn es bloss getröstet wird, falls es sich dabei weh tut). Halten Sie sich also möglichst solange zurück mit Helfen, bis das Kind von sich aus danach verlangt!
  • Entscheiden lassen: Ebenso können Kinder sehr viel mehr selbst entscheiden, als ihnen üblicherweise zugetraut wird. Gehen Sie davon aus, dass das Kind grundsätzlich alles selbst bestimmen kann (ausser natürlich bei eigentliche Gefahren). Wichtig ist dabei einzig, dass Sie dem Kind auch die Konsequenzen aus seinen Entscheidungen zumuten.
  • Geduld: Gerade Kinder in den ersten Jahren lernen eine Unmenge neuer Dinge. Und da sie in erster Linie durch Ausprobieren und Nachahmen lernen, kann das von ihren Eltern durchaus einige an Geduld fordern. Nehmen Sie sich diese Zeit und wundern Sie sich immer wieder über das Kind, das gerade etwas Neues entdeckt und erfährt.
  • Anerkennung: Und schliesslich dürfen Sie sich mit dem Kind zusammen freuen, wenn ihm wieder etwas gelungen ist. So fühlt sich es bestätigt. Lob und Anerkennung sollen aber authentisch bleiben, künstlich aufgeblähter Jubel ist nicht nötig.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, beginnt seinen Willen zu entwickeln, erhält auch das Vertrauen eine zusätzliche Dimension. Während Ihr Vertrauen bisher eher passiver, also zustimmender, Natur war, müssen Sie nun viel aktiver handeln, denn jetzt muss das Kind auch den Widerstand spüren, den es mit seinem Willen auslösen kann. Dieser Widerstand ist wie ein standhaftes Gerüst oder eine Leitplanke, auf die man sich im Notfall verlassen kann. Denn der Wille ist zu Beginn eine derart starke und noch rohe Kraft, dass das Kind häufig selbst damit überfordert ist. Es muss Ihnen deshalb vertrauen können, dass Sie ihm auch "Nein!" sagen, wenn es zu weit geht, und dass Sie dabei konsequent bleiben:

  • Konsequent bleiben: Kinder müssen sich auf das "Ja" oder das "Nein!" der Eltern verlassen können. Für Kinder in diesem Alter gibt es noch keine Grautöne, es gibt bloss "entweder oder". Gerade bei Ihrem "Nein!" müssen Sie unbedingt konsequent bleiben, ansonsten das Kind dauernd wird prüfen müssen, ob Sie nicht doch "Jein" gemeint haben, also Ihre Haltung bloss halbherzig ausgedrückt haben. Das gleiche gilt für leere Drohungen, da das Kind nie sicher sein kann, wie ernst Sie etwas gemeint haben. Bleiben Sie also lieber einmal zu hart, als zehn Mal zu weich, das ist für Kinder sehr viel einfacher zu respektieren.
  • Vereinbarungen: Das beste Mittel, um in dieser Phase Vertrauen zu schaffen, sind Vereinbarungen, also nicht einseitige Abmachungen, sondern solche, bei denen das Kind auch mitbestimmen darf und soll. So zeigen Sie dem Kind erstens, dass Sie seine Anliegen ernst nehmen und dass Sie zweitens von ihm fordern, dass es sich ebenso konsequent daran halten muss. Sie werden staunen, wie kooperativ Kinder sein können, wenn sie mitentscheiden dürfen. Wenn es trotzdem einmal nicht klappt, liegt es in Ihrer Verantwortung das anzusprechen. Dabei ist es entscheidend, dass Sie selbst auch zuverlässig sind, das heisst, sich konsequent an Ihre eigenen Zusagen halten. Denn nur dann, wird das Vertrauen bestätigt, ansonsten das Kind sehr schnell misstrauisch wird.
  • Zumuten: Sobald das Kind etwas will, können Sie ihm auch zumuten, dass es sich dafür einsetzt, also nicht mehr bloss nach dem Lustprinzip handelt, sondern mit einer klaren Absicht. So dürfen Sie zum Beispiel durchaus fordern, dass es das Eis erst dann erhält, wenn es nach Hause gelaufen ist (statt getragen zu werden). Zumuten müssen Sie dem Kind aber auch Ihre Grenzen, das heisst laut und deutlich werden, wenn es zu weit geht. Kinder können nämlich sehr gut damit umgehen, auch wenn Sie einmal etwas gar hart sind, sie haben bloss dann Probleme, wenn Sie wankelmütig werden, denn dann wissen sie nicht mehr, ob Sie Ihren Forderungen auch wirklich vertrauen können.
  • Verantwortung übertragen: Sobald das Kind zu wollen beginnt, wird es auch den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstehen (etwas, das es vorher noch nicht verstehen konnte!). Das ist Voraussetzung, wenn dem Kind nun nach und nach auch mehr Verantwortung übertragen werden soll. Denn Verantwortung tragen, heisst die Folgen seines Tuns oder Lassen zu kennen und anzunehmen. Das geht am besten, wenn Sie das Kind selbst entscheiden lassen, ihm aber zumindest anfangs die Konsequenzen des jeweiligen Entscheids erklären. Wenn das Kind zum Beispiel das Fahrrad mit auf den Spazierganz mitnehmen will, können Sie ihm sagen, dass es das darf, aber das Fahrrad von ihm auch wieder nach Hause geschoben werden muss, wenn es plötzlich keine Lust mehr hat zu fahren (und nicht etwa von Ihnen nachgetragen wird).
  • Versöhnung: Wenn Ihr Wille mit demjenigen Ihres Kindes kollidiert, kann es schon mal zu einem Wutanfall des Kindes kommen. Das ist zunächst völlig natürlich und auch ein gesundes Ziechen seiner Entwicklung! Entscheidend ist aber, dass Sie dem Kind danach immer auch eine Versöhnung anbieten (zu der das Kind ohne weiters immer bereit sein wird, wenn Sie zuvor angemessen reagiert haben). Dafür sind im übrigen aufgrund der hierarchischen Stellung die Eltern und nicht etwa das Kind zuständig. Und eine Versöhnung sollten Sie immer, ganz unabhängig davon, ob auf Seiten des Kindes irgendetwas "Unrechtes" vorliegt, anbieten. Versöhnung in der Phase der Willensbildung sollte ebenso bedingungslos sein wie es der Trost in der Phase der Vertrauensbidlung gewesen sein sollte.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Das erste Ziel der Erziehung, also Selbstvertrauen, sollte nach den ersten vier Jahren, noch vor dem Eintritt in die (Vor)Schule, erreicht sein. Selbstvertrauen heisst, dass das Kind zu sich stehen kann, sich also mit seiner Persönlichkeit auch in einer Gruppe ausserhalb der Familie behaupten kann und gleichzeitig seine Umwelt respektieren kann. Dieses Selbstvertrauen ist wie ein Spiegel des Vertrauens, das zwischen dem Kind und den Eltern gewachsen ist.

