Willen brechen: Unterschied zwischen den Versionen

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===Angemessene Reaktion auf den Willen des Kindes===
===Angemessene Reaktion auf den Willen des Kindes===
Der frisch erwachte Wille des Kindes ist eine derart starke Kraft, dass sie im Kind geradezu [[Allmachtsphantasien]] auslösen kann. Und wenn das Kind etwas will, will es alles oder nichts, es kennt anfangs weder Kompromisse noch Relativierungen. Es macht denn auch keinen Sinn, von ihm Dinge wie [[Rücksicht des Kindes|Rücksicht]] oder [[Respekt des Kindes|Respekt]] zu verlangen: Weder kann es solche abstrakten Begriffe verstehen, noch könnte es danach handeln. Es muss vielmehr Ihren [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] spüren. Ihr Widerstand kann grundsätzlich zwei Formen haben:
Der frisch erwachte Wille des Kindes ist eine derart starke Kraft, dass sie im Kind geradezu [[Allmachtsphantasien]] auslösen kann. Und wenn das Kind etwas will, will es alles oder nichts, es kennt anfangs weder [[Kompromisse]] noch [[Relativierungen]] (beziehungsweise wäre damit schlicht [[Überforderung des Kindes|überfordert]]). Es macht denn auch keinen Sinn, von ihm Dinge wie [[Rücksicht des Kindes|Rücksicht]] oder [[Respekt des Kindes|Respekt]] zu verlangen: Weder kann es solche abstrakten Begriffe verstehen, noch könnte es danach handeln. Es muss vielmehr Ihren [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] spüren. Ihr Widerstand kann grundsätzlich zwei Formen haben:
* '''Herausforderungen''': Kinder in diesem Alter lieben und brauchen Herausforderungen. Sie wollen ihre körperlichen und geistigen Kräfte ausprobieren und erfahren, was sie alles damit erreichen können. Das sollten Sie unbedingt nutzen, indem Sie mit ihnen zum Beispiel in die freie [[Natur]] gehen, wo sie sich austoben können, Bäume hochklettern können und mutige Sprünge über Bäche üben können. Nehmen Sie ruhig die eine oder andere Blessur in Kauf, so kann das Kind selbst [[Erfahrungen|erfahren]], wo seine Grenzen liegen. Wohl sollen Sie es vor wirklichen [[Gefahren]] warnen, doch muss es unbedingt auch selbst erleben können, was es sich zumuten kann. Bedenken Sie zudem, dass die meisten Gefahren in der Natur blosse [[Gefahren#Bagatellgefahren|Bagatellgefahren]] sind, also Missgeschicke und Fehltritte, die zwar schmerzhaft sein können, aber kaum je zu Verletzungen führen können, jedenfalls zu keinen ernsthaften. Ein schöner Nebeneffekt solcher Abenteuer ist schliesslich, dass Kinder davon müde werden und abends leicht und zufrieden [[einschlafen]] können.  
* '''Herausforderungen''': Kinder in diesem Alter lieben und brauchen Herausforderungen. Sie wollen ihre körperlichen und geistigen Kräfte ausprobieren und erfahren, was sie alles damit erreichen können. Das sollten Sie unbedingt nutzen, indem Sie mit ihnen zum Beispiel in die freie [[Natur]] gehen, wo sie sich austoben können, Bäume hochklettern können und mutige Sprünge über Bäche üben können. Nehmen Sie ruhig die eine oder andere Blessur in Kauf, so kann das Kind selbst [[Erfahrungen|erfahren]], wo seine Grenzen liegen. Wohl sollen Sie es vor wirklichen [[Gefahren]] warnen, doch muss es unbedingt auch selbst erleben können, was es sich zumuten kann. Bedenken Sie zudem, dass die meisten Gefahren in der Natur blosse [[Gefahren#Bagatellgefahren|Bagatellgefahren]] sind, also Missgeschicke und Fehltritte, die zwar schmerzhaft sein können, aber kaum je zu Verletzungen führen können, jedenfalls zu keinen ernsthaften. Ein schöner Nebeneffekt solcher Abenteuer ist schliesslich, dass Kinder davon müde werden und abends leicht und zufrieden [[einschlafen]] können.  
