Toben: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kontraproduktive Reaktionen==
===Kontraproduktive Reaktionen===
Auf Tobsuchtsanfälle gibt es eine ganze Reihe von ausgesprochen [[kontraproduktiv|kontraproduktiven]] Reaktionsmöglichkeiten:
Auf Tobsuchtsanfälle gibt es eine ganze Reihe von ausgesprochen [[kontraproduktiv|kontraproduktiven]] Reaktionsmöglichkeiten:


===Zurückschreien===
====Zurückschreien====
Wenn Sie das tobende Kind einfach [[Schreiende Eltern|anschreien]], wird es erst recht noch mehr toben, das heisst es entsteht ein eigentlicher [[Teufelskreis]]. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, was Sie ihm sagen: das Kind wird es nicht hören, geschweige denn verstehen! Das Kind braucht in diesem Moment keine überreagierenden Eltern, sondern deren [[Gelassenheit]].
Wenn Sie das tobende Kind einfach [[Schreiende Eltern|anschreien]], wird es erst recht noch mehr toben, das heisst es entsteht ein eigentlicher [[Teufelskreis]]. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, was Sie ihm sagen: das Kind wird es nicht hören, geschweige denn verstehen! Das Kind braucht in diesem Moment keine überreagierenden Eltern, sondern deren [[Gelassenheit]].


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===Verspotten oder Verachten===
====Verspotten oder Verachten====
Wenn Sie die Situation einfach lächerlich finden, nehmen Sie das Kind nicht [[Ernst nehmen|ernst]]. [[Spotten|Spott]] und [[Verachtung]] ist aber das Gegenteil von dem, was angezeigt ist: Ihr Kind braucht in dieser Situation Ihre [[Aufmerksamkeit der Eltern|Aufmerksamkeit]], denn es entwickelt gerade eine der wichtigsten Fähigkeiten für sein Leben, nämlich seinen Willen.
Wenn Sie die Situation einfach lächerlich finden, nehmen Sie das Kind nicht [[Ernst nehmen|ernst]]. [[Spotten|Spott]] und [[Verachtung]] ist aber das Gegenteil von dem, was angezeigt ist: Ihr Kind braucht in dieser Situation Ihre [[Aufmerksamkeit der Eltern|Aufmerksamkeit]], denn es entwickelt gerade eine der wichtigsten Fähigkeiten für sein Leben, nämlich seinen Willen.


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===Vorwürfe===
====Vorwürfe====
Vorwürfe nach dem Muster "Spinnst Du eigentlich, mitten im Laden ein solches Theater zu veranstalten?" bringen schon deshalb nichts, weil sie das Kind gar nicht hören kann (immerhin wird es dadurch vor Ihrer Geringschätzung verschont). Vor allem aber reagiert das Kind ausgesprochen gesund: es wird ganz einfach wütend, weil es seinen (frisch entdeckten!) Willen nicht ausleben kann. Gesundes Verhalten dürfen Sie aber dem Kind nicht [[Vorwürfe der Eltern|vorwerfen]]. Vielmehr sollten Sie wissen, um was es wirklich geht und zu Ihrem Kind stehen. Also bei ihm bleiben und [[Warten der Eltern|warten]], bis es sich ausgetobt hat.
Vorwürfe nach dem Muster "Spinnst Du eigentlich, mitten im Laden ein solches Theater zu veranstalten?" bringen schon deshalb nichts, weil sie das Kind gar nicht hören kann (immerhin wird es dadurch vor Ihrer Geringschätzung verschont). Vor allem aber reagiert das Kind ausgesprochen gesund: es wird ganz einfach wütend, weil es seinen (frisch entdeckten!) Willen nicht ausleben kann. Gesundes Verhalten dürfen Sie aber dem Kind nicht [[Vorwürfe der Eltern|vorwerfen]]. Vielmehr sollten Sie wissen, um was es wirklich geht und zu Ihrem Kind stehen. Also bei ihm bleiben und [[Warten der Eltern|warten]], bis es sich ausgetobt hat.


