Beziehung zwischen der Mutter und dem Kind

Aus 2 x 2 der Erziehung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Beziehung des Kindes zur Mutter ist die erste Beziehung des Menschen überhaupt. Und es ist die mit grossem Abstand innigste Beziehung, die überhaupt denkbar ist: Während der Schwangerschaft ist das Kind komplett von seiner Mutter umgeben und wird von ihr gewissermassen "rundumversorgt". Wenn Sie an die Existenz einer Seele glauben, wird diese Beziehung noch inniger.

Und auch nach der Geburt bleibt die Muter-Kind-Beziehung eine ganz spezielle, insbesondere wenn das Kind gestillt wird. Das Kind wird auf diese Weise nicht bloss mit allem genährt, was es braucht, sondern erhält auch eine einmalige Nähe, die später kaum mehr möglich ist: ein grösserer Vertrauensbeweise ist kaum denkbar. Die erste Phase der Erziehung, nämlich die der Vertrauensbildung, kann denn auch archetypisch der Mutter zugeordnet werden. In den ersten beiden Jahren ist der Vater zwar nicht unwichtiger als die Mutter, doch kommt er grundsätzlich an zweiter Stelle. Oder bildhaft ausgedrückt: Er kann alles, ausser Stillen.

Mit der Phase der Willensbildung wird diese Reihenfolge aber zunächst einmal umgekehrt: Es ist die archetypische Aufgabe des Vaters, dem Kind Grenzen zu setzen. Die Mutter ist nicht etwa unwichtiger, doch macht es durchaus Sinn, wenn der Vater als erster "Nein!" sagt. Die Mutter wird sich zudem zuerst daran gewöhnen müssen, dass nebst dem "Ja" auch ein "Nein!" nötig wird. Dieser Wechsel ist nicht immer einfach, doch fundamental wichtig. Voraussetzung dafür, dass dies gelingt, ist eine genügende Vertrauensbasis. Sie können dem Kind nur dann eine Grenze setzen, wenn Sie dadurch keinen Liebesentzug befürchten.

Viele Mütter empfinden die ersten beiden Jahre des Kindes als "einfacher", da das Kind noch alles macht, was ihm gesagt wird. Die Betreuung wird zwar als kräfteraubend empfunden, doch im übrigen als "unproblematisch". Dabei geht oft vergessen, dass in dieser Zeit die notwendige Basis dafür gelegt werden muss, dass der Schritt zur nächsten Phase gelingt. Denn plötzlich wird das Kind zu protestieren beginnen und lehnt ab, was es bisher immer ohne weiteres angenommen hat. Als Mutter müssen Sie dann auch entsprechend reagieren können, das heisst dem Willen des Kindes Ihren eigenen entgegenhalten können. Aus der innigen Nähe entsteht dann plötzlich eine vermeintliche Distanz, die es auszuhalten gilt. Dazu brauchen Sie Vertrauen in das Kind. Das heisst Sie müssen in den ersten beiden Jahren gelernt haben, den Fähigkeiten und den Grundbedürfnissen des Kindes zu vertrauen. Denn nur wer wirklich "Ja" sagen kann, kann auch "Nein" sagen. Nur wenn Sie diesen Zusammenhang verstanden haben, werden Sie auch die Erfahrung machen können, dass Grenzen nicht nur trennen, sondern gleichzeitig auch verbinden! Wenn Sie hingegen keine Grenzen setzen, werden Sie auch als Mutter die Bindung zu Ihrem Kind verlieren und dem Kind wird seinerseits der Halt abhanden kommt, den es in dieser Phase unbedingt braucht.

Eine besondere Konstellation ergibt sich für alleinerziehende Mütter: Es ist nicht nur die zeitliche Doppelbelastung wegen der wegfallenden Unterstützung durch den Vater (und häufig die finanziellen Folgen), sondern auch noch die Verantwortung für die zwei an sich gegensätzlichen Grundprinzipien der Erziehung. Wenn dann noch Schuldgefühle der Mutter gegenüber den Kinder hinzukommen (weil zum Beispiel der Wunsch nach Trennung von ihr kam), wird die Sache noch komplizierter: Die Mutter kommt dann sehr schnell in Versuchung, zu viel "Verständnis" für die Kinder aufzubringen. Und zwar in Momenten, in denen das Kind gar nicht danach verlangt, sondern eigentlich Grenzen sucht. Wenn sie aber in den beiden ersten Lebensjahren des Kindes ein genügendes Vertrauensverhältnis zu Ihren Kindern aufgebaut haben, brauchen Sie sich davor nicht zu fürchten, sondern dürfen, ja sollen sogar, genauso "Nein!" sagen können, wenn Ihnen etwas nicht passt. "Schonen" wäre nämlich genau der falsche Weg, da Kinder in dieser Situation erst recht starke "Leitplanken" benötigen!

Weiterführende Themen

Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

^ nach oben