Spielzeug

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Grundsätzlich brauchen Kinder weder Spielzeug, Spielgeräte noch Spielplätze, um zu lernen und sich zu reifen Menschen entwickeln zu können. Die Umgebung des Kindes in der westlichen Zivilisation birgt allerdings einerseits einige Gefahren, vor allem durch Maschinen und Geräte, und bietet andererseits oftmals wenig Möglichkeiten, in der freien Natur zu lernen, sodass es durchaus Sinn machen kann, dem Kind eine Art künstliche Lernumgebung zu ermöglichen.

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Lernen durch Spielen

Kinder spielen zunächst einmal mit allem, was sie in die Hände bekommen. Denn Spielen ist eine ihrer wichtigsten Möglichkeiten um zu lernen (nebst Erfahrungen und Nachahmung). Sie sollten deshalb Ihr Kind so viel spielen lassen, wie es nur Lust dazu hat. Und Sie sollten sich darüber hinaus so einrichten, dass das Kind möglichst mit allem spielen darf, was ihm in die Hände kommt, ohne dass gleich Gefahr droht. Das gilt im übrigen auch beim Essen und Trinken, wo das Lustvolle ja im Vordergrund stehen sollte. Hinterfragen Sie allenfalls Ihre Tischmanieren, die Sie einfach so übernommen haben!

Idealerweise können Sie also dem Kind eine Umgebung bereiten, in der es weder Spielzeug noch Spielplätze braucht. Stellen Sie sich zum Bespiel einen Bauernhof vor, wo es Katzen zum streicheln gibt, eine Rumpelkammer zum entdecken, Bäume zum klettern, einen Brunnen zum spielen und so weiter: es wäre ein Paradies für Kinder! Speziell zum Spielen angefertigte Dinge und Plätze sind also eigentlich nur dort nötig, wo sich der Mensch schon ziemlich weit von seiner ursprünglichen Umgebung entfernt hat.

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Möglicher Nutzen

Streng genommen sind Spielzeug und Spielplätze bloss Ersatz für eine naturnahe Umgebung, die in städtischen Siedlungsgebieten häufig nich mehr vorhanden ist, zumindest nicht gerade in nächster Nähe. Der Nutzen von Spielzeug ist denn auch darauf beschränkt, Ersatz für etwas zu schaffen, was von Natur aus bereits da wäre. Oder umgekehrt ausgedrückt: Wenn Sie Ihrem Kind "sinnvolles Spielzeug" geben wollen, gehen Sie mit ihm am besten in die freie Natur und meiden dafür Spielzeugläden!

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Möglicher Schaden

Da Spielzeug also immer eine Art Ersatz darstellt, geht es vor allem darum, den möglichen Schaden von Spielzeug in Grenzen zu halten:

  • Überhäufung: Das grösste Problem ist typisch für die westliche Zivilisation mit ihrem allgemein herrschenden Überfluss an billigem Spielzeug. Kinder werden häufig regelrecht überhäuft mit Spielzeug, das überall und billig zu haben ist, meistens jedoch in katastrophal schlechter Materialqualität. Als Eltern sollten Sie deshalb nach dem Motto "weniger ist mehr" schenken und auch Ihre Verwandten und Freuden bitten, sich zurückzuhalten und zum Beispiel zuerst zu fragen, was sich das Kind wünscht. Kinder werden heutzutage vielfach mit solchen Unmengen an Spielzeug bedient, dass sie schon gar keine Wünsche mehr entwickeln können. Überhäufte Kinder können sich denn oft kaum mehr freuen, wenn sie das zehnte Kuscheltier erhalten haben oder wissen gar nicht mehr, mit was sie spielen sollen, weil sie sprichwörtlich "vor lauter Wald den Baum nicht mehr sehen".
  • Reizüberflutung: Spielzeug, gerade für jüngere Kinder, sollte zumindest anfangs noch ohne künstliche Farben, piepsende Funktionen, blinkende Lichter oder gar Duftstoffen auskommen. Das Empfinden von Kindern ist noch sehr fein und kann durch Reizüberflutung sehr schnell abstumpfen.
  • Bewegungsmangel: Wenn sich Kinder in der Wohnung ganze Spielwelten einrichten können, ist die Gefahr gross, dass sie bequem werden, weil ihr natürlicher Bewegungsdrang beeinträchtigt wurde. Bevorzugen Sie deshalb zum Beispiel Ballspiele, die draussen gespielt werden können.
  • Unterhaltungselektronik: Besonders fatal kann sich Unterhaltungselektronik, wozu auch elektronische Spiele zu zählen sind, in den ersten Jahren auswirken. Die Werbung versucht Ihnen zwar weiszumachen, wie kindgerecht das Ganze sei und was es da alles an Sinnvollem zu lernen gäbe. Sie sollten sich dadurch nicht beirren lassen, denn in erster Linie geht es darum, Kinder gewissermassen anzufixen und so die Grundlage für süchtiges Verhalten zu schaffen (von dem aber ausschliesslich die Konsumindustrie profitiert!). Vor allem bewegte Bilder auf Bildschirmen haben eine enorm starke Anziehungskraft auf Kinder und binden ihre ganze Aufmerksamkeit. Zusammen mit der unvermeidbaren Reizüberflutung kann das natürliche Konzentrationsvermögen des Kindes ziemlich verheerenden Schaden erleiden.
  • Phantasielosigkeit: Kinder haben von Natur aus viel Phantasie und Kreativität. Werden ihnen zu früh zu viele Lösungen angeboten, eben in Form von fertigem Spielzeug, werden diese Kräfte zu wenig gebraucht und drohen zu verkümmern. Lasen Sie ihre Kinder die Figuren und Fahrzeuge selbst bauen oder zeichnen, werden Sie staunen, zu was sie alles fähig sind!

KITA's und Kindergärten haben das Problem von (zu vielem) Spielzeug längst erkannt und zum Teil spielzeugfreie Zeiten eingeführt. Das Mittel der künstlichen Verknappung ist gerade in der Erziehung nötig, um sich vor der Schattenseite des allgemeinen Überflusses zu schützen.

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Kriterien für "gutes" Spielzeug

Seien Sie sich bewusst, dass Spielzeug streng genommen immer nur ein Ersatz ist für etwas, das Kinder in einer naturnahen Umgebung eigentlich bereits in Hülle und Fülle hätten. Achten Sie deshalb insbesondere wenigstens in den ersten Jahren auf folgende Punkte (abgesehen von den allgemeinen Vorschriften bezüglich Unbedenklichkeit und Altersklassifizierungen):

