Trauer des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Trauer ist eines der vier Grundgefühle (nebst Freude, Wut und Angst), das heisst ein elementares, reines und von Geburt an vorhandenes Gefühl. Für das Kind ist Trauer etwas völlig Selbstverständliches. Die Antwort der Eltern sollte ebenso selbstverständlich sofortiger und bedingungsloser Trost sein. Das Wechselspiel zwischen Trauer und Trost stärkt die Vertrauensbildung.

Trauer ist ein ebenso wichtiges Gefühl wie alle anderen: Sie Trauer hilft dem Menschen, auch mit schwierigen Situationen, insbesondere Leid und Verlust, umgehen zu können. Kann der Mensch seine Trauer wahrnehmen und weiss auch den Grund dafür, entwickelt er Gespür, das für sein Handeln und Entscheiden ebenso wichtig ist wie der Verstand!

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Trost

Trost ist ein Grundbedürfnis und die einzige Antwort, die es für ein trauriges Kind braucht. Wenn dem Kind zum Beispiel die Mutter oder der Vater fehlt, der Luftballon zerplatzt ist oder was auch immer, kann die Stimmung von einem Moment zum anderen kippen, gewissermassen naht- und übergangslos. Gerade in den ersten Jahren hat Trauer ein geradezu existenzielles Ausmass: Entweder das Kind ist völlig zufrieden oder nicht. All die differenzierten Gefühlslagen Erwachsener kennt das Kind noch nicht. Bei Trauer hilft einzig sofortiger und bedingungsloser Trost, das heisst, das Kind in die Arme nehmen, mitfühlen, ihm Zeit zum ausweinen lassen und warten, bis es vorbei ist. In aller Regel genügt das dem Kind bereits völlig. Es braucht weder irgendwelche Erklärungen für die Trauer noch Süssigkeiten zur Ablenkung.

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Kontraproduktive Reaktionen

Viele Erwachsene haben verlernt, mit Trauer umzugehen und versuchen dieses Gefühl möglichst zu verdrängen. Meistens weil sie ihrerseits als Kind in ihrer Trauer nicht wirklich getröstet wurden. Das führt logischerweise dazu, dass sie auch die Trauer des Kindes kaum aushalten können und versuchen, den Zustand möglichst schnell zu ändern oder einfach zu ignorieren. Solche Verdrängungsstrategien wirken sich kontraproduktiv aus:

