Halbherzig

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Wenn Eltern selbst zu wenig Vertrauen in ihre eigenen Überzeugungen und Fähigkeiten haben, oder zu wenig Willen aufbringen können, um standhaft zu bleiben, werden sie sich auch gegenüber ihren Kindern entsprechend halbherzig verhalten. Das heisst, sie werden zum einen ihren Kindern beziehungsweise deren Grundbedürfnissen und Fähigkeiten zu wenig vertrauen, zum anderen werden sie dem Willen des Kindes zu wenig Widerstand entgegensetzen können. Oder anders gesagt: Halbherzig handelnde Eltern, die weder bedingungslos "Ja" noch konsequent "Nein!" sagen können, antworten allzu gerne mit "Jein". Gerade die Erziehung von Kindern bietet aber Eltern die einmalige Chance zu lernen, sich für eine Aufgabe voll und ganz einzusetzen!

Ursachen und Formen

Mangelndes Selbstvertrauen

Die Erziehung von Kindern erfordert von den Eltern zunächst, dass sie ihren eigenen Fähigkeiten vertrauen, für ihre Kinder sorgen zu können. Die Aufgabe mag anspruchsvoll sein, doch ist sie einfach zu lösen, wenn Sie daran glauben, dass Sie das können. Sie brauchen dazu nicht etwa perfekt zu sein, das verlangt weder Ihr Kind noch sonst jemand von Ihnen. Sie sollten vielmehr daran glauben, dass Sie genau das bieten können, was das Kind von Ihnen braucht, ganz unabhängig davon, was Sie sonst noch alles wissen, können oder besitzen. Ihr Kind vertraut Ihnen schon von Natur aus, dass Sie jederzeit seine Bedürfnisse befriedigen können. Nehmen Sie dieses Vertrauen mit ganzem Herzen an, sagen Sie bedingungslos "Ja" zu ihm und es wird daraus eine wunderbare Beziehung entstehen!

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Mangelnder Wille

Vor allem vom Moment an, da Ihr Kind beginnt seinen eigenen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, müssen Sie ihm auch Widerstand entgegensetzen können. Das geht natürlich nur, wenn Sie selbst wissen, was Sie wollen und auch bereit sind, Ihren Willen zu äussern und die Konfrontation nicht scheuen. Denn ohne diese Auseinandersetzung wird es zumindest während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung nicht gehen!

Die Willensschwäche des Menschen ist häufig nicht so einfach zu erkennen, schon gar nicht, wenn sie einen selbst betrifft. Typische Äusserungen von willensschwachen Menschen sind „Ich wüsste schon, was ich will, aber….“, „Ich hätte ja so gerne…“ oder „Ich möchte einfach…“. Das sind Relativierungen, die den Willen schwächen. Hören Sie hingegen Ihrem Kind zu, wird es sagen: „Ich will…“ oder „Nein!“. Diese Äusserungen sind absolut und kategorisch. Während der Phase der Willensbildung braucht das Kind von seinen Eltern entsprechenden Widerstand. Das heisst, Sie müssen lernen, dem Kind auch konsequent "Nein!" zu sagen. Nicht etwa, weil Sie "böse" wären, sondern weil Sie wissen, dass Ihr Kind in dieser Phase ganz besonders auch Herausforderungen und Grenzen braucht, um seinen noch rohen Willen gewissermassen kultivieren zu können.

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"Jein" statt "Ja" oder "Nein!"

Die Entwicklung des Kindes verlangt von Ihnen während der Phase der Vertrauensbildung ein bedingungsloses "Ja" und danach, wenn das Kind seinen Willen zu entwickeln beginnt, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, auch ein ebenso konsequentes "Nein!". Eltern mit einer unklaren Haltung antworten stattdessen gerne mit einer Art "Jein", sodass das Kind nie richtig weiss, was nun wirklich gilt und so lange nach einer klaren Antwort drängt, bis sich die Eltern genervt fühlen.

Sie sollten sich deshalb unbedingt den beiden ersten, alles entscheidenden Entwicklungsschritten des Kindes bewusst werden: Während dieser Zeit ist das Kind noch nicht für Zwischentöne empfänglich, es kann weder mit Bedingungen ("Wenn Du weiter so tust, verleidet es mir noch...") noch Relativierungen ("Wir sollten langsam gehen....") umgehen, sondern kennt bloss "entweder oder" ("Stopp, jetzt gehen wir!"), alles andere wäre eine Überforderung des Kindes! Wenn Sie gelernt haben, dem Kind gegenüber wirklich klar zu sein und Ihre eigenen Regeln einhalten können, werden Sie plötzlich staunen, wie einfach alles geht.

Mangelnde Aufmerksamkeit

Kinder können sehr viel Aufmerksamkeit verlangen. Das heisst aber nicht etwa, dass Sie sich ununterbrochen mit Ihrem Kind beschäftigen sollen, sondern eben nur dann, wenn es danach verlangt. Lassen Sie es also in Ruhe, wenn es mit sich selbst beschäftigt ist oder gar schläft. Verlangt es aber nach Ihnen, sollten Sie möglichst sofort reagieren und sich ihm ganz widmen. Das schlimmste Gift für die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind ist heutzutage Unterhaltungselektronik, da deren Konsum regelmässig zur Zerstreuung führt, sodass die Aufmerksamkeit bloss noch eine geteilte ist. Das Kind braucht aber Ihre volle Aufmerksamkeit, wenn es danach verlangt. Wird es stattdessen auch noch mit Unterhaltungselektronik vertröstet, ist der Teufelskreis perfekt.

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Mögliche Folgen

Kinder brauchen eine eindeutige, unmissverständliche Haltung ihrer Eltern, ansonsten sind sie zumindest anfangs noch überfordert. Halbherziges Vertrauen oder halbherziger Widerstand können deshalb sowohl die Vertrauensbildung als auch die Willensbildung beeinträchtigen. Typische Reaktionen des Kindes sind mangelnder Glaube an seine eigenen Fähigkeiten oder Mühe im Umgang mit Regeln. Kinder geben Ihnen die grosse Chance etwas zu lernen, was Sie sonst nur schwer lernen können, nämlich sich für Ihre Anliegen voll und ganz einzusetzen!

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email