Fragen des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Für Kinder ist zunächst einmal alles neu und unbekannt, während ihre Eltern scheinbar alles wissen und können. Sobald sie sprechen können, beginnen sie deshalb auch zu fragen (zuvor tun sie das in einem gewissen Mass schon durch ihre Mimik und Gestik). Auf Fragen sollten Sie immer antworten. Wissen Sie etwas nicht oder kommt Ihnen die Frage irgendwie ungelegen, sollen Sie das dem Kind sagen.

Erkunden und Verstehen

Kleinkinder können anfangs bloss staunen, was es auf dieser Welt alles gibt. Sie erleben alles zum ersten Mal und ihre Sinne sind noch völlig offen und empfänglich. Und irgendwann kommen auch Fragen auf, anfangs erst durch Mimik oder Gestik ausgedrückt, früher oder später dann ausgesprochen. Das Vertrauen des Kindes umfasst auch den Glauben, dass seine Eltern auf alles eine Antwort bereit haben. Eltern sind für Kinder etwa das, was Wikipedia für Sie ist: ein grenzenloses Lexikon des Wissens (von dem Sie selbstverständlich wissen, dass es nicht immer völlig verlässlich ist).

Es gibt für Menschen kaum ein besseres Mittel, um zu Wissen zu kommen, als zu fragen. Oder um es umgekehrt mit dem sinnigen Titel einer TV-Sendung zu auszudrücken: "Wer nicht fragt, stirbt dumm!" [1]. Geben Sie Ihrem Kind deshalb immer Antwort. Wenn Sie etwas nicht wissen, sagen Sie es ihm offen und ehrlich. Es gibt keine dummen oder unangemessenen Fragen. Es gibt höchstens Fragen, die Ihnen peinlich sind oder die Sie aus einem anderen Grund nicht beantworten wollen. Auch das sollten Sie dem Kind aber ehrlich sagen ("Das ist ein Geheimnis."). Kinder haben schliesslich auch Geheimnisse, können also durchaus verstehen, dass es Ihnen nicht anders geht. Heikel wird es erst, wenn Sie gewisse Fragen zu tabuisieren beginnen, wenn die Frage also schon gar nicht gestellt werden darf.

^ nach oben

Wiederholte Fragen

Ständig wiederholte Fragen mögen für Eltern mühsam sein, doch sollten Sie bedenken, dass Wiederholungen dem Kind erstens Sicherheit geben und dass es zweitens schon sprachlich noch nicht alles auf Anhieb richtig verstehen kann. So wird ein Kind zum Beispiel den Begriff "heiss" anfangs nicht zwingend mit einer hohen Temperatur in Verbindung bringen, sondern bloss mit dem Umstand, dass sich heisse Dinge auf der Haut unangenehm anfühlen. Demzufolge könnte es kalte oder scharfkantige Dinge ebenso als "heiss" bezeichnen. Erst durch Wiederholungen wird es irgendwann erkennen, dass das Wort "heiss" nur für hohe Temperaturen steht. Bleiben Sie also möglichst geduldig und beantworten Sie auch wiederholte Fragen immer und ohne Ironie oder gar Spott. Das bestätigt das Vertrauen des Kindes in seine Fähigkeiten, was wiederum Voraussetzung für die Bildung für Selbstvertrauen ist.

^ nach oben

Warum-Fragen

Sobald das Kind Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung erkennt, will es auch den Grund für den Zusammenhang wissen. Das geht mit der Entwicklung seiner kognitiven Fähigkeiten einher, insbesondere der Erkenntnis, dass es ein "Vorher"" und eine "Nachher" gibt. Die Warum-Frage ist denn auch die Frage, welche die Wissenschaft bis in alle Unendlichkeit antreibt und zu immer mehr Wissen der Menschheit führt. Diese Wissbegier entsteht meistens mit der Willensbildung, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr. In dieser Phase des Menschen ist seine Lernfähigkeit übriges am höchsten. Es ist denn auch kein Wunder, dass Kinder alles wissen wollen und beinahe unendlich nach den tieferen Gründen fragen. Es ist häufig höchst erstaunlich, was sie sich alles merken können. Antworten Sie auf alle Fragen. Wenn Sie etwas nicht wissen, sagen Sie es dem Kind offen und ehrlich. Auch bemerkenswert ist, dass Kinder vieles von dem, was sie in dieser Phase aufnehmen, schon bald wieder vergessen.

