Zwingen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Zwang ist in der Erziehung weder nötig noch sinnvoll, sondern ganz im Gegenteil ausgesprochen kontraproduktiv und streng genommen sogar ein Gewaltmissbrauch, zumal sich das Kind aufgrund seiner noch beschränkten körperlichen Kräfte und der anfänglich totalen Abhängigkeit von seinen Eltern kaum wehren kann. Statt Zwang anzuwenden sollten Sie in den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung lernen, dem Kind und seinen Grundbedürfnissen zu vertrauen und dem Willen des Kindes angemessen Grenzen zu setzen.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Kinder vertrauen ihren Eltern von Natur aus, verlassen sich also zunächst immer darauf, dass für sie wohlwollend, zuverlässig und jederzeit gesorgt wird. Dieses Vertrauen muss aber bestätigt werden, indem Sie als Eltern Ihrem Kind ebenfalls vertrauen, woraus sich wiederum das Selbstvertrauen des Kindes ergibt. Sie müssen also lernen, die Grundbedürfnisse des Kindes zu erkennen und richtig einzuschätzen, ansonsten die Gefahr gross ist, dass Sie das Kind bloß zwangsbeglücken:

Essen und Trinken

Kinder essen und trinken von sich aus so viel, wie sie mögen. Und das ist auch genau so viel, wie sie brauchen! Zwingen Sie ein Kind also nie etwas auszuessen, was es nicht (mehr) mag. Vertrauen Sie ihm, dass es genug hat, wenn es nicht weiter essen will. Wenn ein Kind etwas nicht essen will, weil es den Geschmack nicht mag, müssen Sie als Eltern abwägen, wieweit Sie dem nachgeben wollen, denn an sich liegt hier ein Wohlstandsproblem vor, ein hungriges Kind würde nämlich alles essen! Selbstverständlich sollten Sie beim Kochen aber berücksichtigen, dass Kinder zum Beispiel Bitteres oder Scharfes noch nicht mögen mögen (und sich das im Laufe der Entwicklung auch immer wieder mal ändert). Zwingen Sie also ein Kind nie etwas zu essen, nehmen Sie dafür besser in Kauf, dass das Kind gelegentlich etwas auslässt oder gar ganz auf das Essen verzichtet. Sagen Sie ihm einfach, dass es erst wieder bei der nächsten Mahlzeit etwas gibt (und halten Sie sich daran!). Es wird deswegen nicht gleich verhungern. Als Eltern müssen Sie versuchen, ein Gespür zu entwickeln, ob dem Kind ein Geschmack tatsächlich völlig widersteht oder ob es bloss versucht, Sie an der Nase herumzuführen, indem es immer wieder nach etwas anderem verlangt.

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Schlafen

Mit dem Schlaf verhält es sich ähnlich wie mit dem Essen. Kinder schlafen genau so viel und so oft, wie sie es brauchen. Den eigenen, individuellen Schlafrhythmus finden sie von alleine, Sie müssen bloss für einen verlässlichen Tagesablauf sorgen. Selbstverständlich dürfen Sie mit "sanftem Druck" etwas nachhelfen, indem Sie dem Kind zum Beispiel nach dem Mittagessen immer vorschlagen, schlafen zu gehen, sodass es die Wiederholung erfährt und so ein Gespür für den Tagesrhythmus entwickelt. Doch macht es überhaupt keinen Sinn, ein Kind zu einer von Ihnen bestimmten Uhrzeit ins Bett zu zwingen, wenn es noch gar nicht müde ist oder noch nicht bereit ist loszulassen. Mit solchen Zwängen würden Sie bloss seinen individuellen Schlafrhythmus stören, was bestenfalls zum Protest führt, schlimmstenfalls aber zu eigentlichen Schlafstörungen (Wer kann schon einschlafen, nachdem er sich gerade aufgeregt hat?). Denken Sie daran, dass jedes Kind einschlafen will und kann, wenn es erstens genügend müde ist und zweitens bereit dazu ist.

