Stillen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Ein Kind mit der Mutterbrust zu stillen, ist zweifelsohne etwas vom Wertvollsten überhaupt in der Beziehung zwischen der Mutter und dem Kind. Das gilt sowohl für die gesundheitlichen Vorteile (um die es hier allerdings nicht geht), als auch für die Bestätigung des Vertrauens des Kindes in die Mutter.

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Grundbedürfnis

Sich stillen zu lassen, heisst vor allem Vertrauen zu haben: Der Säugling weiss ganz genau, dass er mit der Muttermilch rundum und bestens versorgt wird. Mit der Muttermilch nimmt das Kind nicht nur alles auf, was es braucht, sondern es vertraut der Mutter auch, dass sie immer genau das richtige für es bereit hält. Gestillt werden ist ein Grundbedürfnis des Kindes. Und Grundbedürfnisse sollten zumindest in der Phase der Vertrauensbildung immer sofort und bedingungslos befriedigt werden. Darin liegt denn auch einer der grossen Vorteile des Stillens mit der Mutterbrust gegenüber dem Stillen mit der Flasche.

Als Mutter sollten Sie deshalb schon vor der Geburt darauf achten, dass das Personal, das Sie nach der Geburt betreut, Wert auf Stillen legt und Sie unterstützt. Denn grundsätzlich dürfen Sie davon ausgehen, dass jedes Kind gestillt werden will und jede Mutter stillen kann. Bei allfälligen Schwierigkeiten können Stillberaterinnen helfen.

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Stillrhythmus

Stillen ist für das Kind die erste grosse Erfahrung von Rhythmus (abgesehen von Atem und Herzschlag). Der Stillrhythmus ist zunächst noch unabhängig von Tag und Nacht. Schon bald merkt aber das Kind, dass da ein Zusammenhang besteht. Dem dürfen und sollen Sie am Anfang ruhig ein wenig nachhelfen, indem Sie das Kind zum Beispiel im Elternbett haben, wo der Übergang zwischen Stillen und Schlafen nahezu fliessend sein kann, währenddem das Stillen am Tag vielleicht noch mit Wickeln verbunden ist und so für das Kind zu einem grösseren "Ereignis" wird. Der Stillrhythmus kann sehr individuell sein und Sie dürfen sich auch darauf verlassen, dass das Kind mit der Zeit durchaus auch mit Ihren Bedürfnissen zu kooperieren bereit ist und sich mehr und mehr anpassen kann. Das setzt allerdings voraus, dass es zuerst mit seinen Grundbedürfnissen Vorrang genossen hat und so sein Vertrauen bestätigt wird, dass es sich auf Ihre Fürsorge verlassen kann.

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Orte zum Stillen

Sicher brauchen die meisten Säuglinge ein Mindestmass an Ruhe und Intimität, um sich auf das Trinken konzentrieren zu können (andere lassen sich allerdings durch kaum etwas stören). Ob deswegen gleich ein von der Öffentlichkeit abgeschiedener Raum nötig ist, ist ein andere Frage. Das Stillen sollte in einer einigermassen aufgeschlossenen Gesellschaft eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, sodass sich auch niemand davon stören lassen sollte. Trotzdem flammen die Diskussionen um öffentliches Stillen immer wieder auf. Als Mutter sollten Sie sich davon zwar sicher nicht irritieren lassen, doch ist es auch nicht gerade ratsam, sich zu sehr auf Konflikte einzulassen, ginge doch der damit verbundene Ärger zu sehr auf Kosten des Kindes. Es wäre also schon eher Aufgabe der Väter, sich für die Anliegen stillender Mütter einzusetzen.

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Troststillen

Stillen ist schon rein sprachlich gesehen nahe beim Beruhigen und somit beim Trösten. Und da ein Kind Hunger zunächst einmal als Leid empfindet, kann Stilen schon zum vornherein auch als eine Form des Trostes betrachtet werden. Fragen kann man sich allerdings, ob das Kind auch für anderes Leid als Hunger gestillt werden soll. Grundsätzlich spricht sicher nichts dagegen, zumal es erfahrungsgemäss ja funktioniert. Allerdings sollten Sie beachten, dass Kinder noch lange nach dem eigentlichen Säuglingsalter dauernd mit irgendwelchen grösseren oder kleineren Wehwehchen konfrontiert sind. Das heisst, je mehr Sie das Kind durch Stillen trösten, desto länger wird sich der Prozess des Abstillens gestalten. Sie sollten sich also zumindest fragen, ob Sie das Kind nicht auch anders als durch Stillen trösten können und sich bewusst sein, dass Troststillen eine Gratwanderung sein kann.

