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==="Kultiviert" wollen===
Der frisch erwachte Wille ist also anfangs noch roh, ungestüm und rücksichtslos. Das Kind muss zuerst erfahren, wie es mit dieser Kraft sinnvoll umgehen kann. Dazu braucht es erstens [[Herausforderungen]] und zweitens [[Grenzen]]. Unsere [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] tendiert aber gerade in die entgegengesetzte Richtung, indem das Leben möglichst bequem, sicher und grenzenlos gemacht werden soll. Kinder brauchen aber trotzdem den [[Widerstand der Eltern|Widerstand]], um ihren Willen gewissermassen schleifen zu können. Das heisst nicht, dass Sie den Willen des Kindes [[Gebrochener Wille|brechen]] sollen. Der Wille soll vielmehr stark bleiben, aber gleichzeitig geschickt und respektvoll. [[Respekt]] bedeutet Aufmerksamkeit und Anerkennung gegenüber Mitmenschen beziehungsweise der Umwelt und deren Andersartigkeit. Das kann von einem Kind in den ersten Jahren nicht einfach erwartet oder gar vorausgesetzt werden. Es ist noch sehr auf sich selbst bezogen und erwartet, dass sich die ganze Welt ebenso auf es bezieht. Respekt für die Bedürfnisse anderer lernt das Kind erst, wenn es erfahren hat, dass es mit seinen Absichten auf [[Widerstand]] stösst, es sich danach aber [[Versöhnung zwischen den Eltern und dem Kind|versöhnen]] kann und schliesslich "trotzdem" noch geliebt wird. Solche Erfahrungen braucht das Kind zwingend, auch wenn sie schmerzhaft sein können. So wird es nach und nach geschickter im Gebrauch seiner Kräfte.
Wenn das Kind zum Beispiel vor dem Schaufenster des Spielwarenladens steht und sagt "Ich will diese Eisenbahn!", Sie aber nicht bereit sind, ihm diese gleich zu kaufen, können Sie ihm vorschlagen, dass es sich diese doch [[Wünsche des Kindes|wünschen]] soll. Damit lassen Sie ihm seinen Willen, stellen aber auch klar, dass es etwas dafür tun muss, nämlich zumindest warten, bis es etwa Geburtstag hat. Im weiteren könnten Sie mit ihm auch [[Vereinbarungen|vereinbaren]], dass es noch etwas dazu leisten muss. Wenn Sie zum Beispiel verlangen, dass es ab sofort immer und von sich aus abends sein Spielzeug aus der Stube verräumt, wird es sich anstrengen, weil es ein Ziel vor Augen hat. Dann können Sie auch sehen, wie wichtig der Wunsch tatsächlich ist. Die Erfahrung, dass Wünsche in Erfüllung gehen können, wenn man nur fest daran glaubt und dabei alles Zumutbare unternimmt, ist äusserst wichtig für das Leben. Bestärken Sie das Kind immer wieder in diesem Glauben, indem Sie es mit kleinen Dingen erfahren lassen, dass es funktioniert. So könnten Sie zum Beispiel seine Wünsche ans Essen an die Bedingung knüpfen, dass es Ihnen beim Zubereiten hilft. Kinder brauchen und lieben solche [[Herausforderungen]] und sie werden dabei je länger desto geschickter im Aushandeln. Die Erfüllung von Wünschen ist immer abhängig von anderen Menschen (oder gar von weiteren Begebenheiten). Während der Wille also mehr auf die [[Selbständigkeit]] zielt, braucht es  beim Wünschen auch eine gewisse [[Beziehungsfähigkeit]]. So kann das Kind üben, wie es sich [[geschickt]] anstellt, um andere Menschen bei der Erfüllung seiner Ziele einzuspannen.
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===Abgeschwächt wollen===
===Abgeschwächt wollen===
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====Fragen====
====Fragen====
Kinder in der Phase der [[Willensbildung]] kommen auch nicht auf die Idee zu [[Fragen des Kindes|fragen]], wenn sie etwas begehren, sondern gehen zunächst einmal davon aus, dass sie einfach alles erhalten, was sie brauchen. Auch das ist gut so. Sobald aber die Begehrlichkeiten über die Grundbedürfnisse hinausgehen, können Sie dem Kind langsam aber sicher erklären, wie es leichter ans Ziel kommt, wenn es danach fragt. Gerade wenn es es etwas von fremden Leuten will, können Sie es [[ermuntern]], den Unbekannten zur fragen. Das ist anfangs für die meisten Kinder eine [[Herausforderungen|Herausforderung]]. Es ist aber genau das, was den Willen des Kindes stärkt. [[Zumuten|Muten]] Sie ihm deshalb möglichst viele Herausforderungen zu und vermeiden Sie es, ihm zu viel [[Abnehmen|abzunehmen]]. Wenn es sich nicht getraut, kann es Sie um Hilfe fragen, dann können Sie ihm immer noch den einer oder anderen Rat geben, oder es findet einen anderen Weg, um an sein Ziel zu kommen. Wichtig ist, dass das Kind selbst herausfindet, wie es am besten zum Ziel kommt. Denn der Wille muss nicht nur stark sein, sondern auch [[geschickt]]!