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Kleider

Kinder kommen zwar mit einem Bedürfnis nach Schutz vor Kälte beziehungsweise Hitze zur Welt, aber ohne Kleider. Kleider sind deshalb zunächst einmal für das Kind etwas Fremdes und es ist völlig natürlich, wenn es diese gelegentlich, oder gar grundsätzlich, nicht mag. Es gibt denn auch keinen Grund, das Kind in Kleider zwingen zu wollen: sobald ihm kalt ist, wird es ganz von alleine bereit sein, sich etwas Warmes anziehen zu lassen. Kinder leben in dieser Phase noch voll im Hier und Jetzt, sie haben noch keine Vorstellung einer Zukunft und können deshalb auch gar nicht verstehen, dass sie zum Beispiel schon kurz nachdem sie das Haus verlassen haben, möglicherweise zu frieren beginnen. Zwingen Sie dem Kind also keine Mütze im warmen Haus auf, es wird sie ohne weiteres annehmen, wenn es draussen die Kälte spürt. Davon abgesehen beginnen viele Kinder gar nicht so schnell zu frieren, da sie sich genügend bewegen, um warm zu haben. Vertrauen Sie Ihrem Kind, dass es selbst am besten spürt, was es braucht! Lassen Sie das Kind möglichst immer selbst entscheiden, wie viel Kleider es mag. Gleichzeitig können Sie ihm mehr und mehr Verantwortung übergeben, indem Sie es zum Beispiel auffordern, die nicht benötigte Jacke zu verstauen oder selbst zu tragen, statt einfach auf den Boden fallen zu lassen oder Ihnen zu übergeben.

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Abmachungen

Verantwortung können Sie dem Kind auch übergeben, indem Sie mit ihm Abmachungen treffen, also mit von Ihnen aufgestellten Regeln, die Sie dem Kind erklären. Sie müssen bloss sicher sein, dass es die Abmachung gehört und verstanden hat. Und vor allem müssen Sie darauf bestehen, dass es sich daran hält. Kinder brauchen und schätzen solche Abmachungen, sie müssen sich aber auch darauf verlassen können, dass sich ihre Eltern daran halten. Es liegt also in Ihrer Verantwortung, darauf zu beharren, dass das Kind die Jacke wie abgemacht verräumt. Wenn Sie einfach die Geduld verlieren und aus lauter Bequemlichkeit die Jacke schliesslich selbst verräumen, haben Sie erstens die Abmachung gebrochen und zweitens dem Kind "gelehrt", dass es Ihre Abmachungen nicht allzu ernst zu nehmen braucht!

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, wird es sich vermehrt mit einem kategorischen "Nein!" oder gar mit Händen und Füssen wehren, wenn Sie es zu etwas zwingen wollen. Das ist ein Zeichen seiner gesunden Entwicklung, denn es macht mit Ihnen nichts anderes als das, was Sie umgekehrt auch tun sollten: Grenzen setzen! Während dem Kind allerdings noch keine anderen Mittel zur Vergütung stehen als Angriff beziehungsweise Totalverweigerung, dürfen Sie als Eltern natürlich nicht "Gleiches mit Gleichem vergelten", sondern sollten genügend reif sein, angemessen zu reagieren:

Vereinbarungen

Wenn das Kind seinen Willen entwickelt, wird es nicht mehr einfach jede von Ihnen aufgestellte Regel einfach so als Abmachung akzeptieren. Es wird zum Beispiel selbst Forderungen stellen, oder sogar Vorschläge machen, wie die Regel aussehen könnte. Das ist ein sicheres Zeichen für seine gesunde Entwicklung, es will nämlich Verantwortung übernehmen. Diese Kraft müssen Sie unbedingt nutzen, indem Sie mit ihm Vereinbarungen suchen. Kinder sind schon in diesem Alter äusserst kooperativ, es ist ihnen also durchaus daran gelegen, dass das Zusammenleben mit den Eltern möglichst für alle Seiten angenehm ist. Wenn Sie mit dieser Haltung mit dem Kind zusammen Lösungen suchen, werden Sie auch nie auf die Idee kommen, das Kind zu irgendetwas zwingen zu müssen! Entscheidend an der Vereinbarung ist, dass das Kind die Regel mitgestalten darf und eigene Ideen einbringen kann. So könnten Sie zum Beispiel mit ihm regeln, was es jeweils vor dem Essen noch aufräumen muss und was es liegen lassen darf. Auch die Sitzordnung am Esstisch ist gutes Übungsobjekt, um Kindern zu zeigen, wie gerechte Regeln funktionieren (wer darf wenn neben wem sitzen?).