Wenn Sie das geschafft haben, ist der Rest der Erziehung im wesentlichen bloss noch eine Art Begleitung, das heisst Sie können sich fast schon auf das Zuschauen beschränken und müssen nur noch ausnahmsweise aktiv eingreifen. Ein selbstbewusstes Kind kommt von sich aus zu Ihnen, wenn es zum Beispiel Probleme in der Schule hat, denn es hat erfahren, dass es Ihnen vertrauen kann, dass es erst genommen wird - und vor allem: dass es "trotzdem" immer sich selbst sein darf und genau dafür von Ihnen geleibt wird.

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Vertrauensverlust

Für das Vertrauen zwischen Eltern und Kind sind fast ausschliesslich die ersten zwei bis vier Lebensjahre massgebend. Was in dieser Zeit nicht erarbeitet wird, kann später kaum mehr nachgeholt werden, beziehungsweise das Kind wird sich seine Vertrauten gewissermassen abseits seiner Eltern suchen, was sich entsprechend auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt und unter Umständen auch schnell gefährlich werden kann. Einige wichtige Ursachen für den Vertrauensverlust sind:

  • Schreien lassen: Einem schreienden Kind fehlt etwas. Bei Kleinkindern können Sie zudem immer davon ausgehen, dass es sich ausschliesslich um Grundbedürfnisse des Kindes handelt, die bedingungslos und möglichst sofort befriedigt werden sollten. "Einfach schreien lassen" ist deshalb nie (!) eine Lösung. Das ist vergleichbar mit Fahrerflucht nach einem Autounfall: als Eltern haben Sie die Verantwortung, dem Kind, dem etwas fehlt, zu helfen. Kinder in den ersten beiden Jahren schreien niemals, einfach weil sie böse wären oder irgendetwas manipuliert wollten, dazu sind sie schlicht noch gar nicht fähig. Es hilft auch überhaupt nichts, ein schreiendes Kind, von dem sie nicht wissen, was ihm fehlt, mit irgendwelchen Argumenten oder Erklärungen zur Ruhe bringen zu wollen. Das einzige, was hilft, ist Trost. Wird dem Kind Trost verweigert, bedeutet das, dass die Eltern den Sorgen des Kindes nicht vertrauen und das Kind seinerseits das Vertrauen in seine Eltern verliert, was wiederum bewirkt, dass das Kind kein oder nur wenig Selbstvertrauen aufbauen kann.
  • Liegen oder Stehen lassen (Verlassen): Gerade Kleinkinder brauchen viel Körperkontakt, das heisst, sie wollen förmlich spüren, dass sie geliebt werden. Kindertragen sind deshalb ein hervorragendes Mittel um das Vertrauen zu stärken, während diese Beziehung beim Liegen im Kinderwagen verloren geht. Wenn das Kind Ihren Atem spürt und Ihren Körpergeruch riecht, gibt ihm das Vertrauen. Noch heikler ist, das Kind einfach stehen zu lassen, bloss weil es sich Ihrem Willen entgegensetzt: Ihr Kind braucht Ihre Anwesenheit und Standfestigkeit gerade bei Trotzreaktionen ganz besonders! Wenn Sie es ausgerechnet in den schwierigen Situationen verlassen, ist das geradezu ein Liebesentzug. Gleiches gilt für das Wegsperren des Kindes.
  • Missachten: Kinder brauchen die Bestätigung ihrer Eltern, also ein Mindestmass an Beachtung. Das ist vergleichbar mit einem Lottogewinn: Es reicht nicht, dass Sie die richtigen Zahlen getippt haben, Sie müssen den Gewinn auch noch einlösen, ansonsten er verfällt.
