Toben: Unterschied zwischen den Versionen

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16 Bytes hinzugefügt ,  13. November 2018
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===Wegsperren===
===Wegsperren===
Wütend schreiende Kinder sind schwer auszuhalten. Trotzdem sollten Sie nicht etwa in Versuchung kommen, ein tobendes Kind einfach in sein Zimmer zu [[Wegsperren|sperren]]. Denn in dieser Situation hat das Kind seine Eltern dringend nötig! Es braucht Ihre Anwesenheit, damit es erfährt, dass es auch in dieser Situation von Ihnen geliebt wird. Wenn Sie es wegsperren, ist das nichts anderes als ein krasser [[Liebesentzug]]. Sie haben ihm damit nur vermeintlich eine Grenze gesetzt, denn gleichzeitig haben Sie es [[Verlassen des Kindes|verlassen]] (was für ein Kind immer noch die schlimmste [[Strafen|Strafe]] überhaupt ist!). Eine echte Grenze ist aber nicht nur trennend, sondern gleichzeitig verbindend. Das heisst Sie müssen beim Kind [[ausharren]], bis es sich ausgetobt hat.  
Wütend schreiende Kinder sind schwer auszuhalten. Trotzdem sollten Sie nicht etwa in Versuchung kommen, ein tobendes Kind einfach in sein Zimmer zu [[Wegsperren|sperren]]. Denn in dieser Situation hat das Kind seine Eltern dringend nötig! Es braucht Ihre Anwesenheit, damit es erfährt, dass es auch in dieser Situation von Ihnen geliebt wird. Wenn Sie es wegsperren, ist das nichts anderes als ein krasser [[Liebesentzug]]. Sie haben ihm damit nur vermeintlich eine Grenze gesetzt, denn gleichzeitig haben Sie es [[Verlassen des Kindes|verlassen]] (was für ein Kind immer noch die schlimmste [[Strafen|Strafe]] überhaupt ist!). Eine echte Grenze ist aber nicht nur trennend, sondern gleichzeitig verbindend. Das heisst Sie müssen beim Kind [[ausharren]], bis es sich ausgetobt hat.  
{{top}}===Ignorieren===Nicht viel anders verhält es sich, wenn Sie versuchen, [[Ignorieren|einfach so zu tun, als wäre nichts]]. Denn es ist etwas, und zwar etwas ganz Bedeutendes: Ihr Kind ist gerade daran, seinen frisch entdeckten Willen auszuprobieren! Und das ist mindestens so bedeutend und wertvoll, wie wenn das Kind gerade laufen gelernt hat! [[Beachtung]] sollte also selbstverständlich sein.  
 
{{top}}===Nachgeben===Die auf den ersten Blick einfachste Variante ist natürlich, wenn Sie dem Kind die Schokolade einfach lassen (obwohl Sie eigentlich der Meinung sind, dass es diese nicht behalten soll). Das mag zwar [[Bequemlichkeit der Eltern|bequem]] sein, doch ist es ausgesprochen heikel, denn Sie verschieben das Problem nur auf die nächste Situation (das Kind wird sich dann nicht mehr mit einer Tafel Schokolade begnügen, sondern sich immer mehr nehmen, um endlich eine Grenze zu erhalten). Sie müssen sich deshalb unbedingt frühzeitig darüber Gedanken machen, was Sie selbst wollen und sollten dann möglichst die "erstbeste Chance" nutzen und [[Lernen der Eltern|lernen]], dem Kind eine Grenze zu setzen. Denn Sie werden nicht darum herumkommen und können diese Aufgabe auch nicht etwa delegieren (indem Sie zum Beispiel denken, dass dem Kind dann in der Schule schon gesagt würde, was es zu tun oder lassen habe). Die [[Verantwortung der Eltern|Verantwortung]] dafür liegt ausschliesslich bei Ihnen, ansonsten Sie keine echte [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind|Beziehung zu Ihrem Kind]] aufbauen können!
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{{top}}===Machtspiele===Häufig nehmen Eltern tobende Kinder als böse wahr und kommen in Versuchung, sich an ihnen gewissermassen rächen zu wollen (ob bewusst oder unbewusst). Sie denken, dass das Kind ihnen aus irgendeinem Grund übel will. Zum Beispiel kommen sie auf die Idee, dem Kind zwar die Schokolade zu lassen, aber ihm zu drohen, dass es dafür dann nichts zum Nachtessen gäbe. [[Strafen]] machen in der Erziehung aber an sich schon keinen Sinn. Verschärfend kommt hier aber hier noch dazu, dass die Strafe dem Kind für eine an sich positive Entwicklung (nämlich die [[Willensbildung]]) angedroht wird. Und wenn es dann noch bloss bei der [[Drohen|Drohung]] bleibt, weil Sie am Abend schon wieder zurückgekrebst sind, haben Sie das Kind gewissermassen auch noch [[Enttäuschen|enttäuscht]] und damit sein [[Vertrauen]] komplett verloren. Dabei handelt es sich bloss um ein [[Missverständnisse|Missverständnis]], denn das Kind in diesem Alter ist erstens noch gar nicht zu böser Absicht fähig und ist zweitens bloss daran, seinen Willen zu entwickeln. Dieser Wille ist allerdings noch derart ungestüm, dass das Kind mit ihm anfangs schlicht überwältigt ist. Es braucht deshalb [[Grenzen]], die es von seinen Eltern erhalten muss. Nur so kann es seinen Willen nach und nach kultivieren und sinnvoll einsetzen. [[Machtspiele]] hingegen sind jeder Beziehung abträglich, ganz besonders aber für die so wichtige [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind]].
 
