Selbständigkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem Eintritt in die (Vor-)Schule treten der Selbständigkeit des Kindes regelmässig [[Lehrplan|Lehrpläne]] gegenüber und mit dem [[Freies Lernen|freien Lernen]] ist es dann mehr oder weniger vorbei: Das Kind soll dann vielleicht feine Scherenschnitte basteln, obwohl es viel lieber mit einem schweren Hammer Nägel einschlagen würde. Ganz zu vermeiden ist das natürlich nicht, da insbesondere die Wirtschaft später gewisse normierte Fähigkeiten in Form von Berufsabschlüssen und ähnlichem verlangt, um einigermassen effizient funktionieren zu können. Die Frage ist aber, wie früh mit dieser Standardisierung begonnen werden soll beziehungsweise wie lange das Kind frei lernen darf. Falls Sie als Eltern die Möglichkeit haben, die [[Schule]] selbst zu wählen, sollten Sie insbesondere auch auf diesen Punkt achten.  
Mit dem Eintritt in die (Vor-)Schule treten der Selbständigkeit des Kindes regelmässig [[Lehrplan|Lehrpläne]] gegenüber und mit dem [[Freies Lernen|freien Lernen]] ist es dann mehr oder weniger vorbei: Das Kind soll dann vielleicht feine Scherenschnitte basteln, obwohl es viel lieber mit einem schweren Hammer Nägel einschlagen würde. Ganz zu vermeiden ist das natürlich nicht, da insbesondere die Wirtschaft später gewisse normierte Fähigkeiten in Form von Berufsabschlüssen und ähnlichem verlangt, um einigermassen effizient funktionieren zu können. Die Frage ist aber, wie früh mit dieser Standardisierung begonnen werden soll beziehungsweise wie lange das Kind frei lernen darf. Falls Sie als Eltern die Möglichkeit haben, die [[Schule]] selbst zu wählen, sollten Sie insbesondere auch auf diesen Punkt achten.  


Selbständig bedeutet aber auch, dass das Kind sich mit gesellschaftlichen Widrigkeiten auseinandersetzen kann, ohne gleich an seiner [[Persönlichkeit]] zu zweifeln beginnen. Und genau das kann ein Kind umso besser, je mehr es in den ersten vier Jahren frei entscheiden durfte und ihm Verantwortung übertragen wurde.
Selbständig bedeutet aber auch, dass das Kind sich mit gesellschaftlichen Widrigkeiten auseinandersetzen kann, ohne gleich an seiner [[Persönlichkeit]] zu zweifeln beginnen. Und genau das kann ein Kind umso besser, je mehr es in den ersten vier Jahren frei [[entscheiden]] durfte und ihm [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] übertragen wurde.


Lassen Sie dem Kind auch in der Schulzeit möglichst viel Entscheidungsspielraum. Wenn das Kind sein Freifach selbst wählen durfte, wird es viel lieber hingehen und auch einmal mit einem langweiligeren Stoff umgehen können. Das gleiche gilt auch für [[Freizeit|Freizeitaktivitäten]]: Es ist weniger wichtig, ob das Kind lieber ins Tischtennis geht oder Klavier spielt. Wichtig ist, dass es Freude daran hat und selbst entscheiden durfte. Wenn es sich aber einmal entschieden hat, können Sie mit ihm aber durchaus eine bestimmte Mindestzeit vereinbaren, während der es nicht wieder irgendetwas anderes beginnen kann.
Lassen Sie dem Kind auch in der Schulzeit möglichst viel Entscheidungsspielraum. Wenn das Kind sein Freifach selbst wählen durfte, wird es viel lieber hingehen und auch einmal mit einem langweiligeren Stoff umgehen können. Das gleiche gilt auch für [[Freizeit|Freizeitaktivitäten]]: Es ist weniger wichtig, ob das Kind lieber ins Tischtennis geht oder Klavier spielt. Wichtig ist, dass es Freude daran hat und selbst entscheiden durfte. Wenn es sich aber einmal entschieden hat, können Sie mit ihm aber durchaus eine bestimmte Mindestzeit vereinbaren, während der es nicht wieder irgendetwas anderes beginnen kann.

Version vom 26. März 2018, 21:20 Uhr



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"Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt." Dieses Zitat von Laotse versinnbildlicht es sehr schön: Selbständigkeit ist nichts etwas, das dem Kind am Tag der Volljährigkeit verliehen wird, sondern sollte schon ganz von Anfang an für Ihre Erziehungsarbeit bestimmend sein. Die Schritte mögen anfangs noch so klein sein, entscheidend ist, dass Sie als Eltern den Glauben daran haben, dass Ihr Kind dem Ziel der Selbständigkeit mit jedem Schritt, den Sie es selbst machen lassen, ein Stück näher kommt.

