Metaebene

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Unter Metaebene wird im Zusammenhang mit Erziehung nicht die Erziehung selbst, sondern das Gespräch über das Thema Erziehung verstanden. Dieser Austausch kann sehr wichtig sein, zumal die meisten Eltern ja ohne irgendeine pädagogische Ausbildung "ins kalte Wasser geworfen" werden. Die entsprechenden Angebote sind denn auch vielseitig (dieses Wiki gehört selbstredend auch dazu). Allerdings wäre es höchst kontraproduktiv, die Diskussion über die Erziehung in Anwesenheit des Kindes oder gar mit ihm selbst zu führen, da es damit überfordert wäre und somit sein Vertrauen in seine Eltern beeinträchtigt würde.

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Überforderung des Kinds

Die an sich begrüssenswerte Entwicklung weg von einer autoritären, hin zu einer liberalen Erziehung kann zu einer Art Missverständnis führen, wenn Eltern schon in den ersten Jahren beginnen, mit ihren Kindern über ihren Erziehungsstil zu sprechen. Das beginnt mit Fragen wie "War ich jetzt zu streng zu Dir?" über Psychologisierungen wie "Mach mir ja nicht wieder eine solche Szene!" bis zu Vorwürfen wie „Du respektierst meine Bedürfnisse nicht“, kann aber auch durchaus wohlwollend als Lob daherkommen wie "Jetzt hast Du wieder Fortschritte gemacht in Sachen Anstand". Kinder sind damit regelmässig überfordert, und zwar gleich mehrfach: Weder kann ein Kind schon über sich selbst reflektieren (in der Regel erwirbt es diese Fähigkeit erst mit der Pubertät), noch versteht es die dazu verwendeten Worte, da diese regelmässig viel zu abstrakt sind.

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Hierarchie zwischen Eltern und Kind

Zwischen Eltern und dem Kind besteht eine natürliche Hierarchie: Gerade in den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung sind die Eltern allein für die Beziehung zwischen sich und dem Kind verantwortlich. Sie können also nicht erwarten, dass das Kind von sich aus etwas für eine gute Beziehung beitragen könnte. Die Beziehungsarbeit liegt allein in Ihrer Verantwortung. Dementsprechend müssen Sie für sich selbst Gedanken machen, wie das am besten geht, der Einbezug des Kindes ist weder möglich noch hilfreich, sondern ganz im Gegenteil kontraproduktiv.

In dieser Zeit kann denn schon allein aus diesem Grund nicht von einer Partnerschaft zwischen Eltern und Kind gesprochen werden (höchstens von einer Art partnerschaftlicher Haltung der Eltern, was man aber besser als "Respekt" bezeichnet würde). Die Aufgabe lastet vielmehr einseitig auf den Eltern: Sie müssen zunächst lernen, dem Kind, beziehungsweise dessen Grundbedürfnissen und Fähigkeiten, zu vertrauen und später lernen, dem Kind, beziehungsweise dessen Willen, Herausforderungen und angemessen Grenzen entgegenzusetzen. Das Kind ist nämlich darauf angewiesen, dass sein Vertrauen bestätigt wird und dass sein Wille auch auf Widerstand stösst. Und gerade darüber kann sich das Kind (noch) keine eigenen Gedanken machen, sondern sollte sich auf die elterliche Fürsorge verlassen können. Diese Hierarchie sollten sie sich insbesondere Alleinerziehende bewusst sein, da ihnen möglicherweise ein ständiger Partner für den Austausch fehlt und sie dadurch in Versuchung kommen könnten, Erziehungsfragen mit den Kindern zu besprechen. Suchen Sie sich dafür entweder andere Eltern in gleicher Situation oder professionelle Hilfe.

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Fähigkeit zur Selbstreflexion

Beginnen Sie mit Ihren Kindern erst dann über Erziehungsfragen zu sprechen, wenn diese von sich aus damit kommen. Denn dafür ist ein Mindestmass an Selbstreflexion nötig, eine Fähigkeit, die sich in der Regel erst mit der Pubertät entwickelt. Solche Gespräche können sehr spannend sein, wenn Sie bereit sind, offen und ehrlich zu sprechen. Häufig werden Sie feststellen, dass Ihre Kinder gewisse Situationen ganz anders erlebt beziehungsweise ganz anders in Erinnerung haben. Schon allein deshalb sollte das Gespräch mehr ein Austausch von Empfindungen sein als die Suche nach Richtigkeit und Wahrheit.

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Metaebene und Erklärungen

Selbstverständlich sollen Sie mit Ihren Kindern von Anfang an einen offenen und ehrlichen Umgang pflegen, was aber mit der Metaebene nichts zu tun hat: Erklären Sie dem Kind alles, wonach es fragt, oder gestehen Sie ihm Ihre eigenen Fehler ein („Ich habe nicht gesehen, dass Du die Hände schon gewaschen hast.“). Entschuldigungen und psychologische Erklärungen dazu sind hingegen weder nötig noch hilfreich („Sorry, ich war gerade im Multitasking.“).

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"Psychologisieren"

Ein grosser Fortschritt der westlichen Zivilisation ist sicher die Enttabuisierung psychischer Probleme, ja überhaupt das Thematisieren von psychologischen Fragen. Und da ein Grossteil solcher Probleme und Fragen ihre Ursache in der frühesten Kindheit haben, ist der Zusammenhang zur Erziehung meistens offensichtlich. Leider verführen aber solche Erkenntnisse manche Eltern dazu, das Verhalten ihrer Kinder mit psychologischen Fachausdrücken zu kommentieren, womöglich noch in deren Anwesenheit („Du verletzt meine Grenzen!“, „Du musst lernen, Deine Kameraden zu respektieren!“). Solche Ausdrücke sind für Kinder kaum verständlich, weil viel zu abstrakt. Reden Sie deshalb Klartext und geben Sie für das Kind verständliche Anweisungen (“Nein!“ oder auch „Stop!“). Während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung versteht ein Kind grundsätzlich nur “Ja“ oder “Nein!“. Mit all den Zwischentönen des menschlichen Verhaltens ist es hingegen noch überfordert. Erst wenn es die beiden Pole von „Gut“ und „Schlecht“ wirklich verstanden hat, können Sie ihm Relativierungen erklären. Aber auch dazu braucht es einfache und verständlich Worte („Wir machen jetzt zusammen ab, wann Du in mein Schlafzimmer darfst - und wann nicht.“).

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Weiterführende Themen

Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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