{{top}}===Flucht in die Meta-Ebene===Eine weitere Versuchung ist schliesslich, dem Kind sein Verhalten [[Psychologisieren|psychologisch erklären zu wollen]], zum Beispiel "Jetzt machst Du mir wieder eine Szene!" Abgesehen davon, dass solche "Analysen" meistens unsinnig und falsch sind, sind sie für das Kind schlicht eine [[Überforderung des Kindes|Überforderung]]. Denn Kinder sind in der Regel frühestens ab der Pubertät überhaupt fähig, über ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Beim Kind kommen solche Aussagen wie Urteile an, gegen die es sich nicht wehren kann, weil es sie gar nicht versteht. Zudem sind in solchen Situationen überhaupt keine Erklärungen oder gar Vorwürfe angebracht, da es ausschliesslich in der [[Verantwortung der Eltern]] liegt, angemessen zu reagieren.
===Ignorieren===
Nicht viel anders verhält es sich, wenn Sie versuchen, [[Ignorieren|einfach so zu tun, als wäre nichts]]. Denn es ist etwas, und zwar etwas ganz Bedeutendes: Ihr Kind ist gerade daran, seinen frisch entdeckten Willen auszuprobieren! Und das ist mindestens so bedeutend und wertvoll, wie wenn das Kind gerade laufen gelernt hat! [[Beachtung]] sollte also selbstverständlich sein.  
 
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===Nachgeben===
Die auf den ersten Blick einfachste Variante ist natürlich, wenn Sie dem Kind die Schokolade einfach lassen (obwohl Sie eigentlich der Meinung sind, dass es diese nicht behalten soll). Das mag zwar [[Bequemlichkeit der Eltern|bequem]] sein, doch ist es ausgesprochen heikel, denn Sie verschieben das Problem nur auf die nächste Situation (das Kind wird sich dann nicht mehr mit einer Tafel Schokolade begnügen, sondern sich immer mehr nehmen, um endlich eine Grenze zu erhalten). Sie müssen sich deshalb unbedingt frühzeitig darüber Gedanken machen, was Sie selbst wollen und sollten dann möglichst die "erstbeste Chance" nutzen und [[Lernen der Eltern|lernen]], dem Kind eine Grenze zu setzen. Denn Sie werden nicht darum herumkommen und können diese Aufgabe auch nicht etwa delegieren (indem Sie zum Beispiel denken, dass dem Kind dann in der Schule schon gesagt würde, was es zu tun oder lassen habe). Die [[Verantwortung der Eltern|Verantwortung]] dafür liegt ausschliesslich bei Ihnen, ansonsten Sie keine echte [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind|Beziehung zu Ihrem Kind]] aufbauen können!
 