Kinder in der Phase der [[Willensbildung]] kommen auch nicht auf die Idee zu [[Fragen des Kindes|fragen]], wenn sie etwas begehren, sondern gehen zunächst einmal davon aus, dass sie einfach alles erhalten, was sie brauchen. Auch das ist gut so. Sobald aber die Begehrlichkeiten über die Grundbedürfnisse hinausgehen, können Sie dem Kind langsam aber sicher erklären, wie es leichter ans Ziel kommt, wenn es danach fragt. Gerade wenn es es etwas von fremden Leuten will, können Sie es [[ermuntern]], den Unbekannten zur fragen. Das ist anfangs für die meisten Kinder eine [[Herausforderungen|Herausforderung]]. Es ist aber genau das, was den Willen des Kindes stärkt. [[Zumuten|Muten]] Sie ihm deshalb möglichst viele Herausforderungen zu und vermeiden Sie es, ihm zu viel [[Abnehmen|abzunehmen]]. Wenn es sich nicht getraut, kann es Sie um Hilfe fragen, dann können Sie ihm immer noch den einer oder anderen Rat geben, oder es findet einen anderen Weg, um an sein Ziel zu kommen. Wichtig ist, dass das Kind selbst herausfindet, wie es am besten zum Ziel kommt. Denn der Wille muss nicht nur stark sein, sondern auch [[geschickt]]!
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==="Kultiviert" wollen===
Der frisch erwachte Wille ist also anfangs noch roh, ungestüm und rücksichtslos. Das Kind muss zuerst erfahren, wie es mit dieser Kraft sinnvoll umgehen kann. Dazu braucht es erstens [[Herausforderungen]] und zweitens [[Grenzen]]. Unsere [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] tendiert aber gerade in die entgegengesetzte Richtung, indem das Leben möglichst bequem, sicher und grenzenlos gemacht werden soll. Kinder brauchen aber trotzdem den [[Widerstand der Eltern|Widerstand]], um ihren Willen gewissermassen schleifen zu können. Das heisst nicht, dass Sie den Willen des Kindes [[Gebrochener Wille|brechen]] sollen. Der Wille soll vielmehr stark bleiben, aber gleichzeitig geschickt und respektvoll. [[Respekt]] bedeutet Aufmerksamkeit und Anerkennung gegenüber Mitmenschen beziehungsweise der Umwelt und deren Andersartigkeit. Das kann von einem Kind in den ersten Jahren nicht einfach erwartet oder gar vorausgesetzt werden. Es ist noch sehr auf sich selbst bezogen und erwartet, dass sich die ganze Welt ebenso auf es bezieht. Respekt für die Bedürfnisse anderer lernt das Kind erst, wenn es erfahren hat, dass es mit seinen Absichten auf [[Widerstand]] stösst, es sich danach aber [[Versöhnung zwischen den Eltern und dem Kind|versöhnen]] kann und schliesslich "trotzdem" noch geliebt wird. Solche Erfahrungen braucht das Kind zwingend, auch wenn sie schmerzhaft sein können. So wird es nach und nach geschickter im Gebrauch seiner Kräfte.
Wenn das Kind zum Beispiel vor dem Schaufenster des Spielwarenladens steht und sagt "Ich will diese Eisenbahn!", Sie aber nicht bereit sind, ihm diese gleich zu kaufen, können Sie ihm vorschlagen, dass es sich diese doch [[Wünsche des Kindes|wünschen]] soll. Damit lassen Sie ihm seinen Willen, stellen aber auch klar, dass es etwas dafür tun muss, nämlich zumindest warten, bis es etwa Geburtstag hat. Im weiteren könnten Sie mit ihm auch [[Vereinbarungen|vereinbaren]], dass es noch etwas dazu leisten muss. Wenn Sie zum Beispiel verlangen, dass es ab sofort immer und von sich aus abends sein Spielzeug aus der Stube verräumt, wird es sich anstrengen, weil es ein Ziel vor Augen hat. Dann können Sie auch sehen, wie wichtig der Wunsch tatsächlich ist. Die Erfahrung, dass Wünsche in Erfüllung gehen können, wenn man nur fest daran glaubt und dabei alles Zumutbare unternimmt, ist äusserst wichtig für das Leben. Bestärken Sie das Kind immer wieder in diesem Glauben, indem Sie es mit kleinen Dingen erfahren lassen, dass es funktioniert. So könnten Sie zum Beispiel seine Wünsche ans Essen an die Bedingung knüpfen, dass es Ihnen beim Zubereiten hilft. Kinder brauchen und lieben solche [[Herausforderungen]] und sie werden dabei je länger desto geschickter im Aushandeln. Die Erfüllung von Wünschen ist immer abhängig von anderen Menschen (oder gar von weiteren Begebenheiten). Während der Wille also mehr auf die [[Selbständigkeit]] zielt, braucht es  beim Wünschen auch eine gewisse [[Beziehungsfähigkeit]]. So kann das Kind üben, wie es sich [[geschickt]] anstellt, um andere Menschen bei der Erfüllung seiner Ziele einzuspannen.


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