Schnuller

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Der Schnuller soll das Saugbedürfnis von Säuglingen und Kleinkindern befriedigen. Dabei sollte vor allem beachtet werden, dass der eigentliche Sinn des Saugreflexes im Gestillt werden an der Mutterbrust liegt. Der Schnuller ist deshalb zunächst immer und bloss ein Ersatz für ein Grundbedürfnis des Kinds. Sie sollten deshalb vor allem darauf achten, dass das Kind nicht abhängig vom Schnuller wird, kann doch das Entwöhnen ausgesprochen mühsam werden.

Ersatzbefriedigung

Das Gestillt werden an der Mutterbrust ist ein absolutes Grundbedürfnis des Kindes. Es erhält auf diese Weise nicht nur gesunde und wertvolle Nahrung, sondern auch Zuwendung, Liebkosung, Beruhigung und Trost. Diese Verbindung stärkt die ohnehin schon innige Beziehung zwischen der Mutter und dem Kind. So gesehen ist alles andere, insbesondere der Schnuller, aber auch die Trinkflasche, eine blosse Ersatzbefriedigung. Oder anders gesagt: ein Kind, das ausreichend gestillt wird und Daumen lutschen darf, braucht grundsätzlich keinen Schnuller!

Bevor Sie also dem Kind einen Schnuller geben, sollten Sie sich bewusst sein, dass das Kind eigentlich etwas anderes braucht. Ist es zum Beispiel etwas weinerlich, wurde aber bereits ausreichend gefüttert, will es vielleicht noch etwas mehr liebkost oder gehalten werden. Probieren Sie deshalb möglichst alles aus, bevor Sie ihm einfach einen Schnuller in den Mund schieben. Der Schnuller sollte erst als letzte Option zum Einsatz kommen. Das Nuckeln am Schnuller mag zwar häufig "Wunder wirken", doch sollten Sie auch bedenken, dass dem Kind damit bloss die Illusion gegeben wird, dass es tatsächlich genährt wird.

Selbst Säuglinge kommen grundsätzlich ohne Schnuller aus. Allerdings ist es in der typischen westlichen Zivilisation ab und zu nur schwer möglich, das Kind jederzeit zu stillen oder zu schaukeln. Es spricht deshalb nichts dagegen, einen "Notfallschnuller" dabei zu haben. Hingegen sollten Sie unbedingt darauf verzichten, den Schnuller sozusagen prophylaktisch zu geben, also weil Sie bloss befürchten, dass das Kind plötzlich danach verlangen könnte.

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Gefahr der Abhängigkeit

Heikel wird es, wenn das Kind mit dem Schnuller bloss vertröstet werden soll, statt dass es wirklich getröstet wird. Gehen Sie deshalb mit dem Schnuller gewissermassen sparsam um und warten Sie zumindest ab, bis das Kind von sich aus danach verlangt. Versuchen Sie es dann aber zuerst mit körperlicher Nähe zu beruhigen, indem Sie es zum Beispiel halten, liebkosen oder sanft schaukeln.

Hilfreich gegen die Abhängigkeit ist auch, dem Kind nach und nach mehr Verantwortung übergeben, indem Sie es zum Beispiel auffordern, den Schnuller in seiner Tasche zu versorgen, wenn es ihn nicht mehr braucht oder ihn aufzuheben, wenn es ihn fallen lässt. Gleichzeitig müssen Sie aber bereit sein, das Kind möglichst immer und sofort zu trösten, wenn ihm etwas fehlt, es traurig ist oder sich weh getan hat. Mangelnder Trost ist eine der Hauptursachen für süchtiges Verhalten. Sie können den Mechanismus durchaus mit einem Erwachsenen vergleichen, der immer dann ein Glas Wein braucht, wenn er am Arbeitsplatz Ärger erfahren hat: Irgendwann wird er, ganz losgelöst vom Ärger, zur Flasche greifen.

