Grenzen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Grenzen sind die Antwort der Eltern auf den Willen des Kindes und entsprechen somit dem zweiten Grundprinzip der Erziehung. Es geht dabei um das "Nein!" in der Erziehung. Währenddem die Eltern in der Phase der Vertrauensbildung, also in den beiden ersten Lebensjahren des Kindes, lernen mussten, dem Kind zu vertrauen, also "Ja" zu sagen, müssen sie nun lernen, dem sich ab etwa dem dritten Lebensjahr bildenden Willen des Kindes entgegenzuhalten, eben Grenzen zu setzen.

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Schwangerschaft und Geburt

Ein Kind ist bis zur Geburt völlig grenzenlos, denn es war neun Monate lang ein und alles mit seiner Mutter. Näher als Mutter und Kind können sich Menschen nicht sein, denn das Ungeborene ist von der Mutter vollkommen umschlossen.

Doch schon die Geburt ist eine einzige Grenzerfahrung. Wenn das Kind den Körper der Mutter verlässt, durchstösst es nicht nur die Grenze der Mutter selbst, sondern es schafft damit erst überhaupt eine Grenze. Ganz abgesehen davon ist der Geburtsvorgang schon allein aufgrund der Risiken, der Schmerzen der Mutter und den Ängsten des Kindes eine absolute Grenzerfahrung. Man spricht denn auch von einem eigentlichen Geburtstrauma. Wichtig für die Erziehung ist in diesem Zusammenhang, dass das Kind bereits Grenzen erfahren hat und Sie als Eltern schon allein deshalb darauf vertrauen dürfen, dass es auch mit den Grenze, die Sie ihm später setzen müssen, umgehen kann!

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

In den beiden ersten Lebensjahren, also noch vor der Willensbildung, geht es in der Erziehung fast ausschliesslich um die Vertrauensbildung. Grenzen sind in dieser Zeit bloss ausnahmsweise ein Thema. In dieser Zeit dürfen Sie nicht nur, sondern sollen Sie dem Kind möglichst zu allem und immer "Ja" sagen. Denn das Kind kommt zunächst ausschliesslich mit Grundbedürfnissen zur Welt, es kennt weder Wünsche noch Absichten, denn sein Wille beschränkt sich auf den Lebenswillen. Es will bloss leben und von seinen Eltern angenommen und geliebt werden.

Trotzdem gibt es bereits in dieser Phase gewissermassen ein paar Übungsfelder für Grenzen, sodass Sie sich als Eltern schon einmal darauf vorberieten können, was in der nächsten Phasen auf Sie zukommt:

  • Grenzen der Eltern: Ein Kind in den beiden ersten Jahren nimmt seine Eltern vollständig und fortwährend in Anspruch. Selbst wenn es schläft, müssen Sie immer noch gewissermassen "auf Pikett" sein. Hinzu kommt die in unserer westlichen Zivilisation fehlende Sippe, in der es selbstverständlich wäre, dass alle ihre Mitglieder die Eltern bei der Kinderbetreuung entlasten. In einer Kleinfamilie, womöglich noch isoliert in einer Wohnung, müssen Sie sich deshalb anders organisieren, ansonsten Sie mit der Kinderbetreuung sehr schnell überfordert sind. Überlegen Sie sich also unbedingt schon vor er Geburt, ob die Grosseltern mithelfen können oder ob Sie eine Wohnung in einer familienfreundlichen Umgebung bevorzugen, wo Sie Gleichgesinnte finden und sich gegenseitig unterstützen können. Auch eine, wie auch immer ausgestaltete, Fremdbetreuung, sollten Sie frühzeitig planen.
  • "Kleine Autonomiephase": In der Regel noch vor der eigentlichen Willensbildung beginnt das Kind zu sprechen und zu laufen. Damit vergrössert es seinen Aktionsradius auf einen Schlag wesentlich: Es kann nun mitteilen, was es will und es kann dorthin gehen, wo es will. Schon aus Sicherheitsgründen werden Sie das Kind aber nicht überall hinlassen können, das heisst Sie müssen ihm Grenzen setzen.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Mit der Phase der Willensbildung, also in der Regel ab etwa dem dritten Lebensjahr, werden Grenzen mit einem Schlag zum weitaus wichtigsten Thema der Erziehung. Denn wenn das Kind, in der Regel ziemlich überraschend aber umso heftiger, seinen Willen zu entwickeln beginnt, wird es von einer äusserst mächtigen Kraft geradezu übermannt. Diese Kraft ist nicht nur eine wortwörtlich gewaltige, sondern eine der wertvollsten Kräfte des Menschen überhaupt: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Jedenfalls dann, wenn der Wille sozusagen kultiviert wurde:

Wenn ein Kind zum ersten Mal "Ich will" sagt (oder "Nein!" - was im Prinzip das gleiche ist!), gilt diese Aussage absolut: Das Kind ist weder fähig noch bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen. Ganz im Gegenteil: Sein Einsatz für das, was es will, ist in der Regel fundamental und unbeschränkt. Die Ausdauer, die der Wille dem Kind verleiht, sind nahezu unendlich und für viele Eltern im ersten Moment ein Schock. "Vernünftiges" Zureden und Erklären helfen rein gar nichts, ja wirken ganz im Gegenteil sogar noch kontraproduktiv. Als Eltern müssen Sie sich zunächst bewusst werden, dass dieses Verhalten des Kindes ein Zeichen seiner gesunden Entwicklung ist! Sodann gilt es angemessen zu reagieren:

  • Wille des Kindes: Wenn Sie mit dem, was das Kind will, nicht einverstanden sind, müssen Sie klipp und klar "Nein!" sagen - und zwar genau einmal, dafür laut und deutlich. Schauen Sie dem Kind mit Ihrer ganzen Überzeugung und so lange in die Augen, bis es verstanden hat. Dabei werden Sie auch den einen oder anderen "Tobsuchtsanfall" durchstehen müssen. Entscheidend ist dabei, dass Sie standhaft bleiben, und zwar gleich in zweierlei Hinsicht: Erstens müssen Sie konsequent bei Ihrer Haltung bleiben und sich nicht etwa verunsichern lassen. Und zweitens müssen Sie bei Ihrem Kind bleiben, denn es braucht Sie in diesem Moment ganz besonders. Das Kind muss sich nämlich auf Ihre Haltung verlassen können und will auch geliebt werden, wenn es mit seinem Willen anstösst! Liebesentzug hingegen würde das Kind als Strafe empfinden. Und es wäre nicht bloss eine kontraproduktive Strafe, sondern auch noch eine höchst ungerechte, denn das Kind hat nicht etwa etwas falsch gemacht, sondern ganz im Gegenteil: es hat damit begonnen, nach dem Selbstvertrauen das wichtigste für sein Leben zu entwicklen, nämlich seinen Willen! Dieser Wille aber wird es nur in dem Masse zu einem freien Willen kultivieren können, wie ihm die Eltern Grenzen setzen.
  • "Nein!" des Kindes: Wenn hingegen das Kind "Nein!" sagt, müssen Sie das grundsätzlich genauso respektieren, wie Sie es umgekehrt von ihm erwarten. In diesem Fall müssen Sie sich aber überlegen, welches die Konsequenzen sind. Wenn das Kind zum Beispiel etwas nicht essen will, ist das völlig in Ordnung, denn zwingen dürfen Sie das Kind keinesfalls. Das ist erstens nicht nötig und zweitens auch völlig kontraproduktiv. Die Frage ist aber, ob Sie dem Kind einfach so lange Alternativen anbieten, bis es hat, was es will (und dann womöglich immer noch nicht zufrieden ist!) oder ob Sie sagen, dann soll es eben auf das Essen verzichten. Zumal es sich ja um eine Art Luxusproblem handelt: Wenn das Kind Hunger hätte, würde es sich auf alles freuen, was es zu essen gibt. Allein der Überfluss in unserer westlichen Zivilisation macht es möglich, wählerisch zu sein. Respektieren Sie das "Nein" des Kindes auch dann, wenn es aus Ihrer Sicht unvernünftig ist (ausser natürlich es gefährde seine Sicherheit): Wenn das Kind zum Beispiel noch nicht schlafen gehen will, sollten Sie warten, bis es bereit dazu ist, denn es weiss besser als Sie, wann es genügend müde ist! Das bedeutet aber nicht etwa, dass Sie das Kind die ganze Nacht lang unterhalten sollen, ganz im Gegenteil: Sie sollen bloss das "Nein" akzeptieren und warten, denn Kinder gehen von sich aus schlafen, wenn sie müde sind! Wenn Sie das Kind hingegen zum Schlafengehen zwingen, wird es bloss wütend und kann in der Folge noch weniger schlafen, sodass der Teufelskreis perfekt wird.

