Wählerisch

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Wählerisches Verhalten ist zunächst völlig natürlich, wählt doch jedes Lebewesen, wenn es eben die Wahl hat, das Beste und meidet das Zweitbeste. Der in der westlichen Zivilisation üblicherweise herrschende Überfluss, insbesondere an Lebensmitteln, schafft aber gerade für Kinder ein typisches Luxusproblem. Denn an sich würde der ganz normale Hunger vor dem Essen dafür sorgen, dass Kinder grundsätzlich das "essen, was auf den Tisch kommt". Wobei Sie selbstverständlich darauf achten, dass Sie zumindest anfangs geschmacklich eher milde Speisen bevorzugen.

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Problem des Überflusses

Während des Abstillens ist die feste Nahrung für das Kind natürlich noch ziemlich fremd und es muss sich zuerst an das Neue gewöhnen. Dabei ist vor allem Ihre Einstellung hilfreich: Gehen Sie davon aus, dass das Kind entdeckungsfreudig ist, also gerne etwas Neues probiert. Bieten Sie also alles mit der Haltung an, dass Sie es damit seine Neugier reizen können. Nutzen Sie zum Beispiel jede Gelegenheit, wenn das Kind etwas von Ihrem Teller probieren möchte (auch wenn es nicht speziell für es gekocht wurde). Essen darf kein Zwang sein, sondern soll immer mit Lust verbunden sein. Es gibt denn auch keinen vernünftigen Grund, dem Kind zu verbieten mit dem Essen spielerisch umzugehen, das gehört ganz einfach zur Lust dazu! Lassen Sie das Kind auch möglichst von Anfang mit Ihnen am selben Tisch gleichzeitig essen. So nimmt es Sie von alleine zum Vorbild und will schon bald alles essen oder doch zumindest probieren, was Sie essen. Auch beim Kochen, insbesondere beim Rüsten, können Sie die Kinder miteinbeziehen - und danach staunen, wie viel besser das selbst geschnittene Gemüse schmeckt!

Respektieren Sie es aber auch, wenn das Kind etwas nicht mag oder nicht einmal Lust zum Ausprobieren hat. Suchen Sie in solchen Fällen nicht nach Alternativen, indem Sie zum Beispiel sofort den Kühlschrank durchsuchen. Damit würden Sie dem Kind bloss signalisieren, dass es immer noch etwas anderes, besseres gibt. Denn genau hier liegt die Gefahr des Überflusses: es dürfte in den allermeisten Fällen überhaupt kein Problem für Eltern sein, dem Kind zum Beispiel noch drei weitere Geschmacksrichtungen des gleichen Produkts zu besorgen, oder etwas, das "leichter den Hals runterrutscht". Kinder können dadurch geradezu provoziert werden, von ihren Eltern immer noch mehr Auswahl zu fordern. Dadurch droht dann sehr schnell ein Teufelskreis, aus dem Sie nicht mehr so leicht rauskommen!

Unvermeidlich wird sein, dass Sie gelegentlich etwas kochen, das dem Kind derart wenig schmeckt, dass es lieber gar nichts isst. Das ist normal und solange völlig unproblematisch, als Sie konsequent bleiben und ihm die Entscheidung überlassen, entweder doch zu essen oder bis zur nächsten Mahlzeit zu warten (es wird deswegen nicht verhungern!). In Ausnahmefällen, wenn Sie zum Beispiel selbst merken, dass Sie etwas gar scharf gewürzt haben, können Sie ihm natürlich auch ein Stück Brot anbieten. Letztlich hängt es von Ihrer individuellen Einstellung ab, wie sehr Sie den persönlichen Vorlieben des Kindes nachgeben wollen. Sie sollten bloss bereit sein, die Verantwortung zu übernehmen, das heisst, sich nicht über das Kind zu ärgern und ihm auch keine Vorwürfe für sein wählerisches Verhalten zu machen, das Sie selbst provoziert haben!

Was für das Essen gilt, gilt natürlich entsprechend für Kleider, Spielzeug, die Einrichtung des Kinderzimmers und weitere Dinge, die das Kind begehrt. Am einfachsten haben es in dieser Beziehung Eltern, die schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht alle Wünsche des Kindes erfüllen können. Anderen Eltern bleibt bloss das Mittel der künstlichen Verknappung.

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Positives und negatives Verwöhnen

Im Zusammenhang mit wählerischem Verhalten stellt sich Eltern die Frage, inwiefern sie das Kind zu sehr verwöhnen würden. Dabei muss unterschieden werden zwischen der Befriedigung von Grundbedürfnissen und dem Erfüllen von Wünschen. Denn vor allem währen der Phase der Vertrauensbildung sollen Sie möglichst alle Grundbedürfnisse sofort und bedingungslos befriedigen, während Wünschen durchaus mit Herausforderungen verbunden werden dürfen. Beim Essen zum Beispiel besteht das Grundbedürfnis lediglich im Stillen des Hungers durch möglichst gesunde Lebensmittel, während die Wahl zwischen vier verschiedenen Eissorten bloss ein Ausfluss von Luxus ist (und zum Beispiel davon abhängt gemacht werden kann, ob das Kind eine bestimmte Strecke selbst gelaufen ist). Vor allem mit der Willensbildung können die Wünsche des Kindes weit über seine Grundbedürfnisse hinausgehen. Das ist zwar völlig natürlich, doch braucht das Kind auch entsprechende Herausforderungen, an denen es seine Kräfte und Fähigkeiten messen kann.

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email