Willensbildung: Unterschied zwischen den Versionen

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===Das "Nein!" des Kindes===
===Das "Nein!" des Kindes===
Doch auch Kinder können mit dem Erwachen des Willens nun ausdrücklich und lautstark [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagen. Und auch das ist gut so! Wenn Sie als Eltern vom Kind fordern, dass es Ihr "Nein!" respektiert, müssen Sie sich umgekehrt unbedingt auch daran  halten. Denn [[Zwingen]] würde gar  nichts helfen, sondern sich ganz im Gegenteil ausgesprochen [[kontraproduktiv]] auswirken. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]] Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern [[gebrochener Wille|brechen seinen Willen]]. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre also zum Beispiel das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen [[kooperativ]] veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig [[Güte]] und [[Geduld der Eltern|Geduld]] lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.
Der Wille des Kindes äussert sich nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt. Und das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen [[Respekt des Kindes|respektiert]]. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]] Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern versuchen, [[gebrochener Wille|seinen Willen zu brechen]]. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre deshalb, das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen [[kooperativ]] veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig [[Güte]] und [[Geduld der Eltern|Geduld]] lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.


Der Wille des Kindes äussert sich aber nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt . Das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern aber genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen respektiert. Das folgt schon alleine daraus, dass das Kind Sie als Eltern automatisch zum [[Vorbild]] nimmt! Wenn das Kind also zum Beispiel ein notwendiges Medikament nicht gleich schlucken will, dürfen Sie ihm dieses keinesfalls einfach in den Mund stopfen. Das wäre gleich in mehrfacher Hinsicht [[kontraproduktiv]]: Erstens lernt das Kind, dass Heilung mit [[Zwang]] verbunden ist (statt mit Erlösung von der Krankheit) und zweitens wird es sich beim nächsten Mal davor hüten, bloss in die Nähe eines Arztes oder Medikaments zu geraten. Und drittens ist Zwang nicht bloss eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]], sondern immer auch ein Zeichen [[Vertrauen der Eltern|mangelnden Vertrauens]]: Die Eltern trauen dem Kind nicht zu, dass es das tut, was für es gut ist.
In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).
 
Gerade das Beispiel mit dem Medikament zeigt, wie entscheidend ein tragfähiges [[Vertrauensbildung|Vertrauensverhältnis]] zwischen Eltern und Kind ist, um solche Konflikte meistern zu können: Wenn das Kind nämlich zuvor, das heisst in den beiden ersten Lebensjahren, die Erfahrung machte, dass es nie zum Essen gezwungen wurde, aber umgekehrt immer Essen bekam, wenn es Hunger hatte, lernte es seinen Eltern zu vertrauen, dass diese sich immer Mühe geben, möglichst alle seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] zu befriedigen. Dieses Vertrauen wird nämlich notwendig sein, wenn das Kind ein Medikament nehmen soll, ohne dass es einen Zusammenhang zur Heilung erkennen kann (zumal viele Medikamente bei der Einnahme auch noch eher unangenehm sind): Als Eltern können Sie noch einen Moment warten und dem Kind ruhig erklären, wie das mit den Medikamenten funktioniert (oder das Kind daran erinnern, dass Sie selbst auch schon dies oder jenes genommen haben und danach die Schmerzen wieder weg gingen). In aller Regel wird das Kind das Medikament dann ohne weiteres einnehmen .
 
In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).


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