  • Ersatzbefriedigung: Kinder können zwar einfach abgelenkt werden, indem ihnen etwas besonders Attraktives angeboten wird. Äusserst beliebt, aber ebenso gefährlich, ist Unterhaltungselektronik ("Du darfst dafür einen Film schauen."). Die Wirkung solcher Verlockungen ist durchaus mit jener von Drogen zu vergleichen: Die Ablenkung mag kurzfristig funktionieren, doch verlangt das Kind je länger desto mehr, während die Wirkung im gleichen Masse abnimmt! Dieser Teufelskreis kann sehr rasch in süchtiges Verhalten münden.
  • Vertrösten: Ein trauriges Kind braucht immer sofort Trost. Wenn Sie es zum Beispiel damit zu vertrösten suchen, dass es am nächsten Jahrmarkt wieder einen einen neuen Ballon erhalte, hilft ihm das wenig, denn es hat noch keine Vorstellung einer Zukunft. Für Kinder, insbesondere Kleinkinder, gibt es ausschliesslich das Hier und Jetzt.
  • Spott: Kinder wollen in ihren Gefühlen ernst genommen werden. Lachen Sie also nicht, weil Sie es zum Beispiel lustig finden, dass das Kind aus scheinbar nichtigem Anlasst traurig ist. Sie können von ihm auch nicht erwarten, dass es einfach aufhören könnte, traurig zu sein. Gefühle lassen sich nämlich nicht steuern, sie sind einfach und sie sind immer wichtig! Wenn ein Kind immer wieder verspottet wird, zumal von seinen eigenen Eltern, kann es es sein Vertrauen in die Welt verlieren und entsprechend wenig Selbstvertrauen aufbauen.
  • Erklärungen, Belehrungen und Ratschläge: Für Trauer braucht es keinen Grund, das Gefühl ist einfach da (nicht selten finden Sie übrigens beim besten Willen keinen, zumindest keinen äusserlich erkennbaren, Grund!). Es macht deshalb auch wenig Sinn, dem Kind, bevor es getröstet wurde, irgendetwas erklären zu wollen, es zu belehren oder ihm Ratschläge zu erteilen ("Musst den Ballon halt noch näher an den Kaktus halten!"). Warten Sie, bis sich das Kind in Ihren Armen ausweinen konnte. Danach können Sie es immer noch zum Beispiel fragen, was denn geschehen war. Meistens ist aber nicht einmal das nötig, denn das Kind hat ja eben selbst erfahren, wo Ursache und Wirkung liegen.
  • Verlassen: Noch heikler ist es, wenn Eltern zum Beispiel das Schreien ihres Kindes nicht aushalten können und es deshalb verlassen, wobei es schon genügt, dass sich Eltern so weit entfernen, dass sie sich vom Schreien nicht mehr gestört fühlen, auch wenn es ihnen “bloss“ darum geht, dem Kind zu zeigen, dass sie sein Verhalten missbilligen. Ein Kind, das schreit, braucht immer Ihre Hilfe, unabhängig von der Ursache, also auch dann, wenn es zum Beispiel vermeintlich "aus eigenem Verschulden" traurig ist. Ein Kind zu verlassen, ist immer eine Art Höchststrafe und beeinträchtigt das Vertrauen zwischen den Eltern und dem Kind massiv, sodass immer beide verlieren! Das gilt zudem auch dann, wenn zum Beispiel ein tobendes Kind Ihre körperliche Nähe ablehnt: Bleiben Sie zumindest in seiner Nähe und warten Sie, bis es sich wieder beruhigt hat, es braucht Sie nämlich gerade in solch schwierigen Situationen am meisten. Das Kind muss erfahren können, dass seine Eltern auch in seinem grösstem Leid zu ihm stehen und bereit sind, es zu trösten oder sich wieder mit ihm zu versöhnen. Dadurch entsteht Beziehung!

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Ersatzgefühle

Trauer ist für ein Kind so lange kein Problem, als es wirklichen Trost erhält. Erhält es diesen nicht und reagieren die Eltern dafür eher mit Verdrängung, wird sich das kontraproduktiv auswirken, indem das Kind sogenannte Ersatzgefühle entwickelt, das heisst eine Mischung aus Trauer und schlechten Absichten, wie zum Beispiel:

  • Weinerlichkeit: Wenn Eltern die Trauer des Kindes einfach ignorieren, verschwindet das Gefühl deswegen nicht etwa, ganz im Gegenteil: Die Trauer wird aufrechterhalten wie ein Feuer, das nicht richtig gelöscht wurde. In der Folge reagiert das Kind schon bei kleinsten Anlässen weinerlich, während ein getröstetes Kind schon innert kürzester Zeit wieder fröhlich sein kann.
  • Trotz: Ungetröstete Kinder spüren, dass ihnen etwas verweigert wird, auf das sie nur von ihren Eltern bekommen können. Das kann zu Trotzreaktionen führen, indem sich das Kind immer wieder und mit mehr oder weniger Absicht in Situationen stürzt, in denen es auf Trost angewiesen wäre.
  • Frustration: Wenn ein Kind Trauer immer wieder negativ erlebt, weil es nicht wirklichen Trost erhält, wird sein Vertrauen in die Eltern und somit in die Welt beeinträchtigt. Es verliert den Glauben an seine Fähigkeiten und kann keine genügende Frustrationstoleranz entwickeln.
  • Melancholie und Depressionen: Da Trost eines der elementarsten Grundbedürfnisse des Kindes überhaupt ist, kann sich dessen Verlust äusserst gravierend auswirken und später zu eigentlichen Depressionen führen.

All diesen Ersatzgefühlen sind eigen, dass sie eigentlich ein Hilferuf nach mehr Aufmerksamkeit sind. Wenn Eltern diesen Zusammenhang erkennen und entsprechend reagieren können, wird das Kind solches Verhalten schnell wieder verlieren. Wenn Eltern hingegen das Kind auch noch für sein Verhalten verantwortlich machen, entsteht sehr schnell ein Teufelskreis.

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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