Süssigkeiten

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Der Umgang mit Süssigkeiten ist oft für Erwachsene schon problematisch, da Zucker süchtig machen kann und der übermässige Konsum Ursache vieler Zivilisationskrankheiten sein kann. Die eigentlichen Gefahren für späteres süchtiges Verhalten werden aber schon in frühester Kindheit geschaffen. Mit Süssigkeiten sollten Sie deshalb zumindest während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung äusserst zurückhaltend sein, ist doch diese Zeit absolut grundlegend dafür, ob ein Kind später zu süchtigem Verhalten neigt. Süssigkeiten gehören zudem ganz offensichtlich nicht zu den Grundbedürfnissen des Kindes.

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Grundbedürfnis Nahrung und Süssigkeiten

Eine gesunde Ernährung kommt grundsätzlich ohne Zucker aus. Kinder bevorzugen zwar in den ersten Jahren tatsächlich eher geschmacklich milde und süssere Speisen, doch genügt die Süsse von Früchten, aber auch schon von Gemüsen wie zum Beispiel Karotten, einem Kind völlig. Vor allem Kleinkindern sollten Sie noch keine zusätzlich gesüssten Speisen anbieten. Zucker in den ersten Jahren ist eine eigentliche Reizüberflutung, die das Sensorium des Kindes derart beeinträchtigen kann, dass es später umso mehr Zucker braucht, um überhaupt Süsse spüren zu können, sodass schnell ein Teufelskreis entstehen kann.

Kinder nehmen ihre Eltern natürlich auch beim Essen und Trinken zum Vorbild, schon allein deshalb wollen sie zunächst das essen, was sie bei Ihnen auf dem Teller sehen. Wenn Sie also selbst schon viele Süssigkeiten essen, ist die Geburt eines Kindes eine gute Gelegenheit, die eigenen Essgewohnheiten zu überdenken. Notfalls können Sie zum Beispiel auch das Dessert auf die Zeit nach dem Zubettgehen des Kindes verschieben (allerdings haben Kinder ein sehr feines Gespür für Dinge, die Sie vor ihnen verheimlichen wollen!).

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Süssigkeiten als Teil der Ernährung

Mit Süssigkeiten für Kinder sollten Sie einen ähnlichen Umgang pflegen wie zum Beispiel mit Alkohol für Erwachsene: Der Genuss sollte eher die freudige Ausnahme als die tägliche Gewohnheit sein. Das gilt vor allem für Zwischenmahlzeiten, die in erster Linie aus Früchten (die ja selbst schon süss sind) und Brot oder möglichst zuckerfreien Biskuits bestehen sollten. Sie beugen damit nicht nur süchtigem Verhalten vor, sondern auch Übergewicht und Zahnschäden. Sie werden also unter Umständen auch Ihre eigenen Gewohnheiten überdenken müssen, zumal Sie ja für Ihr Kind Vorbild sind, und zwar im positiven wie im negativen Sinn.

Zu den Süssigkeiten sollten Sie in den ersten Jahren auch Süssgetränke zählen, und zwar gerade auch Fruchtsäfte, die zwar in der Regel keinen zusätzlichen Zucker enthalten, aber bereits einiges an natürlichem Fruchtzucker. In dieser Zeit genügt dem Kind ungesüsster Tee völlig. Auch besteht überhaupt keine Notwendigkeit, dem Kind einfach eine Flasche zu überlassen, aus der es andauernd trinkt, oder es ständig zu fragen, ob es trinken möchte. Vertrauen Sie dem Kind stattdessen, dass es selbst spürt, wann es Durst hat und sich entsprechend bemerkbar machen kann.

Gesunde Ernährung sollte aber nicht zum Dauerthema am Esstisch werden, sondern einfach eine Selbstverständlichkeit sein. Die Gefahr ist sonst gross, dass das Thema zu einer Art Religionsersatz wird, woraus später ebenso Essstörungen werden können. Versuchen Sie deshalb ein gesundes Mittelmass zu finden, indem Sie ein Gespür dafür entwickeln, wie viel gesund ist. Schliesslich ist die Ernährung nicht allein entscheidend für die Gesundheit, mindestens so wichtig sind genügend Bewegung und psychische Faktoren.

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Süssigkeiten als Belohnung

Süssigkeiten werden Kindern gerne als Belohnung für besondere Erfolge, Leistungen oder gar für Gehorsam gegeben. Das hat eher wenig mit einer liberalen Erziehung zu tun als mehr mit dem Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche (wenn auch ohne körperliche Gewalt). Kinder haben gerade in den ersten Jahren ganz andere Grundbedürfnisse wie zum Beispiel Beachtung, ernst gemeinte Bestätigung, wirklichen Trost, aber auch Herausforderungen und Grenzen. Damit dürfen und sollen Sie Ihre Kinder verwöhnen, also so viel davon geben, wie sie verlangen beziehungsweise brauchen.

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Süssigkeiten und Sucht

Zucker kann eine ähnliche Wirkung haben wie Drogen, das heisst, Menschen können danach süchtig werden. Die Nebenwirkungen können gravierend sein, von Zahnschäden über Unruhe bis zu Übergewicht, wobei letzteres häufig zu einem Mangel an Bewegung oder Ausgrenzung durch Kameraden führen kann. So kann schnell ein Teufelskreis entstehen, in dessen Folge Jugendliche später nur allzu leicht zu eigentlichen Drogen greifen. Die Suchtgefahr ist vor allem dann besonders gross, wenn das Kind mit Süssigkeiten bloss vertröstet wird, statt wirklich getröstet: Es wird so konditioniert, dass es einen bestimmten Stoff braucht, wenn es ihm schlecht geht, statt dass ihm wirklich geholfen wird.

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Süssigkeiten und Taschengeld

Mit dem Eintritt in die Schule ist häufig auch die Abgabe von Taschengeld verbunden. Damit übergeben Sie dem Kind bewusst Verantwortung, indem Sie es grundsätzlich selbst entscheiden lassen, was es damit macht. Sie müssen also in Kauf nehmen, dass es das Geld auch für Süssigkeiten ausgibt. Das ist so lange unproblematisch, als Sie in den beiden vorangegangenen, alles entscheidenden Phasen der Erziehung schon selbst darauf geachtet haben, das Kind nicht mit Süssigkeiten sozusagen "angefixt" zu haben. Denn mit der Sozialisation schwindet Ihr Einfluss rapide und Sie müssen sich mehr und mehr auf den Erfolg Ihrer bisherigen Erziehungsarbeit verlassen können!

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

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Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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