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Abstillen

Wann schliesslich der richtige Zeitpunkt zum Abstillen ist, ist natürlich sehr individuell. Dabei geht es sowohl um das Thema des Vertrauens als auch der Grenzen: Als Mutter müssen Sie sich fragen, wann Ihre eigenen Bedürfnisse nach einer gewissen Unabhängigkeit grösser sind als das Grundbedürfnis des Kindes gestillt zu werden.

Der Entscheid liegt letztlich bei Ihnen, doch sollten Sie dem Kind auch ehrlich sagen, dass und warum Sie nun genug haben und nicht etwa das Problem auf das Kind abschieben (indem Sie ihm zum Beispiel den Vorwurf machen, es würde Sie auslaugen, oder ihm weismachen wollen, dass es nun zu alt sei). Denn viel wichtiger als die eigentliche Dauer des Stillens ist für die Erziehung, wie sehr Sie das Stillen als einen Akt der Kooperation wahren können. Dann fällt es Ihnen auch viel leichter, mit dem Kind abzumachen, wann es zum Beispiel noch ausnahmsweise an die Brust darf. Im Idealfall geht das Abstillen fliessend, allenfalls mit Hilfe von etwas "sanftem Druck".

Einfacher ist es, wenn das Kind von sich aus auf den Geschmack gekommen ist und das Gleiche essen will wie Sie oder seine Geschwister. Dann ist bloss wichtig, dass Sie diesen Entscheid akzeptieren und dem Kind vertrauen (und nicht etwa irgendwelchen Entwicklungstabellen).

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Rolle des Vaters

Die Rolle des Vaters beim Stillen ist archetypisch für die Phase der Vertrauensbildung: Er ist in erster Linie unterstützend, indem er für eine angenehme Umgebung beim Stillen sorgt, das Kind der Mutter nach dem Stillen abnimmt oder das Wickeln übernimmt. Beim Abstillen kann er dann auch etwas nachhelfen, indem er zum Beispiel die Aufmerksamkeit des Kindes immer wieder mal von der Mutterbrust ablenkt und mit ihm stattdessen Neues ausprobiert.

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Stillen mit der Flasche

So wertvoll das Stillen des Kindes an der Brust ist: es kommt leider gelegentlich auch vor, dass das aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. In solchen Fällen brauchen Sie sich aber kein schlechtes Gewissen zu machen. Gehen Sie vielmehr davon aus, dass sich das Kind mit dem zufrieden geben kann, was Ihnen möglich ist! Das gilt nämlich ganz allgemein in der Erziehung: Kinder können sich sehr wohl arrangieren und sind von Natur aus auch ausgesprochen kooperativ, sie verlangen nichts Unmögliches, sondern spüren sehr genau, ob Sie ihnen das geben, was Ihnen möglich ist. Schliesslich hat das Stillen mit der Flasche auch Vorteile: Als Mutter können Sie sich die Arbeit mit dem Vater teilen und der Vater kann schon sehr viel früher seine Rolle in der Kinderbetreuung ausüben!

Ein grosser Nachteil ist natürlich, dass die Milch zuerst noch zubereitet oder doch zumindest erwärmt werden muss. Das ist für ein Kleinkind deshalb ein Problem, weil es seine Grundbedürfnisse immer sofort befriedigt haben will. Es kann noch nicht "ein wenig warten", da es noch keine Vorstellung von Zukunft hat. Mit der Aufforderung Geduld zu haben, ist es deshalb überfordert. Sie werden also zumindest anfänglich das Schreien des Kindes aushalten müssen, während Sie mit der Zubereitung beschäftigt sind. Wichtig ist, dass Sie das Kind tröstend in den Armen halten und ihm immer wieder zeigen, wie die Milch noch warm werden muss. Irgendwann wird es den Vorgang verstanden haben und entsprechend Geduld aufbringen können.

Bezüglich des Stillrhythmus' gelten grundsätzlich die gleichen Grundsätze wie beim Stillen mit der Brust. Bezüglich Intervallen, Mengen, Temperatur usw. gibt es natürlich die Anleitungen der Milchpulverhersteller. Doch sollten Sie auch beim Stillen mit der Flasche einerseits auf das Kind selbst und andererseits auf Ihre Intuition bzw. den Mutterinstinkt hören. Denn auch beim Stillen mit der Flasche geht es darum, dass das Vertrauen des Kindes in seine Eltern, dass seine Grundbedürfnisse befriedigt werden, erhalten bleibt.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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