Erklären: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit Erklärungen ist es ähnlich gleich wie mit dem > Helfen: Grundsätzlich nur auf ausdrückliches Verlangen! Denn Kinder vertrauen Ihnen, zumindest in den beiden ersten Jahren, voll und ganz: Was Sie als Eltern sagen, ist grundsätzlich richtig und gut. Sie brauchen deshalb Ihre Aussagen oder Forderungen weder zu erklären noch zu begründen.
Wenn ab dem Alter von etwa zwei Jahren die Willensbildung einsetzt und Sie dem Kind klare Grenzen setzen müssen, ist es noch viel wichtiger, dass Sie zunächst einmal auf Erklärungen verzichten, denn jede Erklärung schwächt das „Nein“ ab. Gerade am Anfang, wenn sich der Wille im Kind sehr ungestüm entwickelt, braucht es ein unmissverständliches und absolutes „Nein“. Erklärungen verwässern in solchen Situationen nicht nur Ihre Haltung, sondern haben häufig sogar noch den Effekt, dass das Kind erst recht zu toben beginnt, weil es sich durch Erklärungen bloss genervt fühlt. Warten Sie also, bis sich das Kind wieder beruhigt hat und allenfalls (eher selten!) selbst nach dem „Warum“ Ihres „Neins“ fragt. In der Regel werden Sie jedoch feststellen, dass es für das Kind völlig unbedeutend ist, weshalb Sie sich seinem Willen entgegengestellt haben. Wichtig ist bloss, dass Sie konsequent bei Ihrer Haltung bleiben und ruhig beim Kind warten. Denn das Kind braucht in solchen Situationen vor allem die Gewissheit, dass es „trotzdem“ lieben!
Erst wenn das Kind schon so reif ist, dass es von sich aus nach dem „Warum“ fragt, dürfen Sie, ja sollen Sie, dem Kind Antworten auf alle seine Fragen geben. Dann aber beginnt die Arbeit für Sie so richtig: Sie müssen dem Kind nämlich plausible Erklärungen geben, das heisst solche, die auch tatsächlich stimmen und die es verstehen kann. Und das ist dann gar nicht so einfach: Sie werden sehr schnell staunen, wie gut und berechtigt manch eine Frage von Kindern ist.
Für Kinder ist es übrigens höchst spannend, Erwachsene endlos mit „Warum?“ zu löchern: Auf jede Antwort folgt sofort die nächste Frage, warum denn das so ist. Irgendwann werden Sie natürlich ans Ende Ihres Lateins kommen und keine Antwort mehr wissen oder Sie fühlen sich schlicht an der Nase herumgeführt. Antworten Sie dann nicht mit dem stupenden „Darum“ oder mit sonst einer Diffamierung des Kindes („Du nervst mit Deiner Fragerei“), sondern sagen Sie ihm doch schlicht und einfach die Wahrheit: „Ich weiss es nicht“ oder „Ich mag jetzt nicht noch mehr Fragen  beantworten“.
Eine gewisse Gratwanderung werden Sie bei Erklärungen von Träumen, Phantasien oder Märchen gehen müssen: Sie werden sich zum Beispiel fragen, ob Sie dem Kind besser die Wahrheit sagen, wenn es um die angeblichen Flugkünste der Hexe geht, oder ihm weiterhin etwas vorgaukeln, an das Sie selbst nicht glauben. Bedenken Sie dabei einfach, dass Kinder meist noch an der Schwelle von der magischen zur realen Welt leben, das heisst sie können sehr wohl und gut damit umgehen, dass nicht immer alles schlüssig erklärbar ist. In solchen Momenten dürfen Sie dem Kind also auch einmal die Ungewissheit lassen („Ich weiss es auch nicht so genau“ oder „Das könnte schon so sein: Was glaubst Du denn?“). Für das Kind wird es in der Regel nämlich genügen, dass Sie ihm zugehört haben und allenfalls seine Sorgen ernst nehmen. Ob dann der Wolf wirklich unter dem Bett schläft oder nicht, darf dann auch mal offen gelassen werden.
Erklärungen, nach denen das Kind fragt, können also zu lustvollen und häufig gerade für Sie als Eltern erhellenden Dialogen werden. Voraussetzung ist einzig, dass das Kind danach fragt und Sie nicht von sich aus Erklärungen abgeben. Damit wären wir auch schon bei der höchst problematischen Seite des Erklärens: Ungefragte Erklärungen schaffen emotionale Distanz oder können gar als eigentliche Ohrfeigen empfunden werden. Die Folge davon ist, dass Ihr Kind auch dann nicht mehr auf Ihre Erklärungen hört, wenn es sie an sich dringend benötigen würde. So ist dann sowohl das Kind als auch die Eltern gestraft: Dem Kind fehlt die Grundlage für vernünftiges Handeln und Sie als Eltern müssen dabei tatenlos und verzweifelt zuschauen. Das ist besonders wichtig, wenn sich das Kind weh getan hat oder traurig ist: Dann ist zunächst einmal nichts als Trost gefragt. – Und erst, wenn sich das Kind beruhigt hat, können Sie ihm eine Erklärung dafür geben, weshalb es über die Schwelle gestolpert und sich dabei weh getan hat. Häufig sind Erklärungen aber auch selbst in diesen Fällen nicht gefragt, weil das Kind schon selbst aus dem Missgeschick gelernt hat!
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