Grenzen setzen ist keine einfache Sache, zumal der Erziehungsstil aktueller Elterngenerationen häufig zu einer Gegenreaktion auf die früher allzu autoritäre Erziehung tendiert. Gerade Väter, die archetypisch eigentlich primär für Grenzen zuständig sind, fühlen sich dadurch häufig verunsichert. Wenn Sie sich fragen, ob Sie "zu hart" oder "zu weich" sind, dann sollten Sie die Frage anders stellen, denn es geht nicht um Härte, sondern um folgendes:

  • Kinder brauchen Grenzen: Grenzen sind für Kinder auch Leitplanken, ohne die sie den Halt verlieren würden. Gerade in der Phase der Willensbildung gewinnt ein Kind schnell den Eindruck, es könne spielend Berge versetzen, zum Mond fliegen oder sein jüngeres Geschwister nach Belieben umher dirigieren. Das ist völlig normal. Schwierig wird es aber, wenn die Eltern derartige Allmachtsphantasien womöglich noch fördern, indem sie die Vorstellungen des Kindes zum Beispiel mit Fantasy-Artikeln oder Kriegsspielzeug weiter anstacheln, statt es auch mal wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen.
  • Kinder brauchen Verlässlichkeit: Ihr Kind muss wissen, woran es ist, ansonsten es verunsichert wird, was seinem Selbstvertrauen nicht förderlich wäre. Es ist deshalb weniger wichtig, welche Regeln Sie aufstellen, denn dass Sie die einmal aufgestellten auch konsequent anwenden. Blosse Drohungen sind deshalb nicht nur wirkungslos, sondern geradezu kontraproduktiv. Sorgen Sie sich also nicht, wenn Sie mal den Eindruck haben, Sie seinen "zu streng" gewesen. Sorgen sollten Sie sich viel mehr, wenn Sie inkonsequent reagieren, das heisst von Ihrer Haltung, auf die sich das Kind verlässt, abweichen.
  • Grenzen trennen nicht nur, sie verbinden auch: Das ist offensichtlich, wenn Sie sich zwei benachbarte Ländern vorstellen. Es gilt aber auch im übertragnen Sinne: Wenn Sie jemandem eine klare Grenze setzen, spürt Ihr Gegenüber Ihren Willen und es entsteht ein Kontakt (währenddem Ignorieren keine Berührung wirkt)! Deshalb sind Grenze für die Beziehungsfähigkeit ebenso grundlegend und unabdingbar wie Vertrauen.
  • Auch Mütter müssen Grenzen setzen: Es ist ein hartnäckiger Irrtum zu glauben, dass die Mutter immer nur die Rolle der Verständnisvollen zukommt und sie deshalb vor der Aufgabe, Grenzen zu setzen, befreit wäre! Auch wenn die Rollenverteilung archetypisch für die Mutter das Thema Vertrauen vorsieht und für den Vater das Thema Grenzen, geht es eben bloss um Archetypen. Das heisst, die eine kommt höchstens vor dem anderen, ist deswegen aber nicht wichtiger als der andere - und umgekehrt! Gerade wenn es um die Gleichberechtigung der Geschlechter geht, kann nicht genügend betont werden, dass auch Frauen "Nein!" sagen müssen.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

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Erwachsenwerden (etwa 16 bis 25 Jahre)

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Grenzen des Kindes

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Freier Wille als Ziel der Erziehung

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Folgen mangelnder Grenzen

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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