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===Festhalten===
====Festhalten====
Ein tobendes Kind kann nicht etwa dadurch beruhigt werden, dass Sie es [[festhalten]]. Ganz im Gegenteil: es will nicht angefasst werden und reagiert nur noch mit mehr [[Wut des Kindes|Wut]]. Natürlich können Sie es gegen seinen Willen festhalten, jedenfalls solange Sie ihm körperlich noch überlegen sind. Allerdings ist das dann doch schon eine recht massive [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung Ihrerseits]]. Und das Kind wird womöglich den fatalen Entschluss fassen, Ihnen diese Verletzung irgendwann [[Rächen|zurückzubezahlen]]. Was dabei noch schlimmer ist: Sie haben versucht seinen [[Gebrochener Wille|Willen zu brechen]]. Wenn Sie das genügend oft wiederholen,  zerstören Sie ihm etwas vom Wetvollsten überhaupt für sein Leben!
Ein tobendes Kind kann nicht etwa dadurch beruhigt werden, dass Sie es [[festhalten]]. Ganz im Gegenteil: es will nicht angefasst werden und reagiert nur noch mit mehr [[Wut des Kindes|Wut]]. Natürlich können Sie es gegen seinen Willen festhalten, jedenfalls solange Sie ihm körperlich noch überlegen sind. Allerdings ist das dann doch schon eine recht massive [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung Ihrerseits]]. Und das Kind wird womöglich den fatalen Entschluss fassen, Ihnen diese Verletzung irgendwann [[Rächen|zurückzubezahlen]]. Was dabei noch schlimmer ist: Sie haben versucht seinen [[Gebrochener Wille|Willen zu brechen]]. Wenn Sie das genügend oft wiederholen,  zerstören Sie ihm etwas vom Wetvollsten überhaupt für sein Leben!


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===Wegsperren===
====Wegsperren====
Wütend schreiende Kinder sind schwer auszuhalten. Trotzdem sollten Sie nicht etwa in Versuchung kommen, ein tobendes Kind einfach in sein Zimmer zu [[Wegsperren|sperren]]. Denn in dieser Situation hat das Kind seine Eltern dringend nötig! Es braucht Ihre Anwesenheit, damit es erfährt, dass es auch in dieser Situation von Ihnen geliebt wird. Wenn Sie es wegsperren, ist das nichts anderes als ein krasser [[Liebesentzug]]. Sie haben ihm damit nur vermeintlich eine Grenze gesetzt, denn gleichzeitig haben Sie es [[Verlassen des Kindes|verlassen]] (was für ein Kind immer noch die schlimmste [[Strafen|Strafe]] überhaupt ist!). Eine echte Grenze ist aber nicht nur trennend, sondern gleichzeitig verbindend. Das heisst Sie müssen beim Kind [[ausharren]], bis es sich ausgetobt hat.  
Wütend schreiende Kinder sind schwer auszuhalten. Trotzdem sollten Sie nicht etwa in Versuchung kommen, ein tobendes Kind einfach in sein Zimmer zu [[Wegsperren|sperren]]. Denn in dieser Situation hat das Kind seine Eltern dringend nötig! Es braucht Ihre Anwesenheit, damit es erfährt, dass es auch in dieser Situation von Ihnen geliebt wird. Wenn Sie es wegsperren, ist das nichts anderes als ein krasser [[Liebesentzug]]. Sie haben ihm damit nur vermeintlich eine Grenze gesetzt, denn gleichzeitig haben Sie es [[Verlassen des Kindes|verlassen]] (was für ein Kind immer noch die schlimmste [[Strafen|Strafe]] überhaupt ist!). Eine echte Grenze ist aber nicht nur trennend, sondern gleichzeitig verbindend. Das heisst Sie müssen beim Kind [[ausharren]], bis es sich ausgetobt hat.  


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===Ignorieren===
====Ignorieren====
Nicht viel anders verhält es sich, wenn Sie versuchen, das Toben einfach zu ignorieren. Denn es ist etwas, und zwar etwas ganz Bedeutendes: Ihr Kind ist gerade daran, seinen frisch entdeckten Willen auszuprobieren! Und das ist mindestens so bedeutend und wertvoll, wie wenn das Kind gerade laufen gelernt hat! [[Beachtung]] sollte deshalb selbstverständlich sein.  
Nicht viel anders verhält es sich, wenn Sie versuchen, das Toben einfach zu ignorieren. Denn es ist etwas, und zwar etwas ganz Bedeutendes: Ihr Kind ist gerade daran, seinen frisch entdeckten Willen auszuprobieren! Und das ist mindestens so bedeutend und wertvoll, wie wenn das Kind gerade laufen gelernt hat! [[Beachtung]] sollte deshalb selbstverständlich sein.  


