Fremdbetreuung ist die Betreuung von Kindern ausserhalb des engeren Familienkreises während den ersten vier Lebensjahren (die spätere Betreuung ausserhalb der Familie ist für die Erziehung nicht mehr massgebend). Insbesondere die Betreuung durch Grosseltern wird hier nicht als Fremdbetreuung betrachtet.

Vor und Nachteile

Die Fremdbetreuung hat gegenüber der Betreuung durch die Eltern sowohl Vor- als auch Nachteile. Entscheidend sind die Unterschiede für die Erziehung nach den Grundprinzipien dieses Wikis zwar nicht. Zu beachten ist jedoch, dass die Fremdbetreuung eine - wenn auch zeitlich begrenzte - Trennung darstellt, die ein intaktes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind voraussetzt, ansonsten die Beziehung nachhaltig gestört werden kann. Dieses Vertrauensverhältnis ist aber in der Regel erst nach etwa zwei Jahren genügend tragfähig.

Bei Kleinkindern ist deshalb besondere Vorsicht geboten. In vielen Fällen dürfte der Entscheid aber schon durch die familiären oder wirtschaftlichen Verhältnisse vorgegeben sein. Kinder sind zudem sehr kooperativ, das heisst wenn Sie ihnen offen und ehrlich sagen, weshalb Sie sie zum Beispiel in die KITA bringen, können sie dafür sehr viel Verständnis aufbringen. Hingegen hilft ein schlechtes Gewissen weder den Eltern noch dem Kind.

Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Zunächst sollten Sie ich bewusst sein, dass Ihr Kind in den beiden ersten Lebensjahren noch keine Vorstellung von der Zukunft hat. Das heisst, wenn Sie ihm am Morgen beim Verabschieden sagen, dass Sie am Abend wiederkommen, wird es das noch nicht wirklich verstehen können beziehungsweise es wird eine gewisse Zeit benötigen, bis es dieser Regelmässigkeit vertraut. Dabei ist es zweitrangig, ob Ihr Fernbleiben eine oder mehrere Stunden umfasst: Sie sind einfach weg! Das ist eine ziemlich anspruchsvolle Prüfung des Vertrauensverhältnisses zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Das ist bei den Grosseltern zwar grundsätzlich auch der Fall, doch ist die Grossmutter eben auch Mutter (oder gar die Mutter der Mutter), was das Kind sehr wohl spürt! Sie sollten deshalb dem Kind für den Prozess der Trennung vor allem genügend Zeit lassen, sodass es möglichst schrittweise lernen kann, dass Sie nach einer bestimmten Zeit wiederkommen und es nicht verlassen haben. Seien Sie auch nicht überrascht, wenn das Kind Sie beim Abholen anfangs ablehnt: Viele Kinder reagieren so, weil sie eben voll und ganz in der Gegenwart leben und sich somit gewissermassen schon damit abgefunden haben, dass es Sie gar nicht mehr gibt und beim Wiedersehen mit entsprechendem Erstaunen reagieren! Sobald das Kind genügend Vertrauen aufgebaut hat, wird es sich in der Krippe aber wohl fühlen können. Gerade für Einzelkinder ist die Krippe auch eine schöne Möglichkeit, um den Kontakt mit anderen Kindern zu üben.

Abschied nehmen und Wiedersehen

Wichtig sind die Momente des Abschieds und des Wiedersehens: Lassen Sie den entscheidenden Moment möglichst durch das Kind bestimmen (und nicht etwa durch Ihre Agenda oder einen Fahrplan). Sobald das Kind genügend Vertrauen in die neue Umgebung gefasst hat, wird es loslassen können und sich von Ihnen entfernen - und in aller Regel weder einen Abschiedskuss noch sonst irgendetwas brauchen! Akzeptieren das so. Wenn Sie hingegen wieder zum Kind gehen und es zu einem Abschied ermuntern (oder gar zwingen) wollen, holen Sie es wieder aus der eben erst gewonnenen Sicherheit heraus und es fühlt sich womöglich hin- und hergerissen, sodass der Abschied dann schwierig werden kann. Umgekehrt, das heisst wenn Sie das Kind wieder abholen, wird es möglicherweise auch noch eine gewisse Zeit brauchen, bis es wieder auf Sie zukommt: Vielleicht ist es Garde noch ein Spiel vertieft oder fühlt sich derart wohl, dass es nun nicht so schnell wieder etwas Neues will. Denn Kinder leben in den ersten Jahren noch völlig im Hier und Jetzt. Es ist also nur ein gutes Zeichen, wenn das Kind Sie nicht vermisst hat und nicht Sofa tauf Sie zugestürmt kommt.

Bei der Wahl der Krippe dürften natürlich in erster Linie praktische Bedürfnisse wie ein optimaler Weg zur Arbeit im Vordergrund stehen. Bedenken Sie aber, dass die äusseren Bedingungen noch so gut sein können, wenn Sie als Eltern kein gutes Gefühl zum Beispiel gegenüber den Betreuungspersonen in der Krippe haben. Solche Ängste übertragen sich dann sehr schnell auf das Kind und hemmen das nötige Vertrauen.

Krippen sind schliesslich auch eine gute Möglichkeite für das Kind, Regeln (oder zumindest Regelmässigkeiten) zu erfahren. Bedenken Sie aber, dass Sie dadurch nicht von Ihrer eigenen Erziehungsaufgbe befreit werden, dem Kind also zum Beispiel Grenzen zu setzen, wenn es seinen Willen zu entwickeln beginnt.

Weiterführende Themen

Übergeordnetes Thema

^ nach oben

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email