Jammern

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Wenn das Kind auf sein Gefühl der Trauer oder der Wut keine wirkliche Antwort von seinen Eltern erhält, entwickelt es Ersatzgefühle, es ist unzufrieden und häufig beginnt es zu jammern, weil seine Grundbedürfnisse nicht befriedigt sind. Die Ursache für Jammern ist also nicht beim Kind, sondern bei den Eltern zu suchen.

Mögliche Ursachen

Jammern kennt viele Formen: Sich stöhnend und seufzend über sein Leid beklagen, Trübsal blasen oder andere Menschen für seinen Kummer beschuldigen. Oder anders gesagt: Das Kind ist unzufrieden und wird als nervend wahrgenommen. Die Ursachen dafür liegen aber nie in der Persönlichkeit des Kindes. Jammern ist immer eine Reaktion auf Erziehungsfehler der Eltern:

Unbefriedigte Grundbedürfnisse

Die Grundbedürfnisse des Kindes gehen vor allem in der Phase der Vertrauensbildung über Essen und Trinken, Schlafen und warme Kleider hinaus. Insbesondere will es gehalten und getragen werden, wenn es danach verlangt, und vor allem will es richtig getröstet werden, wenn ihm irgendeine Unbill des Lebens zustösst. Wenn Sie zum Beispiel dem Kind, wenn es hingefallen ist, zu wenig Zeit zum Ausweinen lassen, wird es sich nicht genügend getröstet fühlen. Trost ist aber gerade in den ersten Jahren eines der wichtigsten Grundbedürfnisse, das möglichst immer, sofort und bedingungslos befriedigt werden muss (auch wenn das Kind an seinem Unglück in Ihren Augen "selbst schuld" ist!). Ansonsten fühlt sich das Kind nicht wirklich angenommen und beginnt zu jammern. Trost hingegen verstärkt sein Vertrauen in Sie und somit auch sein Selbstvertrauen. Ein Kind, das wirklich getröstet wird, kann das Leid sehr schnell wieder vergessen. Wird es hingegen bloss ungenügend getröstet, zieht sich sein Kummer in die Länge, immer in der Hoffnung, dass es doch noch erhält, was es braucht: Es jammert.

Erst wenn das Kind genügend Selbstvertrauen aufgebaut hat, kann es auch selbständig mit der Unbill des Lebens umgehen. Bis dahin ist es auf den Trost seiner Eltern angewiesen!

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Wankelmütigkeit

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, braucht das Kind von Ihnen eine klare Haltung, wenn es um Grenzen und Regeln geht. Das heisst, Sie müssen ihm entweder "Ja" oder "Nein!" sagen - und konsequent dabei bleiben. Bei einem "Nein!" müssen Sie zudem lernen, angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren. Wenn Sie hingegen die Auseinandersetzung scheuen und dem (ersehnten) Frieden zuliebe weder "Ja" noch "Nein!" sagen, wird das Kind weiter nach einer Grenze suchen und Sie so lange bearbeiten, bis Sie nachgeben, weil es Ihnen irgendwann dann doch verleidet. Wenn Sie zum Beispiel von Ihrem Kind bloss halbherzig fordern, dass es mit Schlagen aufhören soll ("Das sehe ich aber gar nicht gerne." oder "Muss das sein?"), wird das Kind darin erstens keine Grenze erkennen können und zweitens nicht wirklich verstehen, was nun gelten soll und was nicht. Denn das Kind braucht von Ihnen eindeutige Grenzen ("Nein!" oder "Hör auf!" oder "Stop!"), die Sie überzeugend und klar kommunizieren müssen. Alles andere wäre in den ersten Jahren noch eine Überforderung, da das Kind mit all den Schattierungen zwischen Wollen und Wünschen noch nicht umgehen kann. Sie dürfen ruhig laut und deutlich werden. Es ist besser, einmal zu hart zu reagieren, als zehnmal zu weich! Wenn Sie dem Kind zu spüren geben, dass da noch ein Verhandlungsspielrum besteht, wird es diesen sofort erkennen und die Grenzen ausloten. Das ist nichts als eine natürliche Reaktion und hat nicht etwa mit bösen Absichten zu tun. Irgendwann wird Ihnen aber die Geduld ausgehen und Sie werden entweder gegen Ihre eigentliche Überzeugung nachgeben oder womöglich ausrasten.

Wenn Sie als Eltern lernen, mit der Wut des Kindes umzugehen, kann sich das Kind mit Ihnen versöhnen und lernen, seinen Willen gewissermassen zu kultivieren und seine Wut kreativ zu nutzen. Denn Wut ist ein sehr wichtiges Gefühl, das dem Menschen signalisiert, wann es sich lohnt, sich für etwas mit seinem ganzen Willen einzusetzen. Je mehr das Kind erfährt, dass seine Wut ernst genommen wird, desto geschickter wird es dabei.

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Angemessene Reaktion

Wenn Ihr Kind immer wieder jammert, sollten Sie sich über Ihr eigenes Verhalten Gedanken machen, denn mit dem Kind selbst hat das nichts zu tun. Folgenden Fragen sollten Sie sich stellen:

Möglicherweise müssen Sie sehr selbstkritisch mit sich selbst sein, da Sie ja bisher nicht etwa in böser Absicht gehandelt haben, sondern es "bloss gut gemeint" hatten. Bei Verhaltensauffälligkeiten des Kindes sollten Sie immer zuerst eigene Erziehungsfehler in Betracht ziehen.

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Kontraproduktive Reaktionen

Das kindliche Jammern kann Eltern verständlicherweise schnell auf die Nerven gehen. Allerdings ist es wenig hilfreich, das Problem beim Kind zu suchen. Eltern sollten sich vielmehr Gedanken zu ihrem eigenen kontraproduktiven Verhalten machen:

Schliesslich hilft auch die Aufforderung nichts, "endlich mit jammern aufzuhören". Denn einem Kind, das jammert, fehlt einzig Ihre klare Haltung, also Ihr bedingungsloses "Ja" oder Ihr konsequentes "Nein!". Es ist gewissermassen gefangen zwischen seinen Gefühlen (Trauer oder Wut) und der mangelhaften Antwort der Eltern darauf (Trost beziehungsweise Widerstand). Seine Gefühle kann es aber nicht einfach auslöschen. Es hat die berechtigte Erwartung, dass seine Eltern darauf vernünftig reagieren.

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