Ordnung

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Kinder brauchen ein gewisses Mass an Ordnung, allerdings ist das Bedürfnis so individuell wie es auch jenes der Eltern nach Ordnung ist. In der Erziehung sollte es deshalb nicht darum gehen, das Kind zu möglichst viel Ordnung anzuleiten, sondern mit ihm zunächst herauszufinden, wie viel es braucht, um sich wohl zu fühlen, und es dabei zu unterstützen, das nötige Mass an Ordnung möglichst selbst herzustellen. Wenn es hingegen darum geht, dass Sie sich als Eltern von der Unordnung des Kindes übermässig gestört fühlen, müssen Sie lernen, dem Kind entsprechende Grenzen zu setzen.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung sind grundsätzlich die Eltern dafür zuständig, dass in der Wohnung die gewünschte Ordnung eingehalten wird. Das Kind wird Sie aber bereits zum Vorbild nehmen. Wenn Sie also zum Beispiel beim Essen immer am gleichen Platz sitzen, will es das ziemlich sicher auch schon bald. Gleiches gilt für Dinge wie Schuhe verräumen oder Zähne putzen. Hilfreich ist, wenn Sie dem Kind immer gleich erklären, was Sie tun ("So, jetzt wische ich Dir noch den Mund ab."). Durch ständige, von Ihnen bestätigte Wiederholungen lernt das Kind, solche alltäglichen Vorgänge als Rituale und später als Regeln zu verstehen. Dabei brauchen Sie weder von Pflichten noch von Mühsam zu sprechen, ganz im Gegenteil: Zeigen Sie ihm immer freudig, wie schön es ist, wenn alles an seinem Ort ist und alles getan ist, was zu tun ist. Kinder erfahren nämlich Ordnung auch als Sicherheit, was wiederum ihr Vertrauen in den natürlichen Lauf des Lebens bestätigt. So werden sie Ordnung als etwas völlig Selbstverständliches wahrnehmen. Und als Eltern werden Sie staunen, wie schnell Ihr Kind von sich aus die Ordnung sucht. Lassen Sie es deshalb möglichst früh selbst die Jacke aufhängen, auch wenn es Ihnen anfangs zu lange dauert, bis es damit fertig ist. Ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten gibt ihm Selbstvertrauen!

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, werden manche Eltern plötzlich aus der harmonischen Idylle herausgerissen. Hatte das Kind zum Beispiel bisher immer von sich aus die Kleider in seinem Zimmer verräumt, wirft es diese auf einmal ebenso selbstverständlich in das Wohnzimmer. Dann ist es Zeit, dem Kind mit einem energischen "Nein!" zu entgegnen und konsequent dabei zu bleiben. Kinder tun das nicht etwa aus böser Absicht, sondern weil sie schlicht ihren frisch erwachten Willen ausprobieren und dabei allzu schnell überborden. Nehmen Sie unter keinen Umständen dem Kind die Aufgabe des Verräumens ab! Schon gar nicht, weil Sie meinen, Sie könnten dadurch die Konfrontation vermeiden oder es sei Ihnen gar einfacher, wenn Sie es selbst tun. Sie müssen in solchen Situationen vielmehr lernen, angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren. Denn das Kind braucht Ihren Widerstand, um wachsen zu können, seinen Willen gewissermassen kultivieren zu können. Nur so kann es lernen, seine Umwelt zu respektieren.

Schliesslich gilt es zwischen der Ordnung, die das Kind braucht, und jener, die Sie als Eltern brauchen, zu unterscheiden. So kann es dem Kind durchaus noch wohl sein, wenn seine Spieleisenbahn seit Tagen halb aufgebaut im Wohnzimmer steht, während Sie sich dadurch längst gestört fühlen. Dann ist es Zeit, mit dem Kind Regeln zu vereinbaren. Sagen Sie ihm zunächst, dass es Sie stört und warum es Sie stört. Lassen Sie dabei auch die Möglichkeit offen, dass Sie plötzlich feststellen, dass es Sie bloss "aus Prinzip" stört, weil Sie zum Beispiel selbst als Kind immer alles wegräumen mussten und sich dabei unterdrückt fühlten. Anschliessend können Sie mit dem Kind nach einer Regel suchen und ihm etwa vorschlagen, dass die Eisenbahn höchstens während drei Tagen im Wohnzimmer stehen darf und es sie danach in sein Zimmer bringen muss. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse des Kindes auch Platz haben (häufig geht es ja bloss darum, beim Spiel nicht allein sein zu müssen).

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit der Sozialisation, insbesondere dem Eintritt in die (Vor)Schule, sollte das Kind so reif sein, dass es die von seiner Umwelt geforderte Ordnung von sich aus einhalten kann. Das wird es ohne weiteres können, wenn Sie mit ihm in den Phasen zuvor genügend geübt haben, mit Regeln umzugehen. Je nach Persönlichkeit des Kindes braucht es noch eine gewisse Unterstützung. Fragen Sie es aber immer zuerst, ob Sie ihm helfen sollen. Denn es gibt Menschen, die überhaupt keine Mühe haben, auch im scheinbar grössten Chaos den Überblick zu behalten. Und wenn Sie ihm helfen, machen Sie ihm zunächst blosse Vorschläge ("Wir könnten zum Beispiel ein Regal aufbauen, wo Du Deine Schulsachen nach Fächern geordnet hinstellen kannst.").

Gerade in der Phase der Pubertät kann Unordnung auch eine Form des Protests sein. Auf diese Weise können sich Jugendliche zum Beispiel von elterlichen Gewohnheiten distanzieren, was völlig natürlich und gesund ist. Das wird von Ihnen einerseits eine gewisse Toleranz fordern. Andererseits sollen Sie auf die Einhaltung gewisser Grenzen bestehen, indem Sie zum Beispiel darauf beharren, dass sich das Chaos auf das eigene Zimmer beschränkt oder dieses selbst gereinigt werden muss. Vertrauen Sie dabei auf Ihre Erziehungsarbeit während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen, statt allzu viel Druck auszuüben, denn Druck erzeugt gerade in diesem Alter vor allem eines: Gegendruck.

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Ordnung und Reizüberflutung

Kinder haben von Natur aus ein bestimmtes, wenn auch individuelles, Bedürfnis nach Ordnung. Nun bringt aber die westliche Zivilisation mit ihrem allgemein herrschenden Überfluss mit sich, dass viele Kinder mit Spielzeug geradezu überhäuft werden. Mit einer solchen Reizüberflutung kommen Kinder kaum mehr zurecht. Als Eltern haben Sie deshalb auch die Aufgabe, Ihre Kinder vor einem "Zu viel des Guten“ zu schützen, indem Sie zum Beispiel Freunde und Verwandte zum Masshalten beim Schenken anhalten. Fordern Sie dafür beim Spielzeug mehr Qualität als Quantität. Das kommt nicht nur den Kindern zugute, sondern auch der Umwelt. In diesem Zusammenhang kann Ordnung schliesslich auch Reparieren bedeuten, was natürlich bei gutem Holz viel besser geht als bei billigem Plastik.

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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