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Schwangerschaft und Geburt

Selbständigkeit beginnt schon vor der Geburt, nämlich dann, wenn das Kind (und nicht etwa der Terminkalender der Geburtsklinik) bestimmt, wann es zur Welt kommt. Und auch beim Stillen wird der Säugling schon sehr bald von sich aus die Mutterbrust suchen und solange trinken, bis er genug hat. Vertrauen Sie dem Kind schon in dieser allerersten Phase seines Lebens, dass es selbständig werden will - auch wenn es im Moment noch vollkommen auf Ihre Obhut angewiesen ist.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

In der ersten Phase der Erziehung geht es darum, dass Sie als Eltern lernen, dem Kind zu vertrauen. Während das Kind mit einem vollkommenen Vertrauen in seine Eltern zu Welt kommt (und im übrigen auch gar keine andere Wahl hat!), fällt es Eltern anfangs häufig schwer, an die unglaublichen Fähigkeiten des Kindes zu glauben. Beobachten Sie zum Beispiel, wie das Kind je länger desto gezielter nach etwas greifen kann und irgendwann auch den Löffel selbst zum Mund führen kann: Die Motivation dazu kommt vom Kind selbst, Sie brauchen es weder anzutreiben noch nachzuhelfen. Denn der Antrieb selbständig zu werden, ist in jedem Menschen von Natur aus gegeben, er darf bloss nicht behindert werden.

Wann ein Kind etwas selbständig tun kann oder nicht, richtet sich weder nach Entwicklungstabellen noch Lehrplänen. Denn kein Kind ist durchschnittlich, jedes Kind hat ganz individuelle Fähigkeiten. Lassen Sie Ihr Kind sich selbständig entwickeln und selbst entscheiden, wann es Lust hat, laufen zu lernen oder Bauklötze zu zählen oder was auch immer (auch "Freies Lernen" genannt). Geben Sie ihm die Chance zum ausprobieren: Sie werden staunen, welch unglaubliche Lernfähigkeiten Kinder entwickeln. Und sie tun es immer ganz allein und mit grösster Freude, Aufmerksamkeit und Geduld!

Helfen Sie Ihrem Kind nur dann, wenn es von sich aus Hilfe verlangt. Und wenn Sie meinen, dass es diese ja offensichtlich braucht, fragen Sie es zumindest zuerst (wenn das Kind noch nicht sprechen kann, wir es auch durch Mimik oder Gestik antworten können). Denn möglicherweise will das Kind Ihre Hilfe trotzdem nicht und Sie würden es gewissermassen "zwangsbeglücken". Der Unterschied zwischen elterlicher Güte und Zwangsbeglückung kann manchmal sehr subtil sein. Viele Kinder wehren sich aber sehr energisch, wenn sie von den Eltern mit zu viel Unterstützung ("Ich will Dir ja nur helfen") bedacht werden. Das ist ein gutes Zeichen!

Die ersten grösseren Schritte in die Selbständigkeit mach das Kind, wenn es zu laufen oder zu sprechen beginnt. Man spricht denn auch von der "kleinen Autonomiephase". Das eigentlich Faszinierendste an dieser Entwicklung ist, dass das Kind ohne äusseres Zutun irgendwann und ganz von alleine auf die Idee kommt. An solche Entwicklungsschritte sollten Sie sich denn auch immer wieder einmal erinnern, wenn es um anderes geht: Das Kind lernt nämlich am einfachsten und am besten von sich aus!

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Spätestens mit der Willensbildung ab etwa dem dritten Lebensjahr pocht das Kind meist ziemlich vehement auf seine Selbständigkeit. Man spricht denn auch von der Autonomiephase (häufig und eher abwertend auch "Trotzphase" genannt). Der Wille gibt dem Kind eine ganz neue Kraft. Es spürt nun plötzlich, dass es aktiv etwas erreichen kann, statt bloss von der Gunst seiner Eltern abhängig zu sein. Während es bisher einfach alles freudig annahm, was ihm gegeben wurde, sagt es nun plötzlich "Nein!" oder "Ich will...". Dieser Schritt ist, nach der Geburt, der wichtigste überhaupt auf dem Weg zur Selbständigkeit.

