Zwangsbeglücken: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 13: Zeile 13:
* '''Liebkosungen''': Die meisten Kinder mögen [[Liebkosen|Liebkosungen]] und verlangen von sich aus danach. Heikel wird es aber, wenn Erwachsene meinen, sie hätten gewissermassen einen Anspruch darauf, den das Kind mit Freude befriedigen soll ("Oma hat noch ein Küsschen zum Abschied zugut!"). Denn im schlimmsten Fall macht es sich das Kind aber bereits früh zur Gewohnheit, Berührungen, die es aus irgendwelchen Gründen gerade gar nicht mag, stillschweigend zu dulden. Kinder haben aber genauso ein Recht [[Nein des Kindes|"Nein!"]] zu sagen wie Erwachsene, und zwar auch dann, wenn der Kuss zum Beispiel als Dankeschön für ein Geschenk gefordert wird. Erzwungenen Liebkosungen sollten Sie denn auch tatsächlich als eine Vorstufe des [[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauchs]] verstehen!
* '''Liebkosungen''': Die meisten Kinder mögen [[Liebkosen|Liebkosungen]] und verlangen von sich aus danach. Heikel wird es aber, wenn Erwachsene meinen, sie hätten gewissermassen einen Anspruch darauf, den das Kind mit Freude befriedigen soll ("Oma hat noch ein Küsschen zum Abschied zugut!"). Denn im schlimmsten Fall macht es sich das Kind aber bereits früh zur Gewohnheit, Berührungen, die es aus irgendwelchen Gründen gerade gar nicht mag, stillschweigend zu dulden. Kinder haben aber genauso ein Recht [[Nein des Kindes|"Nein!"]] zu sagen wie Erwachsene, und zwar auch dann, wenn der Kuss zum Beispiel als Dankeschön für ein Geschenk gefordert wird. Erzwungenen Liebkosungen sollten Sie denn auch tatsächlich als eine Vorstufe des [[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauchs]] verstehen!
* '''Überfluss''': Der in der [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] üblicherweise vorherrschende allgemeine [[Überfluss]] bringt leider gerade für Kinder ungeahnte Probleme mit sich. Denn Kinder können noch weniger als Erwachsene damit umgehen. So sehr sich ein Kind zum Beispiel über ein Plüschtier freuen kann, so sehr schwindet diese Freude, wenn es mit Plüschtieren überhäuft wird, bloss weil diese überall zu Spottpreisen angeboten oder gar verschenkt werden. Solches (negatives) [[Verwöhnen]] kann auch schnell zu masslosen [[Wünsche des Kindes|Wünschen]] oder [[Wählerisch|wählerischem Verhalten]] führen. Warten Sie deshalb, bis sich das Kind etwas wirklich wünscht und Sie darum bittet.
* '''Überfluss''': Der in der [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] üblicherweise vorherrschende allgemeine [[Überfluss]] bringt leider gerade für Kinder ungeahnte Probleme mit sich. Denn Kinder können noch weniger als Erwachsene damit umgehen. So sehr sich ein Kind zum Beispiel über ein Plüschtier freuen kann, so sehr schwindet diese Freude, wenn es mit Plüschtieren überhäuft wird, bloss weil diese überall zu Spottpreisen angeboten oder gar verschenkt werden. Solches (negatives) [[Verwöhnen]] kann auch schnell zu masslosen [[Wünsche des Kindes|Wünschen]] oder [[Wählerisch|wählerischem Verhalten]] führen. Warten Sie deshalb, bis sich das Kind etwas wirklich wünscht und Sie darum bittet.
