Ja der Eltern


Das "Ja" steht für die erste der beiden Phasen der Erziehung, die Vertrauensbildung. Eltern sollen in den beiden ersten Jahren, also noch bevor das Kind seinen Willen entwickelt, grundsätzlich zu allem "Ja" sagen, zum Kind, zu seinem Lebenswillen, zu seinen Grundbedürfnisse und zu seinen Fähigkeiten.

Das Gegenstück, also das "Nein"!, ist grundsätzlich erst in der zweiten Phase, also mit der Willensbildung, ein Thema.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Vertrauen in die Grundbedürfnisse und Fähigkeiten

In dieser Phase dürfen, ja sollen, Sie dem Kind möglichst grenzenlos vertrauen und möglichst zu allem "Ja" sagen. Denn in dieser Phase hat das Kind ausschliesslich Grundbedürfnisse, das heisst, dass ihm immer (!) etwas fehlt, wenn es unruhig wird oder gar schreit. Während das Kind bereits mit einem grenzenlosen Vertrauen in seiner Eltern zur Welt kommt, nämlich mit dem Vertrauen, dass ihm immer und sofort geholfen wird, wenn ihm etwas fehlt, müssen die Eltern in der Regel erst noch lernen zu vertrauen. Gehen Sie davon aus, dass das Kind alles hat, was es braucht und nach allem verlangt, was es von Ihnen benötigt. Die einzige, allerdings meist grosse, Herausforderung ist, dass Sie das Kind verstehen lernen. Das wird anfangs nur über die Methode "Versuch und Irrtum" gehen. Fragen Sie zudem das Kind möglichst von Anfang an und immer ("Magst Du schlafen gehen?"), wenn Sie es umsorgen: Auch wenn es noch nicht sprechen kann, auf irgendeine Art und Weise kann es schon sehr früh antworten, sei es durch Mimik oder Gestik. Dadurch schaffen Sie Achtsamkeit und Beziehung. Das Kind ist zwar auf Gedeih und Verderb auf Sie angewiesen, doch hat es bereits alle Fähigkeiten in sich und braucht bloss einen geeigneten Rahmen um sein Potential realisieren zu können.

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Anerkennung und Lob

"Ja" sagen bedeutet denn auch das Kind zu bestätigen, in allem, was es macht und ausprobiert: Es wird sich darob freuen und ständig noch mehr lernen wollen. Sagen Sie auch "Ja", wenn Sie das eine oder andere Missgeschick befürchten (also nicht gerade eine ernsthafte Gefahr droht). Wenn das Kind zum Beispiel das Butterbrot selbst streichen will, lassen Sie es einfach mal machen! Es wird von sich aus Hilfe verlangen, wenn es nicht klappt. Oder es wird sich mit einem eher holprigen Butterbrot und dazu noch verschmierten Fingern abfinden, aber es wird sich freuen, dass es etwas selbst tun durfte. Und dafür hat es Ihre Anerkennung und Lob verdient! Halten Sie sich also möglichst lange zurück und vor allem: Fragen Sie zuerst, bevor Sie helfen!

Wenn Sie hingegen dem Kind einfach das Stück Brot aus den Händen reissen und selbst bestreichen, wird es im besten Fall protestieren und im schlechtesten Fall irgendwann resignieren. Kinder brauchen Herausforderungen um zu lernen, ansonsten sie sehr schnell faul und bequem werden.

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Verwöhnen

In der Phase der Vertrauensbildung brauchen Sie sich grundsätzlich nicht davor zu fürchten, Ihr Kind auf ungute Weise zu verwöhnen. Denn das Kind hat in dieser Zeit ausschließlich Grundbedürfnisse - und die sollten immer und möglichst sofort befriedigt werden. Sie können also immer "Ja" sagen, wenn Ihr Kind essen, schlafen, gehalten, liebkost werden oder sich bewegen will (jedenfalls solange nicht wirkliche Gefahren drohen).

Eine Einschränkung muss aber aufgrund des allgemein vorherrschenden Überflusses gemacht werden, der für Kinder problematisch, ja gar kontraproduktiv werden kann: Kinder werden heutzutage leider geradezu überhäuft mit Dingen wie Süssigkeiten, Plüschtieren, Spielzeugen usw. Eine derartige Reizüberflutung ist eine eigentliche Überforderung des Kindes und hat natürlich nichts mehr mit Grundbedürfnissen zu tun, sondern provoziert ganz im Gegenteil weitere Begehrlichkeiten und Wünsche. Hier müssen Sie als Eltern Grenzen im Sinne der "künstlichen Verknappung" setzen, notfalls auch gegen Verwandte, die es vermeintlich gut meinen.

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Bedürfnisse der Eltern

Grenzen sind in dieser Zeit erst punktuell angebracht, wenn es zum Beispiel ums Abstillen geht oder wenn die Bedürfnisse der Eltern zu kurz kommen, sodass zum Beispiel Erschöpfung droht. Kleinkinder geniessen das Leben - und ihre Eltern dazu - in vollen Züge, sie kennen weder ein Gestern noch ein Morgen. Sie brauchen auch nicht davor geschützt zu werden, sich zu verausgaben: Kinder haben ein sehr feines Gespür dafür, wann genug ist, jedenfalls solange sie selbst entscheiden dürfen! Und sie können auch ausgesprochen kooperativ sein, wenn es um die Bedürfnisse der Eltern geht, denn sie wissen sehr genau, dass sie auf deren Fitness angewiesen sind. Wichtig ist bloss, dass Sie ehrlich sind, wenn es Ihnen zu viel wird und den Kindern zum Beispiel sagen, dass Sie nun nicht mehr herumturnen mögen (statt ihnen vorzuwerfen, sie seien nicht zu bändigende Rabauken).

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Ein uneingeschränktes "Ja" zum Kind ist schliesslich die Voraussetzung dafür, dass Sie ihm später, das heisst ab etwa zwei Jahren wenn es beginnt seinen Willen zu entwickeln, auch klar "Nein" sagen können. Wenn Sie bis dahin nicht gelernt haben, Ihr Kind uneingeschränkt anzunehmen, werden Sie es umso schwerer haben, ihm Grenzen setzen zu können. Denn "Nein!" können Sie nur dann sagen, wenn Sie keine Angst vor Liebesentzug haben. Und das setzt eben ein entsprechendes Vertrauensverhältnis voraus, das Sie in den beiden ersten Lebensjahren aufgebaut haben!

In den ersten vier Jahren ist zudem entscheidend, dass Sie absolut klar sind, das heisst: entweder "Ja" oder "Nein!" sagen - und dabei bleiben. Kinder müssen sich auf Ihre Aussagen verlassen können, ein "Jein" verwirrt sie und beeinträchtigt dadurch das Vertrauen in Sie.

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Archetypische Rollen

Das "Ja" kann auch archetypisch der Mutter zugeordnet werden. Am schönsten kommt das beim Stillen zum Ausdruck: Der Säugling erhält mit der Muttermilch alles, was er braucht und wird in einem guten Sinn verwöhnt. Erst mit der Willensbildung braucht es auch Grenzen, archetypisch ein Thema für den Vater.

Aber eben: Die Zuordnung ist bloss archetypisch. Denn der Vater darf und soll das Kleinkind genauso verwöhnen wie die Mutter und die Mutter muss später umgekehrt genauso lernen, dem Kind auch Grenzen zu setzen. Insofern werden viele Eltern sehr schnell bemerken, dass sie auch voneinander lernen können. Und manchmal stellen Eltern auch fest, dass dem einen die "Rolle" des anderen eigentlich besser liegt.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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