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===Verlassen===
====Verlassen====
Noch problematischer ist natürlich, wenn Sie sich vom Kind einfach entfernen. Das gibt dem Kind das Gefühl, [[Verlassen des Kindes|verlassen]] zu werden, also so ziemlich das Schlimmste, was ihm geschehen kann! Sie haben damit war auch eine Art [[Grenzen|Grenze]] gesetzt, doch eine ohne [[Kontakt]]. Und schliesslich setzen Sie das Kind dabei noch Gefahren aus, da es sich nun selbst helfen muss und damit in diesem Alter womöglich überfordert ist. So wird schliesslich auch noch sein [[Vertrauensverlust|Vertrauen in Sie beeinträchtigt]]!  
Noch problematischer ist natürlich, wenn Sie sich vom Kind einfach entfernen. Das gibt dem Kind das Gefühl, [[Verlassen des Kindes|verlassen]] zu werden, also so ziemlich das Schlimmste, was ihm geschehen kann! Sie haben damit war auch eine Art [[Grenzen|Grenze]] gesetzt, doch eine ohne [[Kontakt]]. Und schliesslich setzen Sie das Kind dabei noch Gefahren aus, da es sich nun selbst helfen muss und damit in diesem Alter womöglich überfordert ist. So wird schliesslich auch noch sein [[Vertrauensverlust|Vertrauen in Sie beeinträchtigt]]!  


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===Nachgeben===
====Nachgeben====
Die auf den ersten Blick einfachste Variante ist natürlich, wenn Sie dem Kind die Schokolade einfach lassen (obwohl Sie eigentlich der Meinung sind, dass es diese nicht behalten soll). Das mag zwar [[Bequemlichkeit der Eltern|bequem]] sein, doch ist es ausgesprochen heikel, denn Sie verschieben das Problem nur auf die nächste Situation (das Kind wird sich dann nicht mehr mit einer Tafel Schokolade begnügen, sondern sich immer mehr nehmen, um endlich eine Grenze zu erhalten). Sie müssen sich deshalb unbedingt frühzeitig darüber Gedanken machen, was Sie selbst wollen und sollten dann möglichst die "erstbeste Chance" nutzen und [[Lernen der Eltern|lernen]], dem Kind eine Grenze zu setzen. Denn Sie werden nicht darum herumkommen und können diese Aufgabe auch nicht etwa delegieren (indem Sie zum Beispiel denken, dass dem Kind dann in der Schule schon gesagt würde, was es zu tun oder lassen habe). Die [[Verantwortung der Eltern|Verantwortung]] dafür liegt ausschliesslich bei Ihnen, ansonsten Sie keine echte [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind|Beziehung zu Ihrem Kind]] aufbauen können!
Die auf den ersten Blick einfachste Variante ist natürlich, wenn Sie dem Kind die Schokolade einfach lassen (obwohl Sie eigentlich der Meinung sind, dass es diese nicht behalten soll). Das mag zwar [[Bequemlichkeit der Eltern|bequem]] sein, doch ist es ausgesprochen heikel, denn Sie verschieben das Problem nur auf die nächste Situation (das Kind wird sich dann nicht mehr mit einer Tafel Schokolade begnügen, sondern sich immer mehr nehmen, um endlich eine Grenze zu erhalten). Sie müssen sich deshalb unbedingt frühzeitig darüber Gedanken machen, was Sie selbst wollen und sollten dann möglichst die "erstbeste Chance" nutzen und [[Lernen der Eltern|lernen]], dem Kind eine Grenze zu setzen. Denn Sie werden nicht darum herumkommen und können diese Aufgabe auch nicht etwa delegieren (indem Sie zum Beispiel denken, dass dem Kind dann in der Schule schon gesagt würde, was es zu tun oder lassen habe). Die [[Verantwortung der Eltern|Verantwortung]] dafür liegt ausschliesslich bei Ihnen, ansonsten Sie keine echte [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind|Beziehung zu Ihrem Kind]] aufbauen können!