Unendliche Warum-Fragen können für Kinder schliesslich auch ein Spiel sein, eine der wichtigsten Lernformen überhaupt. Spielen Sie deshalb mit und nehmen Sie es auch mit Humor (nicht zu verwechseln mit Ironie!), wenn Sie merken, dass die Fragen nicht mehr ganz ernsthafter Natur sind.

^ nach oben

Unbeantwortbare Fragen

Schliesslich gibt es auch Fragen, auf die Sie schlicht keine Antwort wissen ("Wer ist Gott?"). Das ist ein wunderbarer Moment, um mit dem Kind zu philosophieren zu beginnen! Antworten Sie ihm zum Beispiel, was Sie sich vorstellen ("Ich stelle mir Gott als der liebste Mensch vor, den es überhaupt gibt.") oder was Sie glauben. Und lassen Sie sich vor allem von Ihrem Kind überraschen, Sie werden nämlich des Öfteren staunen, welch einfache und doch bemerkenswerte Antworten Kinder auf die "letzten Fragen der Menschheit" haben! Lassen Sie sich auf die Phantasie Ihres Kindes ein und geben Sie sich damit die Chance auf ganz neue Erkenntnisse. Sie können die Frage auch zurückgeben ("Weisst Du denn, wer Gott ist?"). Manche Kinder sind höchst pragmatisch ("Gott schaut, dass ich schöne Geschenke erhalte."). Lassen Sie dem Kind seine eigenen Antworten und nehmen Sie es ernst.

^ nach oben

Fordern statt Fragen und Bitten

Eine spezielle Art von Fragen ist das Bitten um einen Gefallen ("Darf ich noch ein Stück Brot haben?"). Kinder kommen von sich aus nicht auf die Idee, zu fragen statt zu fordern ("Ich will noch ein Stück Brot!", "Gib mir noch ein Stück Brot!"). In unserer Kultur gilt es aber als anständig, Forderungen in Form von Fragen zu stellen, selbst wenn es um die Befriedigung von Grundbedürfnissen geht. Solche Anstandsregeln können Sie einem Kind in den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung zwar bereits anerziehen, indem Sie ihm das Brot erst nach einer entsprechenden Frage geben, doch wird das Kind die Floskeln bestenfalls mechanisch nachplappern. Denn mit derart kultivierten Umgangsformen sind Kinder in diesem Alter meistens noch überfordert. Hingegen lernen Kinder sehr schnell durch Nachahmung, das heisst, es wirkt schon, dass Sie sich selbst an die Regeln halten. Irgendwann werden Kinder dann auch fragen, was das mit dieser Fragerei soll und Sie können ihm dieses kultivierte Verhalten erklären. Sinnvoll ist dieser Übergang vom direkten Fordern zum indirekten Fragen in der Phase der Willensbildung, nachdem Sie gelernt haben, dem Kind auch angemessen Grenzen zu setzen und mit ihm Vereinbarungen zu treffen. Bedenken Sie, dass Anstandsregeln zwar mit gegenseitigem Respekt zu tun haben, aber immer auch sehr von der aktuellen und örtlichen Kultur geprägt sind, also keinesfalls naturgegeben sind und deshalb für Kinder nicht so einfach zu verstehen sind. Eine Regel aber, die nicht verstanden wird, macht ganz zum vornherein keinen Sinn!

^ nach oben

Weiterführende Themen

^ nach oben

Übergeordnetes Thema

^ nach oben

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

^ nach oben