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Anstandsregeln

Kinder freuen sich meistens auf ein Wiedersehen von ihnen lieb gewordenen Menschen, aber eben nicht immer, also genau so wie Erwachsene eigentlich auch. Zwingen Sie Kinder deshalb nicht zu formellen Begrüssungen ("Sag der Oma schön Tschau" oder "Dein Patenonkel bekommt noch zwei Küsschen!"). Lassen Sie dem Kind vielmehr die Zeit, die es braucht, bis es von sich aus kommt und sich allenfalls erfreut (das Wiedersehen muss für das Kind ja nicht zwingen eine Freude sein!). Es gibt Kinder, die lieb gewonnenen Menschen sofort um den Hals fallen und andere, die eine gewisse Aufwärmzeit brauchen, um sich über den Besuch zu freuen. Und es gibt auch für Kinder Zeiten, in denen sie viel lieber für sich alleine wären. Der Unterschied zu Erwachsenen besteht lediglich darin, dass Kinder noch ehrlich sind, während jene nur allzu häufig aus purem Anstand eine Freude vorzutäuschen versuchen. Seien Sie also etwas grosszügig und geniessen Sie die Freude der Kinder am Wiedersehen dann, wenn diese auch dazu bereit sind. Denn echte Freude ist unendlich viel mehr wert als jeder erzwungene Gruss. Begrüssungen stehen für ein Kind auch nicht immer zwingend im ersten Moment der Begegnung an, genauso wenig wie Verabschiedungen nicht zwingend im letzten Moment stattfinden müssen: Kinder haben vielmehr ein sehr gutes Gespür für Nähe und Distanz, das heisst sie kommen und gehen, wenn es für sie stimmt. Erzwungene Begrüssungsrituale, zumal wenn sie noch mit Liebkosungen verbunden sind, sind eigentliche Grenzüberschreitungen und bilden im schlimmsten Fall den eigentlichen Nährboden für die Gefahr späteren Missbrauchs. Wollen Sie Ihr Kind vor Missbrauch schützen, tun Sie deshalb gut daran, es weder zu Liebkosungen noch zum Lächeln zu drängen.

Ähnliches gilt auch für Bedankungen. Wenn Sie einem Kind etwas schenken, soll es sich zuerst einmal darüber freuen dürfen, zumal Ihnen die Freude eines Kindes doch sehr viel mehr wert sein sollte als ein antrainiertes und mechanisch nachgeplappertes "Danke vielmals". Anstandsregeln lernt das Kind im übrigen von alleine, nämlich durch Nachahmung. Allerdings müssen Sie als Eltern auch gelegentlich mal die Frage beantworten können, weshalb man in dieser oder jener Situation immer "Danke", "Gesundheit", "Entschuldigung" oder sonst eine Floskel von sich gibt. Zwischen einer Bedankung und Dankbarkeit besteht schliesslich noch ein grosser Unterschied. Wenn ein Kind für etwas dankbar ist, sehen Sie es ihm sofort an, ohne dass es nur ein Wort zu sagen bräuchte. Und vielleicht gibt Ihnen ja gerade das Anlass, selbst wieder einmal darüber nachzudenken, für was im Leben Sie wirklich dankbar sind. Immerhin ist zu sagen, dass Anstandsregeln auch Regeln sind. Und Regeln brauchen Kinder unbedingt, allerdings sollten diese möglichst sinnvoll sein, ansonsten sie von Kindern weder verstanden noch ohne weiteres eingehalten werden können. Besprechen Sie also die Anstandsregeln, die bei Ihnen gelten sollen, mit dem Kind und vereinbaren Sie zum Beispiel am Familientisch, was gelten soll.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Nach den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung sollte das Kind so reif sein, dass die Beziehung zu den Eltern eher einen partnerschaftlichen Charakter annimmt, also noch weniger Anlass zu irgendwelchen Zwängen bestehen sollte. Davon abgesehen wird sich das Kind schon aufgrund seiner zunehmenden körperlichen Kräfte und Geschicklichkeit elterlichen Zwängen mehr und mehr zu entziehen wissen. Schon allein diese Tatsache zeigt, wie wenig hilfreich Zwänge in der Erziehung sind. Denn je länger desto mehr wird sich das rächen. So konnten Sie zum Beispiel das Kind anfangs vielleicht noch zu warmen Kleidern zwingen, sobald es allein in die Schule geht, wird es aber ziemlich schnell auf die Idee kommen, diese in sicherer Distanz auszuziehen und irgendwo zu verstecken. Kommt dazu, dass sich Kinder, die sich von Zwängen ihrer Eltern befreien müssen, gerade dadurch grösseren Gefahren aussetzen, weil ihnen die Freiheit fehlte, eigene Erfahrungen zu machen.

