Nein der Eltern

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




"Nein!" ist das eigentliche Zauberwort für Eltern, wenn ihre Kinder etwa im dritten Lebensjahr beginnen, den Willen zu entwickeln. Damit setzen Sie dem Kind am einfachsten und wirkungsvollsten eine Grenze. Einmal, dafür laut und deutlich ausgesprochen, versteht jedes Kind, um was es dabei geht!

Das "Nein!" ist für jede Beziehung ebenso fundamental wichtig wie das "Ja" und somit eben auch Grundlage für Ihre Erziehungsarbeit!

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"Ja" und "Nein!"

Das "Nein!" in der Erziehung setzt voraus, dass die Eltern zuvor, das heisst während der Phase der Vertrauensbildung, zu ihrem Kind bedingungslos "Ja" gesagt haben. Denn Grenzen können Sie nur dann setzen, wenn Sie und Ihr Kind sich auf ein tragfähiges Vertrauensverhältnis verlassen können. Ansonsten entsteht sofort die Angst, zurückgewiesen zu werden. Wenn Sie hingegen zuvor schon gelernt haben, dem Kind zu vertrauen, hat es genug Selbstvertrauen aufbauen können, um durch Ihr "Nein!" nicht gleich verunsichert zu werden. Ganz im Gegenteil: Die klare Grenze schafft Kontakt und somit Beziehung. Denn Grenzen trennen nicht nur, sondern sie sind auch genau die Stelle, wo eine Berührung stattfindet!

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Einmal - aber laut und deutlich

Das "Nein!" steht hier nicht zufällig mit einem Ausrufezeichen: Es muss mit Ihrer voller Überzeugung, also laut und deutlich, aus Ihrem Mund kommen, ansonsten das Kind, das gerade von seiner unermessliche Kraft des Willens erfüllt ist, kaum reagieren wird. Es kann sogar vorkommen, dass Sie das Kind regelrecht anschreien müssen, denn das Kind kann seinen frisch erweckten Willen anfangs noch nicht dosieren: Es will alles oder nichts, Grautöne und Zwischentöne gibt es in dieser Phase noch nicht.

Das "Nein!" muss auch einen ganz anderen Tonfall haben als jenes, das Sie bisher vielleicht im humorvollen Spiel verwendeten: Kräftig und ernst, ansonsten das Kind sehr schnell zweifelt und ausloten wird, wie ernst Sie es wirklich meinen.

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Sieben halbe Mal "Neins" ergeben ein "Ja"!

Ein grosses Missverständnis besteht darin, dass Eltern meinen, sie müssten ihr "Nein" nur genügend oft wiederholen, bis das Kind endlich verstehen würde. Das ist aber nicht so, denn "halbe Neins" können Sie nicht addieren, sondern Sie müssen sie gewissermassen multiplizieren! Das heisst, wenn Sie sieben Mal halbherzig "Nein" gesagt haben, bleiben am Ende und aufgerundet gerade noch "0,008 Nein"[1]. Sie könnten also auch gleich von Anfang an "Ja" (oder gar nichts) sagen.

Mutig und eindeutig "Nein!" zu sagen, fällt besonders Müttern und mit ihnen auch "modernen Vätern" manchmal besonders schwer. Sie tun aber weder Ihrem Kind noch sich selbst einen Gefallen, wenn Sie immer nur verständnisvoll handeln. Beim ersten Mal müssen Sie sich vielleicht überwinden und haben Angst "zu hart" zu sein. Ein zu hartes, dafür konsequentes "Nein!" ist aber auf jeden Fall besser als wiederholte "weiche Neins", denen das Kind irgendwann überhaupt nicht mehr traut.

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"Wenn" und "Aber"

Das "Nein" muss von Ihnen absolut daherkommen, das heisst ohne "Wenn und Aber". Denn Kinder haben in den ersten vier Jahren noch keinen Sinn für Relativierungen: Entweder ist etwas gut oder schlecht, gross oder klein, lieb oder bös, "man darf" oder "man darf nicht". Zwischentöne sind in diesem Alter noch eine Überforderung des Kindes.

