Forderungen des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Forderungen des Kindes können seine Grundbedürfnisse betreffen, aber auch Ausdruck seines Willens sein. Als Eltern müssen Sie lernen, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung haben Kinder erst einen Lebenswillen, das heisst, sie fordern einzig, dass ihre Grundbedürfnisse befriedigt werden. Das kann zwar für die Eltern auch äusserst fordernd sein, doch müssen Sie sich bewusst sein, dass es zunächst einmal das gute Recht des Kindes ist, dass es ausreichend Nahrung oder Trost erhält. Lassen es Ihre Kapazitäten aus irgendwelchen Gründen nicht zu, die Bedürfnisse des Kindes immer und sofort zu befriedigen, hat das also allein mit Ihren Grenzen zu tun, und nicht etwa mit irgendwelchen unverschämten Forderungen des Kindes. Sie sollten sich in solchen Momenten deshalb Hilfe organisieren und nicht dem Kind Vorwürfe machen, dass es zu viel wolle.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, können seine Forderungen plötzlich weit über seine Grundbedürfnisse hinausgehen: Es spürt, dass sein Wille eine unheimlich starke Kraft ist und lotet aus, was es damit alles erreichen kann. Es braucht nun vermehrt Herausforderungen und klare Grenzen, ansonsten seine Forderungen schnell ins Unermessliche steigen. Fordert es zu Beispiel ein Schwert zum Kämpfen (was für diese Phase im übrigen typisch ist), sollten Sie dem nicht einfach nachgeben und in den nächsten Laden rennen, sondern zumindest einen gewissen Widerstand leisten, indem Sie zum Beispiel mit ihm in den Wald gehen und ihm dort zeigen, wie es selbst ein Schwert aus einem Ast schnitzen kann. So kann es seine Kräfte und seine Geschicklichkeit trainieren und eben seinen Willen kultivieren. Nehmen Sie auch an, wenn es Sie zu Wettrennen und ähnlichem herausfordert: Sie müssen ihm in dieser Zeit eine Art Sparringspartner sein.

Forderungen des Kindes sind also zunächst einmal ein Zeichen des Willens und somit seiner gesunden Entwicklung. Als Eltern müssen Sie lernen damit umzugehen, indem Sie nicht immer einfach nachgeben, sondern auch Widerstand leisten, wenn Ihnen die Forderungen zu weit gehen. Beginnt das Kind darauf zu toben, weil es sich nicht durchsetzen konnte, ist auch das völlig natürlich und gesund, doch müssen Sie lernen angemessen darauf zu reagieren. So kann das Kind erfahren, dass es zwar seinen eigenen Willen haben darf, damit auch nahezu alles erreichen kann, dass es dabei aber auch an Grenzen seiner Umwelt, insbesondere seiner Eltern, stossen kann.

Forderungen des Kindes können Sie zum Anlass nehmen, mit ihm Vereinbarungen zu treffen, also Regeln, die Sie mit ihm zusammen aufstellen und mit denen es sich einverstanden erklärt. Schon dieses Miteinbeziehen genügt, dass das Kind bestrebt sein wird, die Vereinbarung auch einzuhalten. Es wird es als Herausforderung betrachten und sich Mühe geben, seinen Beitrag zu leisten (auch wenn es letztlich noch in Ihrer Verantwortung liegt, die tatsächliche Einhaltung zu prüfen).

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Wenn Sie es während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung geschafft haben, mit den Forderungen des Kindes konstruktiv umzugehen, werden Sie staunen, wie einfach es von nun an ist: Der gegenseitige Respekt genügt, um mehr und mehr auf einer partnerschaftlichen Ebene auf die jeweiligen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Früher oder später wird es dann auch um die Mitsprache der Jugendlichen gehen, etwa beim Essen oder der Urlaubsplanung. Versuchen Sie die Kinder zumindest miteinzubeziehen, wenn sie es fordern. Kinder sind gerade in solchen Fragen von Natur aus kooperativ und je mehr Mitsprache Sie zulassen können, desto einfacher werden Sie es haben: Kinder, die mitentscheiden dürfen, tragen die Entscheide auch dann mit, wenn das Ergebnis vielleicht nicht ganz so herauskommt wie gewünscht!

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Erwachsenwerden (etwa 16 bis 25 Jahre)

Während die Forderungen bisher vielleicht eher alltägliche Themen betrafen, geht es nun vermehrt um die Ablösung vom Elternhaus, etwa um die Frage, wie lange der Ausgang mit Kollegen dauern darf oder der Wunsch nach unabhängigem Urlaub. Als Erstes sollten Sie sich als Eltern bewusst sein, dass Sie sich derartige Forderungen zwar verbieten können, doch Jugendliche in diesem Alter längst über genügend Kräfte und Geschicklichkeit verfügen, um Verbote ziemlich locker umgehen zu können, beziehungsweise sich durch das Verbot erst recht herausgefordert fühlen. Sie müssen sich also schon Ihrer bisherigen Erziehungsarbeit vertrauen können. Jugendliche fühlen sich in diesem Alter genügend reif, um selbst bestimmen zu können, was ihnen gut tut und was sie brauchen. Dass das in Tat und Wahrheit längst nicht immer so ist, mag für Sie schmerzhaft sein, doch ist es unumgänglich loszulassen!

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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