Treten und Schlagen

Aus 2 x 2
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kinder können sich in den ersten Jahren, in denen ihr sprachlicher Ausdruck noch begrenzt ist, häufig bloss mit Händen und Füssen für ihre Anliegen einsetzen oder sich gegen Angriffe wehren. Das ist völlig natürlich und nicht etwa als bösartig zu verstehen. Es liegt allerdings an Ihnen, dem Kind unmissverständlich Grenzen zu setzen, indem Sie angemessen Widerstand leisten, sodass das Kind auch körperlich spürt, was es anrichtet. Keinesfalls dürfen Sie in Versuchung kommen, Ihrerseits mit Gewalt zu antworten. Das hätte sehr schnell einen Teufelskreis zur Folge.

^ nach oben

Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung ist der Wille des Kindes noch auf das Überleben beschränkt. Wenn es schlägt oder tritt, dann in erster Linie also um sich zu wehren, sei es um eine Grenze zu setzen, sei es, weil es seine Grundbedürfnisse befriedigt haben will. Wenn es zum Beispiel Ihre Aufmerksamkeit braucht und Sie auf seine Worte nicht reagieren, wird sich nicht mehr anders zu helfen wissen, als Sie zu schlagen.

Es wird zudem ausprobieren, was es mit seiner zunehmenden Kraft und Geschicklichkeit anstellen kann und zum Beispiel die ruhende Katze zu einer Reaktion provozieren. Es macht das mit Händen und Füssen, weil es noch nicht genügend geschickt ist, um die Katze mit seinen Worten oder einem Spielzug zu locken. Es ist deshalb aber weder besonders grob noch böse und es liegt an Ihnen, ihm zu erklären oder vorzumachen, wie es feiner oder raffinierter geht.

^ nach oben

Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt, seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, wird es plötzlich erfahren, was es alles erreichen kann, wenn es sich mit all seinen verfügbaren Mitteln einsetzt. Es wird dann vor nichts mehr zurückschrecken und zum Beispiel sein kleines Geschwister hemmungslos traktieren, bis es ihm das Spielzeug entreissen konnte. Das müssen Sie sofort und unmissverständlich stoppen, indem Sie laut und deutlich "Nein!" (oder "Stopp!") rufen. Das Kind braucht nun klare Grenzen und Sie müssen ihm diese unter Umständen auch körperlich setzen. Tritt es zum Beispiel nach Ihnen, weil es Süssigkeiten will, die Sie ihm verweigern, können Sie ihm auch einmal Ihren eigenen Fuss entgegenhalten, sodass es sich daran anschlägt.

Ihre Reaktion auf "Angriffe" des Kindes müssen immer passiv, also bloss abwehrend sein, niemals dürfen Sie sich zum "Gegenangriff" verleiten lassen, das wäre ein Gewaltmissbrauch. Hingegen dürfen Sie das Kind ohne weiteres mit Ihrem "Nein!" richtiggehend anschreien, allerdings genau ein Mal, dafür mit voller Überzeugung. Das wirkt immer! Auch Festhalten wäre eine Grenzüberschreitung. Notfalls können Sie sich stattdessen dem Kind mit Ihrem Körper in den Weg stellen, sodass es an Ihnen anrennt.

Kinder brauchen im Übrigen keine Begründung dafür, dass sie nicht schlagen und treten dürfen, Ihr "Nein!" genügt völlig. Damit leisten Sie dem Willen des Kindes den Widerstand, den es braucht. Falls das Kind darauf zu toben beginnt, müssen Sie lernen, angemessen zu reagieren. Erst nachdem Sie sich mit ihm wieder versöhnt haben, können Sie mit ihm besprechen, um was es ging, meistens wird es aber gar kein Bedürfnis mehr danach haben. Wichtig ist ihm einzig, dass es trotz des Zusammenstosses noch von Ihnen geliebt wird! Allenfalls können Sie ihm noch selbstredend sagen, dass es selbst ja auch nicht gerne geschlagen oder getreten wird.

^ nach oben

Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Wenn Sie in den ersten beiden, alles entscheidenden Phasen der Erziehung gelernt haben, dem Kind konsequent Grenzen zu setzen, wird es genügend Respekt entwickelt haben, um sich für seine Anliegen anders als mit körperlicher Gewalt einzusetzen. Trotzdem wird es natürlich immer wieder mal in Versuchung kommen, sei es, dass es einfach seine Kräfte ausspielen will, sei es, dass es sich gegen körperliche Angriffe verteidigen muss. Und natürlich werden Sie auch nicht immer zweifelsfrei klären können, was wie "gerechtfertigt" war. Unter Umständen werden Sie sich sogar genötigt sehen, selbst einzugreifen, um es vor eigentlichen Schlägern zu schützen, oder das Gespräch mit deren Eltern zu suchen. Häufig ist dann zudem die Zusammenarbeit mit der Schule zu suchen.

Weiterführende Themen

^ nach oben

Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

^ nach oben