Trotzen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Trotzende Kinder sind für die meisten Eltern etwas vom Nervigsten: Wenn ein Kind sich mitten im Laden tobend auf den Boden wirft, durch nichts zu beruhigen ist und sich schon gar nicht mit wohlgemeinten Worten vom Objekt der Begierde abbringen lässt, schwindet bei manchen Eltern der "Glaube an das Gute". Dabei handelt es sich eigentlich bloss um ein Missverständnis: Der Ursprung des Verhaltens ist nämlich erstens ein positiver und das Problem kann zweitens eigentlich einfach gelöst werden:

Kinder entwickeln ihren eigenen Willen (nicht zu verwechseln mit dem Lebenswillen) in der Regel ab etwa dem drifteten Lebensjahr - und das ebenso regelmässig ziemlich abrupt: Während das Kind während den ersten zwei Jahren vielleicht noch ganz selbstverständlich alles mitmachte, was ihm seine Eltern vorschlugen, beginnt es plötzlich auch bei scheinbar völlig nebensächlichen Dingen derart wild zu protestieren, dass Sie als Eltern womöglich die Welt nicht mehr verstehen. Der Wille entwickelt sich nämlich nicht einfach schön langsam - und noch weniger kommt der Wille schon kultiviert hervor. Es handelt sich vielmehr um eine Art Explosion, also etwas Unkontrollierbares, kein zartes Flämmchen, das sich kontinuierlich zu einem Feuer entwickeln würde.

Doch auch mit Explosionen kann man umgehen lernen, indem man erstens darauf vorbereitet ist, und zweitens eine Umgebung schafft, welche die Kräfte der Explosion aufnehmen und eindämmen kann (denken Sie bloss an einen Automotor). Genau diese Aufgabe kommt Ihnen als Eltern zu, wenn Ihr Kind diesen - nach der Geburt zweitwichtigsten - Schritt in seinem Leben macht. Es gilt von nun an also, dem Kind, beziehungsweise seinem Willen, Grenzen zu setzen. Und um eine Grenze zu setzen, genüget ein "Zauberwort", nämlich "Nein". Sagen Sie dem Kind, das den Schokoladerigel aus dem Regal nimmt: "Nein!". Und wenn das Kind darf zu toben beginnt, warten Sie solange bei ihm, bis es ich wieder beruhigt hat. Diese Zeit bis zur Beruhigung kann manchmal länger dauern und ist natürlich auch nicht gerade angenehm (Sie werden nebst dem schreitenden Kind zum Beispiel auch noch gut gemeinte Ratschläge oder Versuche zur Besänftigung von anderen Kunden erdulden müssen). Wichtig ist aber, dass Sie ruhig bleiben und mit Ihre ganzen Aufmerksamkeit beim Kind bleiben, denn Ihr Kind hat Sie gerade in dieser Situation besonders nötig!

Denken Sie daran, dass auch das Kind von dieser Art Explosion zunächst einmal überfordert ist: Der Wille ist in seiner ursprünglichen Form eine derart starke Kraft, die sprichwörtlich Berge versetzen kann. Wenn dieser Kraft nichts entgegengesetzt wird, kann es für das Kind sehr schnell gefährlich werden. Es liegt deshalb an Ihnen als Eltern, dieser Kraft etwas entgegenzusetzen. Dazu braucht es selbstverständlich keinerlei körperliche Gewalt wie Schläge oder Wegsperren. Es genügt vollkommen, dem Kind erstens eine Struktur zu schaffen, in der es sich so bewegen kann, dass es einerseits seinen Bewegungsdrang ausleben kann und andererseits seine Umgebung respektiert. Diese Struktur ist gewissermassen, das was Sie als Vorbereitung für die Explosion tun können: Das Kind lernt nämlich schon zuvor, also in den beiden ersten Lebensjahren, in denen es um die Vertrauensbildung geht, dass es Regeln gibt. Es sind Dinge wie Rhythmus, Wiederholungen, Rituale oder Manieren, die dem Kind eine gewisse Sicherheit geben. Das ist die Voraussetzung, um später Regeln akzeptieren zu können.

Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

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