* '''Warme Kleider''': Kleinkinder können anfangs ihre Körpertemperatur zwar tatsächlich noch nicht selbst regulieren, weshalb Sie natürlich für genügend Wärme sorgen müssen. Doch schon bald wird sich Ihr Kind zum Beispiel gegen zu viele oder zu warme [[Kleider]] wehren. Lassen Sie das Kind selbst entscheiden, wie viel es anziehen möchte, selbst dann, wenn Sie zum Beispiel beabsichtigen nach draussen in die Kälte zu gehen. Denn das Kind lebt noch voll und ganz im Hier und Jetzt, kann also noch nicht abschätzen, dass es kurze Zeit später frieren wird. Sie müssen es diese Erfahrung schon mindestens einmal selbst machen lassen, dann wird es Ihnen beim nächsten Mal einfacher glauben können! Wenn Sie dem Kind einfach gegen seinen Willen die Kleider überstreifen, wird es in erster Linie, dass Sie es in seinem [[Nein des Kindes|"Nein!"]] nicht respektieren und erst Recht darauf pochen, sodass schnell ein [[Teufelskreis]] entstehen kann.
* '''Warme Kleider''': Kleinkinder können anfangs ihre Körpertemperatur zwar tatsächlich noch nicht selbst regulieren, weshalb Sie natürlich für genügend Wärme sorgen müssen. Doch schon bald wird sich Ihr Kind zum Beispiel gegen zu viele oder zu warme [[Kleider]] wehren. Lassen Sie das Kind selbst entscheiden, wie viel es anziehen möchte, selbst dann, wenn Sie zum Beispiel beabsichtigen nach draussen in die Kälte zu gehen. Denn das Kind lebt noch voll und ganz im Hier und Jetzt, kann also noch nicht abschätzen, dass es kurze Zeit später frieren wird. Sie müssen es diese Erfahrung schon mindestens einmal selbst machen lassen, dann wird es Ihnen beim nächsten Mal einfacher glauben können. Streifen Sie ihm hingegen einfach gegen seinen Willen die Kleider über, wird es in erster Linie erfahren, dass Sie sein [[Nein des Kindes|"Nein!"]] nicht respektieren und [[Vernunft des Kindes|vernünftigerweise]] erst Recht darauf pochen. Wenn Sie ihm dann noch den [[Vorwürfe der Eltern|Vorwurf]] machen, es würde [[trotzen]], kann schnell ein [[Teufelskreis]] entstehen.
   
   
Zwangsbeglückung wirkt sich also regelmässig [[kontraproduktiv]] aus. Wenn Eltern meinen, sie wüssten besser, was für ihr Kind gut ist als dieses selbst, können sie damit das von Natur aus vorhandene [[Gespür des Kindes|Gespür]] massiv beeinträchtigen, sodass es später häufig selbst kaum mehr weiss, was ihm eigentlich gut tut und Mühe haben wird sich zu entscheiden. Im schlimmsten Fall entwickelt es [[Resignieren|resignatives Verhalten]]. Vor allem in der Phase der [[Vertrauensbildung]] sollten Sie sich deshalb auf [[Grundbedürfnisse des Kindes]] konzentrieren, denn das Kind braucht nicht einfach möglichst viel von allem, sondern möglichst immer und sofort genau das, wonach es verlangt. So genügt es zum Beispiel, dass Sie ihm Tee geben, wenn es Durst anmeldet, hingegen brauchen Sie es nicht zu jeder Stunde zu fragen, ob es lieber Apfelsaft oder doch lieber Milch hätte.
Zwangsbeglückung wirkt sich also regelmässig [[kontraproduktiv]] aus. Wenn Eltern meinen, sie wüssten besser, was für ihr Kind gut ist als dieses selbst, können sie damit das von Natur aus vorhandene [[Gespür des Kindes|Gespür]] massiv beeinträchtigen, sodass es später häufig selbst kaum mehr weiss, was ihm eigentlich gut tut und Mühe haben wird sich zu entscheiden. Im schlimmsten Fall entwickelt es [[Resignieren|resignatives Verhalten]]. Vor allem in der Phase der [[Vertrauensbildung]] sollten Sie sich deshalb auf [[Grundbedürfnisse des Kindes]] konzentrieren, denn das Kind braucht nicht einfach möglichst viel von allem, sondern möglichst immer und sofort genau das, wonach es verlangt. So genügt es zum Beispiel, dass Sie ihm Tee geben, wenn es Durst anmeldet, hingegen brauchen Sie es nicht zu jeder Stunde zu fragen, ob es lieber Apfelsaft oder doch lieber Milch hätte.