Verhalten

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Das Verhalten des Kindes ist im Idealfall in erster Linie Ausdruck seiner Persönlichkeit, denn Von Natur aus verhält sich jedes Kind zunächst vernünftig. Sogenannt unvernünftiges oder auffälliges Verhalten hingegen ist eine Reaktion auf Erziehungsfehler. Die Ursache für auffälliges Verhalten des Kindes sollte deshalb immer zuerst bei den Eltern gesucht werden!

Persönlichkeit des Kindes

Kinder haben von Anfang an eine eigene, individuelle Persönlichkeit. Sie haben zwar grundsätzlich alle die gleichen Grundbedürfnisse, doch verlangt das eine von Ihnen mehr Vertrauen, während das andere vielleicht mehr Widerstand braucht. Auch das Temperament kann ganz unterschiedlich sein. Sie müssen deshalb lernen, das Kind so anzunehmen, wie es ist. Etwas bleibt aber in jedem Fall gleich: Kinder verhalten sich von Natur aus absolut vernünftig. Wenn Sie meinen, dem sei nicht so, hat das weniger mit dem Kind zu tun als mehr mit Ihrem eigenen Verhalten. In diesem Fall sollten Sie sich offen und ehrlich über Erziehungsfehler Gedanken machen.

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Einfluss der Eltern

"Verhaltensauffällig", beziehungsweise politisch korrekt: "verhaltensoriginell" oder ganz unverblümt: "verhaltensgestört" sind Attribute, die Kindern zugeschrieben werden, die noch nicht reif genug für die Sozialisation sind, sei es, dass sie übermässig stören (Störenfried), sei es, dass sie sich nicht getrauen, ihre Persönlichkeit auszuleben (Duckmäuser). Solches Verhalten hat allerdings rein gar nichts mit der Persönlichkeit des Kindes zu tun, wie dann meistens entschuldigend argumentiert wird, sondern einzig mit Erziehungsfehlern der Eltern, insbesondere mit mangelhaftem Vertrauen während der Vertrauensbildung oder mangelhaftem Widerstand während der Phase der Willensbildung. Leider wird dieser Mangel an Erziehung regelmässig erst nach den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung realisiert, das heisst, wenn die Persönlichkeit des Kindes eigentlich schon voll entfaltet sein sollte. Es wird dann umso schwieriger, noch etwas zu korrigieren, zumal der Einfluss der Eltern mit der Sozialisation stark schwindet. Die Verantwortung wird dann nur allzu gerne auf die (Vor)Schule abgeschoben, deren primäre Aufgabe aber Bildung und nicht etwa Erziehung sein sollte.

Phase der Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung fallen Kinder in der Regel noch nicht durch ein besonderes Verhalten auf, beziehungsweise es kann von den Eltern noch relativ einfach kaschiert werden. Nichtsdestotrotz muss in dieser Zeit die Grundlage für die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind geschaffen werden: Vertrauen. Als Eltern müssen Sie hauptsächlich lernen, den Grundbedürfnissen zu vertrauen. Zum Beispiel braucht das Kind immer, sofort und bedingungslos Trost, wenn ihm etwas zugestossen ist. Es spielt nicht die geringste Rolle, weshalb das Kind schreit. Trösten Sie es immer und sofort, Sie brauchen den Grund für das Leid weder zu kennen, noch zu verstehen. Ungenügender Trost wird häufig unterschätzt und ist eine der Hauptursachen für späteres auffälliges Verhalten, wie zum Beispiel nervendes Jammern oder nicht enden wollende Weinerlichkeit. Dahinter steckt immer mangelnder wirklicher Trost. Typische Gründe in der Phase der Vertrauensbildung für auffälliges Verhalten sind:

Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf elterliche Erziehungsfehler. Manche Kinder ertragen zudem mehr, andere weniger. Und es gibt Kinder, die können sich das Vertrauen, von dem sie von den Eltern zu wenig erhalten, anderswo holen. Gleichgültig darf es Ihnen trotzdem nicht sein, dann Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung, ganz besonders aber der Erziehung!

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Phase der Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, fühlen sich manche Eltern erstmals richtig herausgefordert. Sie stellen zum Beispiel mit Schrecken fest, dass das Kind plötzlich auf seinen Absichten beharrt und sich auch durch "gutes Zureden" nicht mehr davon abhalten lässt. Das ist allerdings bloss ein sicheres Zeichen, dass das Kind gesund ist und eine seiner wichtigsten Kräfte überhaupt, eben seinen Willen, entdeckt und ausprobiert. Es opponiert also nicht etwa aus irgendeiner bösen Absicht oder weil es gar krank wäre. Als Eltern müssen Sie nun lernen, standhaft zu bleiben und auch Widerstand zu leisten. Dafür müssen Sie natürlich zuerst sicher sein, was Sie wollen, ob Sie also auf Ihrem Standpunkt beharren wollen oder nachzugeben bereit sind. Nach diesem Entscheid müssen Sie konsequent sein und entweder "Ja" oder "Nein!" sagen und dabei bleiben. Wenn Sie wankelmütig werden, spürt das Kind keine Grenze und wird immer weiter danach suchen. Das Kind braucht also unbedingt Herausforderungen und Grenzen, um seinen Willen gewissermassen kultivieren zu können. Setzen Sie ihm zu wenig oder zu inkonsequent Grenzen, wird es sehr schnell merken, dass es bloss genügend lange drängeln oder nerven muss, um sein Ziel erreichen zu können. Das ist aber nicht etwa ein Fehlverhalten des Kindes, sondern zeugt letztendlich bloss von seinem Geschick: Es weiss, wie es sich verhalten muss, um Sie zu erweichen! Typische Gründe für auffälliges Verhalten sind (nebst denen aus der Phase der Vertrauensbildung):