Schule

Im Rahmen der Sozialisation wird das Kind um gewisse gesellschaftliche Zwänge nicht herumkommen. Das beginnt schon bei den klar definierten Zeiten des Unterrichts in der (Vor)Schule und Lehrplänen, die natürlich nicht auf alle individuellen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt werden können. Interessanterweise kommen aber gerade die Kinder besser damit zurecht, die bisher nicht unter unnötigen Zwängen leiden mussten. Denn diese Kinder durften erfahren, dass Regeln eine gewisse Vernunft zugrunde liegt. So kann ihnen denn auch ziemlich einfach erklärt werden, weshalb alle Kinder zu einer bestimmten Zeit im Klassenzimmer sein müssen. Demgegenüber reagieren Kinder, die bisher zu oft zu etwas gezwungen werden, grundsätzlich auf jeden, auch noch so vernünftigen, Zwang mit Protest, da sie sich bisher gar nichts anderes gewohnt waren.

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Ordnung

Kinder brauchen Struktur und an sich lieben sie auch eine gewisse Ordnung. Denn Ordnung vermittelt ihnen Sicherheit und Vertrautheit. Es ist deshalb wichtig, dass Sie zunächst einmal selbst ein Mindestmass an Ordnungssinn haben und dem Kind schon in den ersten Jahren immer wieder nicht nur vorleben, wo was versorgt wird, sondern von ihm schon möglichst früh verlangen, dass es seine Dinge selbst verräumt. So wird Ordnung ganz einfach zur Selbstverständlichkeit, genau so wie es immer etwa zur gleichen Zeit etwas zu essen gibt.

Je selbständiger das Kind wird, desto mehr wird es auch selbst bestimmen wollen, wieviel Ordnung es in seinem Zimmer braucht. Da können Sie dann auch durchaus etwas grosszügiger sein, indem Sie zum Beispiel regeln, welche Ordnung in den gemeinsamen Räumen gilt und welche im Kinderzimmer. Denn nicht alle Kinder brauchen gleich viel Ordnung, um sich wohl zu fühlen. Sie sollten sich deshalb versichern, ob das Kind mit dem Aufräumen überfordert ist und allenfalls Ihre Hilfe braucht, oder ob es das "kreative Chaos" geradezu braucht. Wichtig ist, dass Sie mit ihm bestimmte Regeln vereinbaren, auf deren Einhaltung Sie dann aber auch bestehen dürfen und müssen. So könnten Sie zum Beispiel mit einem Jugendlichen vereinbaren, dass Sie erst dann das Zimmer staubsaugen, wenn er genügend aufgeräumt hat oder dass er selbst staubsaugen muss, wenn das Zimmer bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht aufgeräumt ist. Voraussetzung, dass solche Vereinbarungen möglich sind, ist natürlich, dass Sie schon in den Jahren zuvor gelernt haben, dem Kind möglichst viel Verantwortung zu übertragen.

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Zwang und Grenzen

Eltern verwechseln häufig die Anwendung von Zwang mit dem Setzen von Grenzen. Der Unterschied ist vergleichbar mit jenem, der zwischen Angriff und Verteidigung besteht. Das heisst, Sie dürfen das Kind zwar nicht angreifen, indem Sie es zum Beispiel körperlich zu etwas bewegen, Sie dürfen und sollen ihm aber Widerstand leisten, indem Sie "Nein!" sagen oder sich ihm in den Weg stellen. Unvermeidlich ist hingegen, dass das Kind zumindest beim ersten Mal zu toben beginnt. Das ist anfangs eine vollkommen natürliche Reaktion, denn der frisch erwachte Wille des Kindes ist noch absolut und kennt keine Kompromisse. Das müssen Sie als Eltern aushalten können und lernen, angemessen auf das Toben zu reagieren.