  • Leere Versprechen und Drohungen: Kinder verlassen sich zumindest in den ersten Jahren noch voll und ganz auf ihre Eltern. Wenn diese aber immer wieder Dingen versprechen, die sie nicht einhalten oder gar Drohungen aussprechen, die sie dann doch nicht wahrmachen, wird das Kind enttäuscht (selbst wenn eine vermeintlich gute Absicht dahinter stehen mag!). Wird das Kind von seinen eigenen Eltern immer wieder enttäuscht, verliert es auch sein Vertrauen in diese. Noch schlimmer ist, dass sich das Kind schon sehr früh andere Vertraute suchen muss, da sein Bedürfnis nach Beziehung ja trotzdem da ist! So wird das Kind anfällig für allerlei Verführer und Heilsversprechen, zum Beispiel aus der Werbung.
  • Inkonsequenz: Kinder in den ersten Jahren brauchen Klarheit, sie müssen wissen, was geht und was nicht, was gut oder schlecht ist und welches die Konsequenzen von Tun und Lassen sind. Wenn sie sich auf die Aussagen der Eltern nicht verlassen können, weil sie inkonsequent sind, verlieren sie das Vertrauen. Das gilt übrigens ganz unabhängig davon, ob die Eltern in guter oder schlechter (oder gar keiner) Absicht wankelmütig werden, zum Beispiel bei leeren Drohungen.
  • Ironie: Kinder nehmen Ihre Aussagen immer wortwörtlich, da sie den Sprachwitz noch nicht verstehen können. Das hast zur Folge, dass sie von Ironie im besten Fall verwirrt werden, im schlimmsten Fall aber nicht mehr recht glauben wollen, was sie hören, da sie ja nie ganz sicher sein können, was nun gilt und was nicht. Sprechen Sie also Klartext, sodass das Kind Ihren Worten auch trauen kann und sich nicht immer wieder hinterfragen muss. Noch heikler ist, wenn das Kind ausgelacht wird.
  • Doppelbotschaften: Wenn Eltern das eine sagen und das andere meinen, entstehen Doppelbotschaften, die das Kind verwirren. Denn Kinder haben ein sehr feines Gespür für das, was wirklich ist.
  • Lügen: Schwindeln und Lügen sind gleich in zweierlei Hinsicht heikel: Erstens haben Kinder ein sehr feines Gespür dafür, ob etwas stimmt der nicht und zweitens entsteht eine Enttäuschung, wenn die Wahrheit irgendwann trotzdem ans Licht kommt. Das erste Problem ist für Kinder sogar noch das grössere: Wenn sie spüren, dass zwischen Ihren Aussagen und dem, was sie spüren, eine Diskrepanz besteht, werden sie misstrauisch, verlieren also das Vertrauen. Die Enttäuschung hingegen ist dann folgerichtig noch das kleinere Problem, da diese Diskrepanz dann ja eben gerade aufgehoben wird, das heisst, das Kind hat dann wieder die Gewissheit, dass es doch richtig spürte. Allerdings hat es dann auch die Gewissheit, dass es von den Eltern angelogen wird.

Wenn das Vertrauen zwischen den Eltern und dem Kind beeinträchtigt ist, betrifft das nicht bloss deren Beziehung,sondern vor allem das Kind selbst, da es in gleichem Masse Mühe hat, Selbstvertrauen zu entwickeln. Und seine Mühe wird noch grösser, wenn es in der folgenden Phase beginnt seinen Willen zu entwickeln, da es dann bei jedem "Nein!" einen Liebesverlust befürchten wird.

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

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