Der Wille des Kindes ist eine äusserst wertvolle Kraft, braucht aber unbedingt eine Art Sparringspartner, eine Rolle, die nur Sie als Eltern erfüllen können. Es geht dabei keineswegs darum, etwa den Willen zu brechen, sondern das Kind erfahren zu lassen, was es mit dieser Kraft alles erreichen kann, dass es mit dieser Kraft aber auch anstossen kann. Solche Zusammenstösse sind unvermeidlich und Sie dürfen ihnen keineswegs einfach "dem Frieden zuliebe" aus dem Weg gehen. Nur wenn Sie lernen, angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren, kann das Kind erfahren, wie es geschickter mit seiner frisch entdeckten Kraft umgehen kann.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Auffälliges Verhalten des Kindes wird leider meistens erst mit dem Eintritt in die (Vor)Schule wirklich zur Kenntnis genommen, nämlich dann, wenn die Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Kindern oder gar mit Betreuungs- und Lehrpersonen beginnen, sei es, dass das Kind als Störenfried auffällt, sei es, dass es zum Duckmäuser wird. Die Eltern reagieren dann häufig erstaunt und ratlos. Oder sie sind enttäuscht, weil sie die Schwierigkeiten zwar selbst schon feststellten, aber hofften, dass das Kind "in der Schule dann schon lernen müsste, sich anständig zu benehmen". Es ist jedoch gerade nicht Aufgabe der Schule Kinder zu erziehen, die Schule ist vielmehr darauf angewiesen, dass die Kinder eine gewisse Reife mitbringen, insbesondere ihre Kameraden und Lehrpersonen respektieren können. Nur so können sie ihren Bildungsauftrag, den sie primär haben, erfüllen. Die Erziehungsaufgabe kann also nicht einfach delegiert werden, sondern liegt einzig in der Verantwortung der Eltern. Sind sich die Eltern dessen zu wenig bewusst oder mit der Aufgabe überfordert und fühlt sich die Schule (zu Recht) auch nicht verantwortlich, droht das Kind schnell zum Sündenbock zu werden, zumal sich die wenigsten Betreuungs- und Lehrpersonen getrauen, Eltern auf mögliche Erziehungsfehler hinzuweisen.

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Sinnvolle Reaktion auf Verhaltensauffälligkeiten

Die grösste Schwierigkeit für Eltern von verhaltensauffälligen Kindern ist regelmässig, dass sie die Ursache beim Kind, statt bei ihrer Erziehung suchen. Das ist zwar verständlich, erziehen doch die allermeisten Eltern nach bestem Wissen und Gewissen, hilfreich ist es trotzdem nicht. Wichtig wäre ein Blick von aussen, zum Beispiel von einer professionellen Betreuungsperson. Von den Eltern verlangt das natürlich eine gewisse Offenheit für Kritik an ihrer Erziehungsarbeit, was nicht immer einfach ist. Sie sollten also allenfalls einen gewissen Mut aufbringen und möglichst schonungslos nach möglichen Erziehungsfehlern suchen. Und wenn Sie solche herausgefunden haben, müssen Sie sich mit den Möglichkeiten der Nacherziehung befassen. Dieses nachträgliche Korrigieren ist allerdings alles andere als einfach und verlangt von Ihnen ein Mehrfaches an Aufwand!

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Kontraproduktive Reaktionen auf Verhaltensauffälligkeiten

Wenn Eltern das Problem von Verhaltensauffälligkeiten in der Persönlichkeit des Kindes statt bei ihrer eigenen Erziehungsarbeit suchen, ist eine Änderung kaum möglich und es kann schnell ein Teufelskreis entstehen. Typische, kontraproduktive Reaktionen sind:

Wenn Eltern aus dieser Negativspirale nicht selbst herausfinden, kann es trotzdem sinnvoll sein, das Kind therapeutisch betreuen zu lassen. Denn so erhält es immerhin ein alternatives Vorbild zu seinen Eltern. Im besten Fall kann eine Verhaltensänderung des Kindes sogar einen Einfluss auf die Erziehungsarbeit der Eltern haben. Noch besser wäre natürlich, wenn die Eltern für sich selbst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen würden, zum Beispiel in Form von Elternbildung.

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email