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Zwang und Motivation

Motivation

Während heutzutage in aller Regel anerkannt wird, dass Erziehung ohne Zwang auskommen sollte, wird häufig die Frage gestellt, wie denn Kinder freiwillig zu einem bestimmten Verhalten motiviert werden könnten. Dabei geht vergessen, dass sich Kinder schon aus eigenem Antrieb entwickeln und lernen wollen. Oder anders ausgedrückt: als Eltern müssen Sie bloss darauf achten, dass Sie die natürliche Motivation des Kindes nicht beeinträchtigen. Das heisst, dass Sie in erster Linie lernen müssen, der von Natur aus vorhandenen Kooperationsbereitschaft zu vertrauen. Kinder sind nämlich nicht etwa die natürlichen Feinde ihrer Eltern, wie ab und zu befürchtet wird. Es ist ihnen vielmehr sehr wohl bewusst, dass sie wortwörtlich auf Gedeih und Verderb von Ihnen abhängig sind, weshalb sie schon allein aus diesem Grund daran interessiert sind, dass es auch Ihnen gut geht! Denn nur dann können sie sich darauf verlassen, dass für ihre Grundbedürfnisse jederzeit und sofort gesorgt werden kann.

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"Sanfter Druck"

Eine Gratwanderung kann der manchmal durchaus sinnvolle "sanfte Druck" sein. Damit verleiten Sie das Kind, wenn es zwei Möglichkeiten gibt, eher diejenige zu wählen, die Ihren Erziehungsabsichten oder Ihren eigenen Bedürfnissen entspricht. So könnten Sie zum Beispiel dem Kind, das im Haus die Mütze (noch) nicht anziehen will, von der schönen Mütze vorschwärmen und sie ihm so schmackhaft machen. Oder Sie können es vom Spielplatz locken, indem Sie mit ihm abmachen, dass Sie zu Hause mit ihm zusammen das Mittagessen kochen (wobei Sie sich natürlich an die Abmachung auch tatsächlich halten müssen). Wichtig ist, darauf zu achten, dass ein Zusammenhang zwischen dem gewünschten Verhalten des Kindes und Ihrem "Druckmittel" besteht. So wäre es höchst kontraproduktiv, das Kind mit Süssigkeiten vom Spielplatz zu locken, denn zwischen dem Bedürfnis nach Spielen und dem nach Nahrung, zumal süsser, besteht kein natürlicher Zusammenhang.

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Mögliche Folgen von Zwang

Die häufigste und natürlichste Reaktion des Kindes auf Zwang ist Protest. Das sollten Sie ernst nehmen und sich zumindest überlegen, welche Gründe Sie hatten, das Kind zu etwas zu zwingen (es gibt ja - wenn auch seltene - Notsituationen, in denen Sie das Kind vor einer akuten Gefahr nur durch resolutes Eingreifen schützen müssen). In aller Regel gibt es nämlich keinen auch nur halbwegs vernünftigen Grund! Erlebt das Kind immer wieder Zwang, können Sie den Protest des Kindes zwar mit einiger Gewalt unterdrücken, doch wird sich das schon bald höchst kontraproduktiv auswirken. Je nach Persönlichkeit des Kindes wird es beschliessen, sich zu rächen, sobald es nur kräftig und geschickt genug ist, oder es resigniert irgendwann. Zudem wird es schon bald Mittel und Wege finden, Ihre Zwänge ganz einfach zu umgehen. Selbstverständlich werden Sie dem wiederum schon bald auf die Schliche kommen und das Kind damit konfrontieren, was allerdings wiederum zur Folge haben wird, dass es sich zu lügen veranlasst sieht, oder beim nächsten Mal eben noch geschickter vorgehen wird. So kann denn sehr schnell ein Teufelskreis entstehen, was sich auf die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind höchst kontraproduktiv auswirken wird.

Reagiert das Kind eher mit Resignation, ist die Gefahr gross, dass es sich den Zusammenhang zwischen dem elterlichen Zwang und seinem Verhalten verinnerlicht. Es wird dann zum Beispiel die Schule oder die Arbeit in erster Linie als Zwang und nicht etwa als Freude oder gar Selbstverwirklichung empfinden. Zudem ist die Gefahr gross, dass es zwanghafte Situationen geradezu gewohnheitsmässig sucht oder in Beziehungen immer wieder Zwänge erleben wird. Das geschieht natürlich unbewusst, sodass es nicht so einfach ist, den Zusammenhang zwischen der eigenen Verantwortung und dem äusseren Zwang zu erkennen. Im Extremfall wird der Wille des Kinds gebrochen, womit eine seiner wertvollsten Kräfte überhaupt verletzt wird.

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Weiterführende Themen

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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