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Entwöhnen

Kinder, die nicht mehr ohne Schnuller auskommen, sind also durchaus mit Süchtigen zu vergleichen. Es ist denn auch nicht verwunderlich, dass es so schwierig sein kann, sie vom Schnuller wieder zu entwöhnen! Während Sie dem Kind beim Entwöhnen vom Stillen, also dem Abstillen, immer etwas "Besseres" anbieten können, nämlich das Essen seiner Eltern haben, fehlt diese Alternative natürlich beim Schnuller: Sie nehmen ihm etwas weg, ohne ihm etwas geben zu können. Wenn das Kind auf den Schnuller nicht von sich aus verzichtet, kann es also schwierig werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Selbstverantwortung: Als Erstes können Sie dem Kind die Verantwortung für seinen Schnuller übergeben. Sagen Sie ihm, dass es diesen selbst mittragen muss, selbst versorgen muss (zum Beispiel in seiner Hosentasche) und vor allem auch selbst danach suchen muss, wenn es ihn verlegt hat. Natürlich werden Sie am Anfang noch etwas helfen, wenn es ihn zum Beispiel nicht mehr findet und Sie darum bittet. Gehen Sie aber mehr und mehr dazu über, vom Kind zu verlangen, dass es selbst dafür besorgt ist. Es wird dadurch an Selbständigkeit gewinnen und womöglich irgendwann von selbst auf die Idee kommen, dass es gar keinen mehr braucht.
  • "Sanfter Druck": Bei vielen Kinder ist der Schnuller im Mund reine Gewohnheit. Spätestens wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, braucht und sucht es vermehrt Herausforderungen. Dann können Sie ihm zum Beispiel weismachen, dass es ohne Schnuller viel besser über den Bach springen kann, oder dass Sie nicht mit Kinder herumtollen, die noch einen Schnuller brauchen. Sie dürfen das Kind also durchaus an seinem Ehrgeiz packen, es wird die Herausforderung gerne annehmen! Mit "sanftem Druck" können so lange Forderungen aufstellen, bis es dem Kind gewissermassen verleidet. Das Mittel des "sanften Drucks" ist eine gewisse Gratwanderung zwischen zulässiger und heikler Manipulation, bei der Sie sich auf Ihr Gespür verlassen sollen. Gänzlich verzichten sollten Sie hingegen, das Kind mit anderen zu vergleichen, die schon ohne Schnuller auskommen. Denn erstens will Ihr Kind für seine Einmaligkeit von Ihnen beachtet werden, und zweitens liegt es nicht an ihm, dass es abhängig geworden ist, sondern in erster Linie an seinen Eltern!
  • Rituale: Mittlerweile halten manche Eltern ganze Rituale ab, an denen sich ihre Kinder vom Schnuller verabschieden können. Ob das noch angemessen ist, müssen Sie natürlich selbst beurteilen. Wichtig ist einzig, dass Sie das Ritual zusammen mit dem Kind gut vorbeireiten und dann konsequent umsetzen (es ist vom Prinzip her vergleichbar mit einer Beerdigung, die ja auch einmalig ist).
  • "Kalter Entzug": Manche Eltern von Kindern, die längst dem Säuglingsalter entwachsen sind, aber immer noch auf einem Schnuller bestehen, verlieren die Nerven und beschliessen, dass nun von einem Tag auf den anderen Schluss sei und lassen alle Schnuller verschwinden. Das mag zwar funktionieren, doch kann der Preis dafür hoch sein. Denn das Kind wird diesen Entzug als Strafe empfinden, was in der Erziehung an sich schon kontraproduktiv ist. Und selbst, wenn es für den erzwungenen Verzicht belohnt wird, ist der Mechanismus problematisch, da ja zwischen der Strafe und der Belohnung überhaupt kein Zusammenhang besteht, beziehungsweise nicht bestehen kann.

Es gilt also das bewährte Motto, wonach Vorbeugen besser als Heilen ist. Verwenden Sie den Schnuller deshalb nur im Notfall, denn von Natur aus brauchen Kinder keinen! Hingegen dürfen Sie das Kind ruhig am Daumen lutschen lassen. Zumindest während den ersten zwei Jahren spricht nichts dagegen, kann sich doch das Kind damit selbständig und ohne jede Gefahr selbst beruhigen und zum Beispiel einfacher einschlafen. Allerdings sollte auch Daumen lutschen kein Ersatz für den elterlichen Trost sein, da sonst die Gefahr besteht, dass das Kind den Daumen noch lange im Mund braucht.

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