Respekt des Kindes

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Respekt bedeutet Aufmerksamkeit und Anerkennung gegenüber Mitmenschen und der Umwelt. Beides kann von einem Kinder erst erwartet werden, wenn es eine gewisse Reife erreicht hat. Für diese Reife wiederum sind die Eltern - und nicht etwa das Kind - verantwortlich. Es macht deshalb auch keinen Sinn, von einem Kind Respekt zu verlangen. Hingegen haben Sie es als Eltern in den ersten Jahren der Erziehung selbst in der Hand, dass das Kind später respektvoll mit seiner Umwelt umgehen kann.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

In der Phase der Vertrauensbildung, also in den ersten beiden Lebensjahren, braucht das Kind ein hohes Mass an Aufmerksamkeit für seine Grundbedürfnisse und das bedingungslose Vertrauen der Eltern in seine Fähigkeiten, um genügend Selbstvertrauen aufbauen zu können. In dieser Phase geht es einzig um den Respekt der Eltern gegenüber dem Kind.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, sucht es auch Herausforderungen und Grenzen. Grenzen hat das Kind von Natur aus keine, das heisst, diese müssen ihm von den Eltern gesetzt werden. Wenn das Kind zum Beispiel beginnt, den Geldbeutel von fremden Leuten auszupacken, hilft es wenig, wenn von ihm "mehr Respekt" gefordert wird. Sie müssen ihm, wenn Sie diese Neugier nicht dulden wollen, laut und deutlich "Nein!" sagen. Wenn Sie von ihm einfach "mehr Respekt" fordern, wäre es damit schlicht überfordert, denn solche Abstraktionen kann das Kind noch gar nicht verstehen! Vielmehr ist auch in dieser Phase noch die Aufmerksamkeit der Eltern dem Kind gegenüber gefordert: Sie müssen zuerst verstehen lernen, was in dieser Phase der Willensbildung überhaupt mit dem Kind passiert, um zum Beispiel bei Trotzreaktionen angemessen reagieren zu können.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Erst wenn das Kind nach etwa vier Jahren genügend Selbstvertrauen aufbauen konnte und sein Wille so weit kultiviert wurde, dass es sich einerseits mit seiner Persönlichkeit selbst behaupten kann und andererseits auch auf die Anliegen seiner Umwelt achten kann, kann man von Respekt sprechen. Der Begriff bleibt aber immer noch eine Abstraktion, und somit für ein Kind weitgehend unverständlich. Zudem geht es um die Metaebene der Eltern-Kind-Beziehung, die Sie nicht mit ihm thematisieren sollten, da Kinder in diesem Alter damit schlicht überfordert wären. Die Diskussion darüber, ob Ihr Kind zum Beispiel respektvoll mit seinem kleinen Geschwister umgeht und was allenfalls Ihrerseits zu unternehmen ist, sollte ausschliesslich unter den Erziehern des Kindes, also in erster Linie unter den Eltern, geführt werden.

Wenn dem Kind in den ersten Jahren gängelnd Gelegenheit gegeben wurde, mit Herausforderungen umzugehen und ihm auch angemessen Grenzen gesetzt wurden, werden Sie feststellen, dass das Kind von sich aus beginnt zu fragen, wie weit es gehen darf oder es wird von sich aus Vereinbarungen vorschlagen, wie das Zusammenleben besser gestaltet werden könnte. Respekt beinhaltet zudem auch ein gewisses Gefahrenbewusstsein, also ein Gespür dafür, welche Risiken ein Kind vernünftigerweise eingehen kann und welche es besser sein lässt. Dieses Gespür ist eine enorm wichtige Voraussetzung dafür, dass sich das Kind später als Jugendlicher auch ausserhalb Ihres Einflussbereichs einigermassen verantwortungsvoll benehmen kann.

Die Wertschätzung des Kindes Ihnen als Eltern gegenüber wird aber in der Regel frühestens in der Phase der Pubertät wirklich ein Thema, nämlich dann, wenn Kinder beginnen über sich selbst zu reflektieren. Jugendliche machen sich dann zum Beispiel Gedanken über die Art und Weise der Erziehung durch ihre Eltern. Und als Eltern werden Sie möglicherweise feststellen, dass Kinder Ihnen im gleichen Masse Respekt entgegenbringen, wie Sie es selbst damals vorgelebt haben!

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Respekt und Vorbild

Respekt als solchen brauchen Sie Ihrem Kind also nicht zu lehren. Denn Respekt entsteht vor allem dadurch, dass Sie dem Kind während der Vertrauensbildung möglichst alle seine Grundbedürfnisse befriedigen und ihm während der Willensbildung klar gezeigt haben, was geht und was nicht. Den Rest wird es ganz einfach durch Nachahmung lernen.

Das heisst, Sie können vom Kind so viel Respekt erwarten, wie Sie ihm selbst entgegengebracht haben. Allerdings müssen Sie in dieser Vorbildfunktion gewissermassen auf Vorschuss arbeiten und sich gedulden: Ihre Arbeit konzentriert sich vor allem auf die ersten vier Jahre, während das Kind schon ziemlich reif sein muss, um seine Umgebung in dem Masse zu respektieren, wie es von Erwachsenen möglicherweise erwartet wird.

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Respekt und Angst

Schliesslich sollte Respekt nicht mit Angst vor Autoritäten verwechselt werden. Kindern sollten von ihren Eltern vielmehr vorgelebt bekommen, dass man alle Menschen, aber auch die Natur, gleich respektieren sollte. Kinder haben zudem ein sehr feines Gespür für echte Autoritäten, also für Menschen, von denen sie etwas für ihr Leben Wichtiges lernen können. Dieses Gespür sollten Sie dem Kind unbedingt lassen, indem sie es zum Beispiel selbst entscheiden lassen, ob es lieber seinen Lehrer oder seine Patentante zum Vorbild nimmt.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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