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===Machtspiele===
Häufig nehmen Eltern tobende Kinder als böse wahr und kommen in Versuchung, sich an ihnen gewissermassen rächen zu wollen (ob bewusst oder unbewusst). Sie denken, dass das Kind ihnen aus irgendeinem Grund übel will. Zum Beispiel kommen sie auf die Idee, dem Kind zwar die Schokolade zu lassen, aber ihm zu drohen, dass es dafür dann nichts zum Nachtessen gäbe. [[Strafen]] machen in der Erziehung aber an sich schon keinen Sinn. Verschärfend kommt hier aber hier noch dazu, dass die Strafe dem Kind für eine an sich positive Entwicklung (nämlich die [[Willensbildung]]) angedroht wird. Und wenn es dann noch bloss bei der [[Drohen|Drohung]] bleibt, weil Sie am Abend schon wieder zurückgekrebst sind, haben Sie das Kind gewissermassen auch noch [[Enttäuschen|enttäuscht]] und damit sein [[Vertrauen]] komplett verloren. Dabei handelt es sich bloss um ein [[Missverständnisse|Missverständnis]], denn das Kind in diesem Alter ist erstens noch gar nicht zu böser Absicht fähig und ist zweitens bloss daran, seinen Willen zu entwickeln. Dieser Wille ist allerdings noch derart ungestüm, dass das Kind mit ihm anfangs schlicht überwältigt ist. Es braucht deshalb [[Grenzen]], die es von seinen Eltern erhalten muss. Nur so kann es seinen Willen nach und nach kultivieren und sinnvoll einsetzen. [[Machtspiele]] hingegen sind jeder Beziehung abträglich, ganz besonders aber für die so wichtige [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind]].
 
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===Flucht in die Meta-Ebene===
Eine weitere Versuchung ist schliesslich, dem Kind sein Verhalten [[Psychologisieren|psychologisch erklären zu wollen]], zum Beispiel "Jetzt machst Du mir wieder eine Szene!" Abgesehen davon, dass solche "Analysen" meistens unsinnig und falsch sind, sind sie für das Kind schlicht eine [[Überforderung des Kindes|Überforderung]]. Denn Kinder sind in der Regel frühestens ab der Pubertät überhaupt fähig, über ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Beim Kind kommen solche Aussagen wie Urteile an, gegen die es sich nicht wehren kann, weil es sie gar nicht versteht. Zudem sind in solchen Situationen überhaupt keine Erklärungen oder gar Vorwürfe angebracht, da es ausschliesslich in der [[Verantwortung der Eltern]] liegt, angemessen zu reagieren.


Alle diese Reaktionen führen dazu, dass das Kind nie wirklich Grenzen erfährt und deshalb auch nicht lernen kann, seinen Willen sinnvoll einzusetzen, das heisst zu seinem eigenen Nutzen und die Grenzen seiner Umwelt respektierend. Die Gefahr dabei ist, dass es zum Störenfried (oder umgekehrt zum Duckmäuser) wird, jedenfalls wird es [[verhaltensauffällig]]. Handelt es sich dann noch um ein Kind, das schon von seinem [[Temperament]] her eigentlich mehr Grenzen und Strukturen als andere brauchen würde, ist die Gefahr gross, dass ihm zum Beispiel das "Etikett [[ADHS]]" angehängt wird, obwohl eigentlich Erziehungsfehler der Eltern Ursache für sein Verhalten sind.
Alle diese Reaktionen führen dazu, dass das Kind nie wirklich Grenzen erfährt und deshalb auch nicht lernen kann, seinen Willen sinnvoll einzusetzen, das heisst zu seinem eigenen Nutzen und die Grenzen seiner Umwelt respektierend. Die Gefahr dabei ist, dass es zum Störenfried (oder umgekehrt zum Duckmäuser) wird, jedenfalls wird es [[verhaltensauffällig]]. Handelt es sich dann noch um ein Kind, das schon von seinem [[Temperament]] her eigentlich mehr Grenzen und Strukturen als andere brauchen würde, ist die Gefahr gross, dass ihm zum Beispiel das "Etikett [[ADHS]]" angehängt wird, obwohl eigentlich Erziehungsfehler der Eltern Ursache für sein Verhalten sind.

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