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===Machtspiele===
====Machtspiele====
Häufig nehmen Eltern tobende Kinder als böse wahr und kommen in Versuchung, sich an ihnen gewissermassen rächen zu wollen (ob bewusst oder unbewusst). Sie denken, dass das Kind ihnen aus irgendeinem Grund übel will. Zum Beispiel kommen sie auf die Idee, dem Kind zwar die Schokolade zu lassen, aber ihm zu drohen, dass es dafür dann nichts zum Nachtessen gäbe. [[Strafen]] machen in der Erziehung aber an sich schon keinen Sinn. Verschärfend kommt hier aber hier noch dazu, dass die Strafe dem Kind für eine an sich positive Entwicklung (nämlich die [[Willensbildung]]) angedroht wird. Und wenn es dann noch bloss bei der [[Drohen|Drohung]] bleibt, weil Sie am Abend schon wieder zurückgekrebst sind, haben Sie das Kind gewissermassen auch noch [[Enttäuschen|enttäuscht]] und damit sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] komplett verloren. Dabei handelt es sich bloss um ein [[Missverständnisse|Missverständnis]], denn das Kind in diesem Alter ist erstens noch gar nicht zu böser Absicht fähig und ist zweitens bloss daran, seinen Willen zu entwickeln. Dieser Wille ist allerdings noch derart ungestüm, dass das Kind mit ihm anfangs schlicht überwältigt ist. Es braucht deshalb [[Grenzen]], die es von seinen Eltern erhalten muss. Nur so kann es seinen Willen nach und nach kultivieren und sinnvoll einsetzen. [[Machtspiele]] hingegen sind jeder Beziehung abträglich, ganz besonders aber für die so wichtige [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind]].
Häufig nehmen Eltern tobende Kinder als böse wahr und kommen in Versuchung, sich an ihnen gewissermassen rächen zu wollen (ob bewusst oder unbewusst). Sie denken, dass das Kind ihnen aus irgendeinem Grund übel will. Zum Beispiel kommen sie auf die Idee, dem Kind zwar die Schokolade zu lassen, aber ihm zu drohen, dass es dafür dann nichts zum Nachtessen gäbe. [[Strafen]] machen in der Erziehung aber an sich schon keinen Sinn. Verschärfend kommt hier aber hier noch dazu, dass die Strafe dem Kind für eine an sich positive Entwicklung (nämlich die [[Willensbildung]]) angedroht wird. Und wenn es dann noch bloss bei der [[Drohen|Drohung]] bleibt, weil Sie am Abend schon wieder zurückgekrebst sind, haben Sie das Kind gewissermassen auch noch [[Enttäuschen|enttäuscht]] und damit sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] komplett verloren. Dabei handelt es sich bloss um ein [[Missverständnisse|Missverständnis]], denn das Kind in diesem Alter ist erstens noch gar nicht zu böser Absicht fähig und ist zweitens bloss daran, seinen Willen zu entwickeln. Dieser Wille ist allerdings noch derart ungestüm, dass das Kind mit ihm anfangs schlicht überwältigt ist. Es braucht deshalb [[Grenzen]], die es von seinen Eltern erhalten muss. Nur so kann es seinen Willen nach und nach kultivieren und sinnvoll einsetzen. [[Machtspiele]] hingegen sind jeder Beziehung abträglich, ganz besonders aber für die so wichtige [[Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind]].


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===Flucht in die Meta-Ebene===
====Flucht in die Meta-Ebene====
Eine weitere Versuchung ist schliesslich, dem Kind sein Verhalten [[Psychologisieren|psychologisch erklären zu wollen]], zum Beispiel "Jetzt machst Du mir wieder eine Szene!" Abgesehen davon, dass solche "Analysen" meistens unsinnig und falsch sind, sind sie für das Kind schlicht eine [[Überforderung des Kindes|Überforderung]]. Denn Kinder sind in der Regel frühestens ab der Pubertät überhaupt fähig, über ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Beim Kind kommen solche Aussagen wie Urteile an, gegen die es sich nicht wehren kann, weil es sie gar nicht versteht. Zudem sind in solchen Situationen überhaupt keine Erklärungen oder gar Vorwürfe angebracht, da es ausschliesslich in der [[Verantwortung der Eltern]] liegt, angemessen zu reagieren.
Eine weitere Versuchung ist schliesslich, dem Kind sein Verhalten [[Psychologisieren|psychologisch erklären zu wollen]], zum Beispiel "Jetzt machst Du mir wieder eine Szene!" Abgesehen davon, dass solche "Analysen" meistens unsinnig und falsch sind, sind sie für das Kind schlicht eine [[Überforderung des Kindes|Überforderung]]. Denn Kinder sind in der Regel frühestens ab der Pubertät überhaupt fähig, über ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Beim Kind kommen solche Aussagen wie Urteile an, gegen die es sich nicht wehren kann, weil es sie gar nicht versteht. Zudem sind in solchen Situationen überhaupt keine Erklärungen oder gar Vorwürfe angebracht, da es ausschliesslich in der [[Verantwortung der Eltern]] liegt, angemessen zu reagieren.


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