Der Wille gibt dem Menschen die Kraft, sein kreatives Potential auszuleben, seine Ideen zu verwirklichen und überhaupt seine Persönlichkeit zu entwickeln. Allerdings ist der Wille zu Beginn noch ungeschliffen wie ein Rohdiamant, das heisst er muss erst noch kultiviert werden. Dafür sind die Eltern verantwortlich, in dem sie dem Kind Grenzen setzen. Der Wille muss auf Widerstand treffen, ansonsten er nicht gefordert ist und verkümmert. Wenn dem Kind aber gelehrt wird, dass es seinen Willen haben darf, gleichzeitig aber auch ein "Nein!" respektieren muss, kann es lernen, seinen Willen geschickt einzusetzen. Ein solcher, sozusagen vom Egoismus befreiter, Wille ist nebst einem gesunden Selbstvertrauen die wichtigste Voraussetzung für die Selbständigkeit.

Die Grundlage für die Selbständigkeit wird also in den ersten vier Jahren des Kindes gelegt: Je mehr Verantwortung Sie dem Kind überlassen, desto besser kann es sich entfalten und desto selbständiger wird es. Ein Kind, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte und dem gelehrt wurde, Grenzen zu respektieren, ist bereits mit dem Eintritt in die (Vor)Schule so reif, dass es sich für den Rest des Lebens selbständig weiterentwickeln kann, das heisst die Erziehungsarbiet der Eltern kann sich mehr und mehr auf eine Art Begleitung beschränken.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit dem Eintritt in die (Vor-)Schule treten der Selbständigkeit des Kindes regelmässig Lehrpläne gegenüber und mit dem freien Lernen ist es dann mehr oder weniger vorbei: Das Kind soll dann vielleicht feine Scherenschnitte basteln, obwohl es viel lieber mit einem schweren Hammer Nägel einschlagen würde. Ganz zu vermeiden ist das natürlich nicht, da insbesondere die Wirtschaft später gewisse normierte Fähigkeiten in Form von Berufsabschlüssen und ähnlichem verlangt, um einigermassen effizient funktionieren zu können. Die Frage ist aber, wie früh mit dieser Standardisierung begonnen werden soll beziehungsweise wie lange das Kind frei lernen darf. Falls Sie als Eltern die Möglichkeit haben, die Schule selbst zu wählen, sollten Sie insbesondere auch auf diesen Punkt achten.

Selbständig bedeutet aber auch, dass das Kind sich mit gesellschaftlichen Widrigkeiten auseinandersetzen kann, ohne gleich an seiner Persönlichkeit zu zweifeln beginnen. Und genau das kann ein Kind umso besser, je mehr es in den ersten vier Jahren frei entscheiden durfte und ihm Verantwortung übertragen wurde.

Lassen Sie dem Kind auch in der Schulzeit möglichst viel Entscheidungsspielraum. Wenn das Kind sein Freifach selbst wählen durfte, wird es viel lieber hingehen und auch einmal mit einem langweiligeren Stoff umgehen können. Das gleiche gilt auch für Freizeitaktivitäten: Es ist weniger wichtig, ob das Kind lieber ins Tischtennis geht oder Klavier spielt. Wichtig ist, dass es Freude daran hat und selbst entscheiden durfte. Wenn es sich aber einmal entschieden hat, können Sie mit ihm aber durchaus eine bestimmte Mindestzeit vereinbaren, während der es nicht wieder irgendetwas anderes beginnen kann.

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Erwachsenwerden (etwa 16 bis 25 Jahre)

Das Ziel jeder Erziehungsarbeit sollte sein, dass das Kind selbständig wird. Wobei selbständig nicht bloss heisst, ohne Unterstützung von den Eltern leben zu können. Selbständig heisst vielmehr, verantwortungsvoll mit der Freiheit umzugehen. Das ist natürlich ein sehr hohes Ziel und bedeutet, abhängig von den eigenen Wertvorstellungen, eine lebenslange Aufgabe auch des Kindes selbst, also jedes Erwachsenen.

Selbständige Menschen zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen und diese sowohl für sich als auch für ihre Mitmenschen sinnvoll und nützlich einsetzen können. Diese Eigenschaft ist schliesslich auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Beziehungsfähigkeit. Wenn Sie Ihre Kinder zu selbständigen Menschen erziehen, tun Sie nebenbei nicht bloss diesen selbst, sondern insbesondere auch den Partnern Ihrer Kinder, einen grossen Gefallen!

Demgegenüber brauchen Kinder, die nicht gelernt haben selbständig zu leben, dauernd irgendeinen „Elternersatz“ , auch wenn sie eigentlich längst erwachsen sind. Typische Erscheinungen in diesem Zusammenhang sind nicht enden wollende Therapien, Gurus, Heldenverehrung, Machos ebenso wie Zicken und weitere mehr oder weniger „traurige Gestalten der Menschheit“.

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