Forderungen der Eltern

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, dürfen Eltern durchaus auch Forderungen stellen. Denn Kinder lieben und brauchen gerade in diesem Alter Herausforderungen. Mit einer Forderung stellen Sie sich möglicherweise dem Willen des Kindes entgegen und setzen somit eine Grenze.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung sollten Sie grundsätzlich noch keine Forderungen stellen. In dieser Zeit geht es ganz im Gegenteil darum, dass Sie die Grundbedürfnisse des Kindes möglichst immer und sofort erfüllen. Im übrigen hat auch das Kind seinerseits weder Forderungen noch Wünsche hat, sondern einzig einen Lebenswillen.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind aber beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, müssen Sie dem auch etwas entgegenstellen können. Denn der frisch erwachte Wille des Kindes kann noch ziemlich unbändig sein. Es will dann zum Beispiel unbedingt auch ein Fahrrad. Das ist zwar ein Zeichen seiner gesunden Entwicklung, doch dürfen Sie als Eltern diese enorme Energie durchaus nutzen, indem Sie vom Kind zum Beispiel eine Gegenleistung fordern. So könnten Sie mit ihm vereinbaren, dass es ab sofort immer selbst zu seinem Dreirad schauen muss, Sie es also ihm nicht mehr nachtragen müssen. Erst wenn das klappt, würden Sie ihm ein Fahrrad kaufen oder zum Geburtstag schenken. Kinder lieben und brauchen solche Herausforderungen und sie werden sich anstrengen, eine entsprechende Vereinbarung zu erfüllen!

Ihre Forderungen sind also durchaus eine vernünftige Antwort auf den Willen des Kindes, sie müssen bloss angemessen sein. Was angemessen ist, kann Ihnen Ihr Gespür beantworten. Achten Sie auf die Reaktion des Kindes: freut es sich auf die Herausforderung oder reagiert es resigniert?

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Bis zur Sozialisation sollten Sie gelernt haben, was und wieviel Sie vom Kind fordern können, ohne dass Sie es über- oder unterfordern. Das Kind wäre dann genügend reif, um zum Beispiel von sich aus Vereinbarungen zu fordern. Es wird Ihnen zum Beispiel vorschlagen, dass es mit dem Fahrrad in die Schule fahren darf, wenn es die Verkehrsregeln richtig zu befolgen wisse. So können Sie mit dem Kind mehr und mehr auf eine partnerschaftliche Art und Weise zusammenleben. Zwar bleibt ein Grossteil der Verantwortung immer noch bei Ihnen (Sie müssen im Beispiel abschätzen können, ob das Kind überhaupt schon fähig ist, am Strassenverkehr teilzunehmen), doch werden Sie staunen, wie viel das Kind schon selbst zu übernehmen bereit ist.

Mit der Pubertät zeigt es sich dann sehr schnell, wie gut es Ihnen zuvor gelungen ist, dem Kind so viel Verantwortung zu übertragen, dass es auf Ihre Forderungen nicht immer gleich mit Widerstand oder gar Totalverweigerung reagieren muss (auch wenn es natürlich zur Entwicklung von Jugendlichen gehört, die Meinung ihrer Eltern in Frage zu stellen). Halten Sie sich zurück, wenn Ihre Forderungen eher Wertvorstellungen als Regeln des Zusammenlebens betreffen. So macht es zum Beispiel wenig Sinn zu fordern, dass sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter "anständig kleiden" soll, wohingegen Sie sehr wohl verlangen dürfen, dass Ihre Kinder mit sauberen Kleidern zum Esstisch kommen sollen: während der eigene Kleidungsstil in erster Linie der (nötigen!) Abgrenzung von den Eltern dient, ist Hygiene im gemeinsamen Haushalt auch ein Zeichen des gegenseitigen Respekts.

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Fordern und Lernen

Heikel können auch Forderungen sein, welche die schulischen Leistungen des Kindes betreffen. Zunächst sollten Sie klar darüber sein, dass Kinder gerne und von sich aus lernen. Das gilt zumindest solange, als sie in den beiden ersten Phasen der Erziehung auch selbst lernen durften. Wenn Sie ihnen diese Freude am Lernen liessen, werden sie in der Schule auch mit gewissen unvermeidlichen Widerwärtigkeiten zum Beispiel des Lehrplans zurecht kommen. Zudem sollten Sie das Thema weitgehend den Lehrpersonen überlassen, da diese dafür verantwortlich sind, von den Schülern das zu verlangen, wozu sie fähig sind. Bedenken Sie dabei auch, dass jedes Kind seine ganz eigenen, individuellen Fähigkeiten mitbringt, die sich nicht zwingend durch Schulnoten messen lassen.

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Fordern und Mithelfen

Forderungen der Eltern betreffen häufig auch die Mithilfe im Haushalt. Hier gilt im Prinzip das Gleiche wie beim Lernen: Wenn das Kind in den ersten Phasen der Erziehung Helfen als etwas Positives erlebt hat, das Vertrauen bildet, wird es Ihnen sehr gerne und zudem ganz selbstverständlich mithelfen, auch wenn es, gerade bei mehreren Kindern, noch einen Ämtchenplan braucht. Und wenn Sie vom Kind Freiwilligkeit erwarten, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie als Eltern die Grundlage dafür während der Phase der Willensbildung gelegt haben müssen.

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Fordern und Anstandsregeln

Wenn Eltern von ihren Kindern Anstand fordern, ist häufig nicht klar, was dahintersteht. Fragt man nach, ist die Antwort meistens "Das macht man halt so", "Das gehört sich so" oder "Weil es anständig ist". Anstandsregeln sollten aber, wie alle anderen Regeln auch, einen gewissen Sinn haben, und zwar einen Sinn, den auch das Kind verstehen kann. Wenn es hingegen bloss "um das Prinzip" geht, ist die Gefahr gross, dass Anstandsregeln bloss dem Machtmissbrauch dienen. Lassen Sie sich deshalb schon früh die Frage Ihres Kindes gefallen, weshalb es sich zum Beispiel für etwas bedanken soll. Sie werden vielleicht staunen, wie wenig selbstverständlich das in manchen Situation ist. Nutzen Sie dabei die Chance, eigene Manieren auf ihren Sinn zu überdenken. Anstandsregeln sollten in erster Linie mit Respekt gegenüber seinen Mitmenschen zu tun haben und Respekt hat vor allem mit Grenzen zu tun. Wenn Sie von Ihrem Kind zum Beispiel fordern, dass es sein Mobiltelefon nicht am Tisch hat, ist es ist deshalb ein wesentlicher Unterschied, ob Sie ihm erklären können weshalb (weil Sie sich zum Beispiel vom Klingeln genervt fühlen oder weil Sie bei einem Tischgespräch nicht unterbrochen werden wollen) oder ob Sie das einfach und kategorisch als unhöflich betiteln. Und Sie müssen sich zudem vielleicht fragen lassen, weshalb Sie Ihrerseits einen Anruf auf das Festnetztelefon während dem Essen abnehmen.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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