  • Weniger ist mehr: Schenken Sie dem Kind nichts "auf Vorrat", sondern grundsätzlich erst dann, wenn Sie feststellen, dass es etwas braucht oder wenn es danach verlangt oder sich wünscht. Sie müssen dabei auch unbedingt Ihre Verwandten und Freunde anweisen, da es aufgrund des allgemeinen Überflusses leider zur Unsitte geworden ist, bald bei jedem Besuch dem Kind irgendetwas mitzubringen. Wenn Sie sich sorgen, unhöflich zu sein, sollten Sie immer bedanken, dass Sie es zum Wohl Ihres Kindes tun!
  • Gestaltungsfreiheit: Je perfekter das Spielzeug zum realen Vorbild ist, desto eingeschränkter wird der wortwörtliche Spielraum. So kann zum Beispiel ein perfektes Modellauto für nichts anderes gebraucht werden als für ein Auto, während ein simpler Bauklotz in der kindlichen Phantasie sowohl zur einem Auto als auch zu einer Kuh werden kann. Oder anders gesagt: Wenn Sie die natürliche Kreativität des Kindes erhalten wollen, sollten Sie sich mit Spielzeug ganz besonders zurückhalten, ganz nach dem Motto "Not macht erfinderisch"!
  • Alter und Entwicklung: In der Regel erhalten Sie schon vom Hersteller selbst sinnvolle Angaben, für welches Alter das Spielzeug geeignet ist. Zudem sollten Sie aber immer auch den individuellen Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen. Gehen Sie dabei aber auch auf die Wünsche des Kindes ein und erklären Sie ihm zum Beispiel, weshalb Sie der Meinung sind, dass es für das eine oder andere noch zu jung sei (der umgekehrte Fall ist nicht nur viel seltener, sondern natürlich auch völlig unproblematisch).
  • Natürliche Materialien: Achten Sie auf natürliche Materialien und verzichten Sie möglichst auf grelle Farben. Vor allem in den ersten Jahren snd Kinder noch sehr empfindlich auf die allgemeine Reizüberflutung der modernen Welt. Kunststoffe können zudem Giftstoffe enthalten, die gerade für Kleinkinder, die gerne alles in den Mund nehmen, gefährlich sein können. Gutes Holzspielzeug ist nicht nur nachhaltig, sondern auch viel angenehmer für die kindlichen Hände als Kunststoff oder Metall.
  • Handwerkliche Qualität: Ziehen Sie handwerklich hergestelltes Spielzeug industrieller Massenware vor. Wenn Sie auf "Klasse statt Masse" setzen, sparen Sie dabei sogar noch Geld, können Sie doch gutes Spielzeug auch gebraucht erwerben beziehungsweise später weitergeben. Zudem können Sie dem Kind mit etwas handwerklichem Geschick zeigen, wie man etwas repariert, was nicht nur nachhaltig ist, sondern darüber hinaus seine Geschicklichkeit und fördert und seine Kreativität erhält.
  • Nachahmung: Kinder lernen auch durch Nachahmung, sie wollen deshalb wann immer möglich das Gleiche tun wie ihre Eltern, also zum Beispiel kochen. Dazu braucht es nicht gleich einen Spielkochherd aus dem Warenhaus, dafür genügt es Kindern völlig, wenn Sie ihnen irgendwelche Gefässe zur Verfügung stellen. So werden sie erst noch in Ihren Alltag einbezogen und sind viel zufriedener als wenn sie einfach mit Spielzeug vertröstet werden.
  • Keine Elektronik: Spielzeug braucht weder zu piepsen, zu leuchten noch zu funkeln. Das wäre eine Reizüberflutung und würde die Aufmerksamkeit des Kindes nicht nur unnötig absorbieren, sondern früher oder später seine natürliche Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Kontraproduktives Spielzeug: Schliesslich gibt es nebst elektronischem Spielzug noch jede Menge Spielzeug auf dem Markt, das auf den ersten Blick attraktiv erscheint, aber sich höchst kontraproduktiv auswirken kann. Das gilt vor allem für die Phase der Willensbildung, während der viele Kinder eigentliche Allmachtsphantasien entwickeln. Diese sind zwar völlig normal, doch brauchen sie nicht noch zusätzlich gefördert werden, indem dem Kind zum Beispiel ein "Zauberschwert" mitsamt Tarnumhang gekauft wird. Kinder in diesem Alter brauchen vielmehr Herausforderungen und Grenzen. Gehen Sie deshalb besser in den Wald und zeigen Sie dem "kleinen Ritter", wie er aus einem Ast selbst ein Schwert bauen kann. Das fordert seine Kräfte und Geschicklichkeit, während es mit dem funkelnden Plastikschwert nicht im geringsten gefordert ist und schon bald nach noch Verrückterem rufen wird.

Irgendwann können Sie das Kind natürlich nicht mehr von der enormen Anziehungskraft, die Plastik und Elektronik hervorrufen, schützen. Es beginnt dann eine Gratwanderung zwischen den häufig durch gesellschaftliche Zwänge getriebenen Wünschen des Kindes, und der elterlichen Sorge. Immerhin ist dieser Druck umso kleiner, je öfter Sie das Kind schon von Anfang an in die freie Natur mitgenommen haben und es haben erleben lassen, was es dort alles zu unternehmen und erleben gibt. Konsequent sollten Sie allerdings bei elektronischem Spielzeug sein und mindestens bis zum Schuleintritt warten, also nachdem die beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung vorbei sind.

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