Sucht

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Süchtig kann der Mensch nicht nur von Drogen im engeren Sinn (von Alkohol und Nikotin über Medikamente bis hin zu illegalen Substanzen) werden, sondern auch von vermeintlich harmlosen Substanzen wie Zucker und Salz, aber auch von bestimmten Verhaltensweisen wie Glücksspiel, Pornographie, TV-Serien, Essen usw. Aus erzieherischer Sicht sind die Unterscheidungen unerheblich. Denn auch wenn es kein "Patentrezept" gibt: Eine Erziehung, die vor allem darauf abzielt, dass die Grundbedürfnisse in der frühen Kindheit befriedigt werden, ist die beste Prävention! Dabei geht es nicht bloss um die Grundbedürfnisse im engeren Sinn wie etwa allgemeine Obhut oder Gestillt werden, sondern vor allem um die beiden Grundprinzipien der Erziehung:

  • Vertrauen: Ein Kind, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte, wird in erster Linie auf seinen eigenen Fähigkeiten aufbauen und kommt nicht so schnell in Versuchung, seine Ziele mit irgendwelchen künstlichen Hilfsmitteln, wie eben Drogen, zu erreichen. Voraussetzung für Selbstvertrauen ist aber, dass die Eltern erstens die Grundbedürfnisse des Kindes, insbesondere in den beiden ersten Jahren, immer und sofort befriedigt haben. Ansonsten entwickelt das Kind eine entsprechende Sehnsucht, die es mit dem zu befriedigen versucht, das ihm gerade angeboten wird (das kann zu Beginn "bloss" ein Übermass an Schokolade oder Unterhaltungselektronik sein, später aber eben auch anderes, weit Gefährlicheres). Eine solche "Ersatzbefriedigung" ist dann die beste Grundlage für späteres Suchtverhalten. Besondere Vorsicht ist deshalb beim Thema Trost geboten: Wenn dem weinenden Kind einfach der Schnuller oder die Aussicht auf ein neues Spielzeug hingehalten wird, statt dass es gehalten wird und ihm Zeit zum ausweinen geschenkt wird, wird es diesen fatalen Mechanismus sehr schnell verinnerlichen. Und der Jugendliche wird sich später, wenn er selbst entscheiden kann, genau gleich verhalten und zum Beispiel den Verlust der Freundin mit Alkohol wegschwemmen, statt sich mit einem guten Freund auszutauschen.
  • Grenzen: Drogen ermöglichen nicht nur die Illusion von Wohlbefinden, sondern jenachdem auch die Überschreitung von Grenzen unseres Bewusstseins. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn diese Grenzüberschreitungen gar nicht als solche wahrgenommen werden. Das Bewusstsein für Grenzen entwickelt das Kind aber nur dann, wenn ihm solche von den Eltern auch gesetzt wurden. Denn von Natur aus kennt das Kind keine Grenzen. Das Thema Grenzen kommt mit der Willensbildung, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr (auch als "Trotzphase" bezeichnet). Wenn das Kind in dieser entscheidenden Phase keine klaren Leitplanken erhält, wird es diese von sich aus suchen und immer weitergehen, bis es eine Grenze spürt. Drogen oder auch Gewaltanwendung sind dann "beste" Mittel um zu testen, "wieviel es verträgt".

Als Eltern müssen Sie sich also bewusst sein, dass Sie die Grundlagen für süchtiges Verhalten in den ersten vier Jahren gelegt werden. Die "Drogen" in diesem Alter mögen zwar noch harmlos erscheinen (wie zum Beispiel Zucker oder das "Ruhigstellen" mit TV-Serien und ähnlichem), doch kann die Wirkung verheerend sein, wenn daraus eine Gewohnheit wird.

Wenn das Kind aber genügend Selbstvertrauen und ein Gespür für Grenzen entwickeln konnte, dürfen Sie als Eltern weitgehend beruhigt sein. Ihr Kind wird zwar, gerade im Alter der Pubertät, das eine oder andere ausprobieren, doch wird es genügend reif sein, um selbst beurteilen zu könne, was ihm gut tut und was nicht. Selbstverständlich bleibt ein Restrisiko, zumal es suchterregende Substanzen gibt, die schon beim ersten Mal höchst gefährlich sein können. Doch müssen Sie als Eltern irgendwann auch anerkennen, dass Ihr Kind eine eigene Verantwortung für sein Leben hat und Ihr Einfluss nach den beiden ersten, entscheidenden Phasen der Erziehung rapide abnimmt.

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