Grenzen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Grenzen sind nebst dem > Vertrauen das zweite Grundprinzip in der Erziehung. Während das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder grenzenlos sein sollte, kommt nun mit den Grenzen eben ein gegensätzliches, einschränkendes Prinzip zur Anwendung. Dieses Prinzip kommt zwar an zweiter Stelle, weil es von der Entwicklung des Kindes her erst nach etwa zwei JAhren fundamental wird, ist aber genauso wichtig wie das erste! Vertrauen und Grenzen verhalten sich in ihrer Bedeutung nämlich ganz ähnlich wie > Mutter und > Vater: Sie bedingen einander und sind absolut gleichwertig. Bloss ist die Mutter eben aufgrund der > Schwangerschaft und des > Stillens für das Kind an erster Stelle, der Vater an zweiter.

Grenzen sind das NEIN, das Sie einem Kind geben müssen. – JAwohl, Sie haben richtig gelesen: Sie als Eltern müssen dem Kind Grenzen setzen, Ihr Kind braucht Grenzen, ansonsten es zu Tode stürzt. Und es ist Ihre Pflicht, diese ihm zu geben. Selbstverständlich ist es auch Ihr Recht, dem Kind Grenzen zu setzen, noch viel mehr müssen Sie sich aber im Klaren sein, dass es ein Recht des Kindes ist, von seinen Eltern Grenzen zu erhalten!

Wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, ist es von Natur aus grenzenlos, denn es war neuen Monate lang ein und alles mit seiner Mutter. Ich und Du sind das Gleiche. Das Kind konnte bisher nicht unterscheiden, was es selbst ist und was seine Umwelt ist. Nun aber beginnt es zu verstehen, dass es da etwas zu unterscheiden gilt, dass es ein ICH und ein DU gibt. Und somit gibt es auch Grenzen. Für Ihr Kind dürfte das eine völlig neue und gewaltige Erfahrung sein. Und Sie als Vater oder Mutter dürften ebenso überrumpelt davon sein, denn es beginnt nun (in der Regel ab etwa zwei JAhren) die Phase, die landläufig als „Trotzphase“ bezeichnet wird. Es ist der gewaltige Moment, in dem das Kind seinen > Willen entwickelt. Plötzlich sagt es NEIN, wo es bisher immer munter allem zugestimmt hat, das sie vorgeschlagen haben. Und noch viel schlimmer: Es sagt scheinbar grundlos NEIN und nochmals NEIN. Es wird Ihnen nicht sagen, weshalb es nicht will und es Sie werden häufig auch beim besten Willen keinen Grund entdecken können. Es will einfach nicht. – Und das ist gut so! Denn Ihr Kind entwickelt nun seinen Willen.

Dem Willen des Kindes müssen aber unbedingt und dringend Grenzen gesetzt werden. Denn der Wille des Kindes ist zunächst noch ziemlich brachial und ungestüm. Er muss gewissermassen noch kultiviert werden. Das heisst das Kind muss erfahren, dass seinem Willen, die Bedürfnisse anderer Menschen gegenüber stehen können: Wenn Ihr kleiner Junge Freude daran hat, im Laden das Gestell mit den Tomatendosen auszuräumen, finden das nicht alle gleich lustig: Dann liegt es an Ihnen, klipp und klar NEIN – und sonst gar nichts - zu sagen. Kinder brauchen in dieser Phase anfänglich noch gar keine Begründung. Und wenn sie ein brauchen, fragen sie danach. Unbedingt notwendig ist aber, dass Sie bei Ihrem NEIN bleiben und allenfalls solange neben dem Sohn stehen und warten, bis sich dieser damit abgefunden hat. Laufen Sie also nicht einfach davon, denn das wäre > Liebesentzug, sondern üben sie sich in > Beharrlichkeit und > Geduld. Das wird auch Ihnen gut tun!

Grenzen setzen ist für die meisten Eltern gar nicht so leicht, wie es tönen mag. Sie tun deshalb gut daran, möglichst früh damit zu üben. Gelegenheit dazu haben Sie eigentlich schon vom ersten Tag, auch wenn es sich dabei noch um sehr subtile Grenzen handelt. Bestens geeignete Übungsfelder sind die Themen > Essrhythmus, > Schlafrhythmus, > Schlafen im Elternzimmer oder Kinderzimmer, > abstillen usw.

Später, also mit der Phase der Willensbildung ab etwa zwei JAhren, sind es dann Themen, bei denen die Grenzen eindeutiger und klarer zu erkennen sind – und eben auch unbedingt von Ihnen als Eltern gesetzt werden müssen: > Regeln, > Manieren, > Ordnung, > Lärm usw.