Deshalb ist es auch entscheidend, das Sie konsequent bei Ihrem "Nein" bleiben. Gerade zu Beginn der Willensbildungsphase, also ab etwa drei Jahren, braucht es weder Erklärungen noch Rechtfertigungen. "Nein ist Nein", fertig und Schluss. Es geht einzig darum, dass das Kind erfährt, dass seinem Willen Grenzen gesetzt werden. Das gleiche gilt für Anstandsregeln: Sie brauchen das Kind nicht zu bitten (und schon gar nicht zu fragen) irgendetwas zu tun oder zu lassen, das Kind wird es entweder (noch) nicht verstehen können oder Sie nicht ernst nehmen, weil es mit einem "verklausulierten Nein" nichts anfangen kann! Wenn das Kind die Pantoffeln nicht am dafür bestimmten Platz hinstellt, sagen Sie ruhig, ab er bestimmt: "Nein!" und zeigen auf die Pantoffeln. Allenfalls noch ergänzt durch "Stell die Pantoffeln in den Schrank!". Sie dürfen dafür anfangs ruhig den "kategorischen Imperativ" verwenden. Das mag sich zwar etwas grob anfühlen, doch werden Sie staunen, wie schnell das Kind lernt - und schon bald können Sie wieder zu einem ganz "gepflegten Umgangston" zurückkehren.

Dulden Sie anfangs auch keinen Widerspruch ("Aber ich räume die Pantoffeln dann schon noch weg."). Das Kind lotet damit die Grenzen aus und wenn Sie es zulassen, dass es diese Grenzen immer weiter hinausschieben kann, kann es sie irgendwann gar nicht mehr wahrnehmen, geschweige denn respektieren. Sie müssen sich also zunächst einmal durchgesetzt haben, sodass das Kind weiss, was Sache ist und was nicht. Erst wenn es gelernt hat, dass Ihre Regeln auch Bestand haben, kann es sich auf diese verlassen und wird sie von alleine befolgen. Und wenn das erst einmal geklappt hat, können Sie beginnen, mit dem Kind zusammen Regeln zu vereinbaren.

Lassen Sie sich auch auf keine Diskussionen ein, weshalb die Pantoffeln gerade jetzt und gerade dort versorgt sein müssen: Darum geht es dem Kind nämlich in dieser Phase nicht: Es geht ihm einzig darum, seinen eigenen Willen auszuprobieren, das heisst zu schauen, was drin liegt und was nicht. Je konsequenter Sie sich in dieser entscheidenden Phase veralten, desto schneller ist sie überstanden und desto einfacher wird Ihre Beziehung zum Kind sein.

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Negierungen ("nicht", "nie" usw.)

Die ganze "Zauberkraft" des Wortes "Nein!" geht verloren, wenn Sie es durch "nicht" oder "nie" ersetzen: Wenn das Kind Sie zum Beispiel mit den Füssen tritt und Sie sagen "Trete mich nicht!" wird das Kind in erster Linie "Trete mich!" verstehen. Denn Kinder können noch keine Negierungen verstehen. Dafür ist ein gewisses Abstraktionsvermögen nötig, das im übrigen auch Erwachsenen Mühe bereiten kann (Versuchen Sie zum Beispiel nicht an einen rosaroten Elefanten zu denken: Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist das Bild in Ihrem Kopf bereits entstanden!). Sagen Sie also einfach, aber laut und deutlich, "Nein!". Dieses Wort versteht jedes Kind - und jedes Kind wird sofort aufhören, wenn Sie das Wort nur mit genügend Überzeugung aussprechen!

Sagen Sie dem Kind also nicht, dass es „nicht so schnell machen“ soll (es wird bloss "schnell machen" verstehen!), sondern sagen Sie ihm „Mach langsam!“. Das verlangt einiges an Übung, zumal Ihnen vielleicht auch rein sprachlich nicht immer gerade einfällt, was richtig ist. Kinder sind zum Glück "geduldige Lehrmeister" und werden Ihnen immer wieder Gelegenheit zum üben verschaffen.