* '''Grenzen''': Wenn das Kind zu weit geht, also Ihre Grenzen überschreitet, müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], [[laut und deutlich]] [[Nein der Eltern|"Nein!"]] zu sagen und [[konsequent]] dabei zu bleiben. Schauen Sie dabei dem Kind in die Augen und bleiben Sie bestimmt, aber ruhig. Gut möglich, dass das Kind nicht einfach nachgibt, sondern zu toben beginnt. Dann müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], [[Toben#Angemessene_Reaktion|angemessen auf das Toben zu reagieren]], das heisst ruhig bleiben, beim Kind bleiben und warten, bis sich das Kind ausgetobt hat und schliesslich bereit zur Versöhnung zu sein. Ihr Widerstand muss dabei immer passiv sein, Sie dürfen das Kind also nicht festhalten, wegsperren oder gar schlagen. Sie können sich aber ihm in den Weg stellen oder, wenn es Sie zu schlagen beginnt, ihm Ihren Arm oder Ihr Bein entgegenhalten (einige Kinder müssen den Widerstand tatsächlich körperlich erfahren). Es bringt auch nichts, einem tobenden Kind irgendetwas erklären und es so "zur Vernunft bringen" zu wollen, das wäre völlig [[kontraproduktiv]]. Denn es geht ja gerade nicht um irgendeine rationale Diskussion, sondern einzig darum, dass das Kind seine neue Kraft, also seinen Willen, ausprobieren will. Das ist vergleichbar mit dem Prozess, wenn Sie zum Beispiel das Pfeilbogenschiessen lernen wollen: Anfangs werden Sie die Saite des Bogens möglichst stark spannen und den Pfeil mit voller Wucht, aber noch nicht wirklich kontrolliert, ins Ziel schiessen wollen (und meistens daneben schiessen). Erst mit viel Übung und nach einigen Fehlschüssen werden Sie lernen, die Saite richtig dosiert zu spannen und den Pfeil in höchster Konzentration im richtigen Moment loszulassen.
* '''Grenzen''': Wenn das Kind zu weit geht, also Ihre Grenzen überschreitet, müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], [[laut und deutlich]] [[Nein der Eltern|"Nein!"]] zu sagen und [[konsequent]] dabei zu bleiben. Schauen Sie dabei dem Kind in die Augen und bleiben Sie bestimmt, aber ruhig. Gut möglich, dass das Kind nicht einfach nachgibt, sondern zu toben beginnt. Dann müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], [[Toben#Angemessene_Reaktion|angemessen auf das Toben zu reagieren]], das heisst ruhig bleiben, beim Kind bleiben und warten, bis sich das Kind ausgetobt hat und schliesslich bereit zur Versöhnung zu sein. Ihr Widerstand muss dabei immer passiv sein, Sie dürfen das Kind also nicht festhalten, wegsperren oder gar schlagen. Sie können sich aber ihm in den Weg stellen oder, wenn es Sie zu schlagen beginnt, ihm Ihren Arm oder Ihr Bein entgegenhalten (einige Kinder müssen den Widerstand tatsächlich körperlich erfahren). Es bringt auch nichts, einem tobenden Kind irgendetwas erklären und es so "zur Vernunft bringen" zu wollen, das wäre völlig [[kontraproduktiv]]. Denn es geht ja gerade nicht um irgendeine rationale Diskussion, sondern einzig darum, dass das Kind seine neue Kraft, also seinen Willen, ausprobieren will. Das ist vergleichbar mit dem Prozess, wenn Sie zum Beispiel das Pfeilbogenschiessen lernen wollen: Anfangs werden Sie die Saite des Bogens möglichst stark spannen und den Pfeil mit voller Wucht, aber noch nicht wirklich kontrolliert, ins Ziel schiessen wollen (und meistens daneben schiessen). Erst mit viel Übung und nach einigen Fehlschüssen werden Sie lernen, die Saite richtig dosiert zu spannen und den Pfeil in höchster Konzentration im richtigen Moment loszulassen.