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"Stop!" und "Halt!"

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Widerstand

Die allermeisten Kinder reagieren sofort auf dieses „Zauberwort“. Zu Beginn wird das Kind vielleicht einmal toben oder schreien. Das ist völlig normal, denn Sie setzen sich seinem Willen entgegen. Für Ihre Beziehung zum Kind ist dieser Widerstand aber enorm wichtig. Das Kind muss es förmlich spüren, dass ihm da etwas entgegensteht. Manchmal ist das sogar körperlich notwendig, wenn zum Beispiel ein Kind seine Eltern schlägt. Es dürfte Ihnen vermutlich selbstverständlich sein, dass Sie in einem solchen Fall nicht zurückschlagen (und auch nicht damit drohen!). Wichtig ist aber, dass Sie dazu klar „Nein“ sagen und das notfalls auch körperlich, indem Sie zum Beispiel dem Kind, das nach Ihnen tritt, Ihren Fuss so entgegenhalten, dass es darauf schlägt und den Schmerz selbst zu spüren bekommt.

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Archetypische Rollen und Verantwortung

"Nein" zu sagen scheint heutzutage gerade für Väter häufig sehr schwierig. Denn sie haben im Zuge der Emanzipation und der damit verbundenen vermehrten Übernahme von Erziehungsaufgaben als Erstes gelernt, dass sie auch eine "weiche Seite" haben sollen und diese gerade im Umgang mit Kindern ausleben dürfen. Das ist an sich auch völlig richtig. Bloss darf dabei nicht vergessen gehen, dass es die archetypische Aufgabe des Vaters ist, dem Kind Grenzen zu setzen, ihm also "Nein!" zu sagen. Demgegenüber ist das Thema Vertrauen, also das "Ja" in der Erziehung, archetypisch der Mutter zugeordnet. Als Vater werden Sie sich deshalb zu Beginn vielleicht fragen, ob Sie nicht das eine oder andere Mal "zu hart" waren. Sie dürfen jedoch insofern beruhigt sein, dass Ihr Kind besser ein zu hartes als ein halbherziges "Nein" erträgt! Viel wichtiger ist dabei, dass Sie konsequent dabei bleiben und die Mutter Sie nicht gewissermassen boykottiert, indem Sie das "Nein!" aufzuweichen sucht ("Hat Papi 'Nein' gesagt? - Schau, Du darfst dafür noch etwas Schokolade haben"). Die Zuordnung von "Ja" und "Nein!" zu Mutter und Vater ist wohlverstanden bloss eine archetypische. Das heisst es geht keineswegs darum, dass der Eine nur für das "Nein!" zuständig wäre und die Andere nur für das "Ja". Ganz im Gegenteil: Beide müssen beides lernen und zwar in genau gleichem Masse! Höchstens die Reihenfolge aufgrund der Entwicklung des Kindes ist typischerweise so, dass während der Vertrauensphase, also in den beiden ersten Jahren, eher die Mutter gefragt ist während in der Phase der Willensbildung, also den beiden folgenden Jahren, eher der Vater gefordert ist. Spätestens Dank sollten aber beide Eltern so weit sein, dass sie beide Aufgaben genau gleich gut erfüllen können.

Ein grosses Missverständnis liegt darin, dass Eltern meinen, es liege am Kind, wenn es ihr "Nein!" nicht respektiere. Damit fordern sie aber etwas vom Kind, wofür sie selbst verantwortlich sind. Denn anders als in einer partnerschaftlichen Beziehung unter Erwachsenen besteht zwischen den Eltern und dem Kind zumindest in den ersten vier Jahren eine Hierarchie. Das heisst, dass es immer an Ihnen liegt, wenn das Kind Ihr "Nein!" noch nicht akzeptieren kann und Sie müssen solange üben, bis es klappt! Denn das Kind kennt von Natur aus keine Grenzen, sie müssen ihm von seinen Eltern gesetzt werden. Nur so kann es lernen, seinen Willen nutzbringend zu kultivieren und sinnvoll einzusetzen.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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