Willensbildung: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 53: Zeile 53:
Der Wille des Kindes äussert sich aber nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt . Das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern aber genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen respektiert. Das folgt schon alleine daraus, dass das Kind Sie als Eltern automatisch zum [[Vorbild]] nimmt! Wenn das Kind also zum Beispiel ein notwendiges Medikament nicht gleich schlucken will, dürfen Sie ihm dieses keinesfalls einfach in den Mund stopfen. Das wäre gleich in mehrfacher Hinsicht [[kontraproduktiv]]: Erstens lernt das Kind, dass Heilung mit [[Zwang]] verbunden ist (statt mit Erlösung von der Krankheit) und zweitens wird es sich beim nächsten Mal davor hüten, bloss in die Nähe eines Arztes oder Medikaments zu geraten. Und drittens ist Zwang nicht bloss eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]], sondern immer auch ein Zeichen [[Vertrauen der Eltern|mangelnden Vertrauens]]: Die Eltern trauen dem Kind nicht zu, dass es das tut, was für es gut ist.
Der Wille des Kindes äussert sich aber nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt . Das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern aber genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen respektiert. Das folgt schon alleine daraus, dass das Kind Sie als Eltern automatisch zum [[Vorbild]] nimmt! Wenn das Kind also zum Beispiel ein notwendiges Medikament nicht gleich schlucken will, dürfen Sie ihm dieses keinesfalls einfach in den Mund stopfen. Das wäre gleich in mehrfacher Hinsicht [[kontraproduktiv]]: Erstens lernt das Kind, dass Heilung mit [[Zwang]] verbunden ist (statt mit Erlösung von der Krankheit) und zweitens wird es sich beim nächsten Mal davor hüten, bloss in die Nähe eines Arztes oder Medikaments zu geraten. Und drittens ist Zwang nicht bloss eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]], sondern immer auch ein Zeichen [[Vertrauen der Eltern|mangelnden Vertrauens]]: Die Eltern trauen dem Kind nicht zu, dass es das tut, was für es gut ist.


Gerade das Beispiel mit dem Medikament zeigt, wie entscheidend ein tragfähiges [[Vertrauensbildung|Vertrauensverhältnis]] zwischen Eltern und Kind ist, um solche Konflikte meistern zu können: Wenn das Kind nämlich zuvor, das heisst in den beiden ersten Lebensjahren, die Erfahrung machte, dass es nie zum Essen gezwungen wurde, aber umgekehrt immer Essen bekam, wenn es Hunger hatte, lernte es seinen Eltern zu vertrauen, dass diese sich immer Mühe geben, möglichst alle seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] zu befriedigen. Dieses Vertrauen wird nämlich notwendig sein, wenn das Kind ein Medikament nehmen soll, ohne dass es einen Zusammenhang zur Heilung erkennen kann (zumal viele Medikamente bei der Einnahme auch noch eher unangenehm sind): Als Eltern können Sie noch einen Moment warten und dem Kind ruhig erklären, wie das mit den Medikamenten funktioniert (oder das Kind daran erinnern, dass Sie selbst auch schon dies oder jenes genommen haben und danach die Schmerzen wieder weg gingen). In aller Regel wird das Kind das Medikament dann ohne weiteres einnehmen (notfalls kann auch [[sanfter Druck|"sanfter Druck"]] helfen, zum Beispiel in Form einer kleinen Belohnung).
Gerade das Beispiel mit dem Medikament zeigt, wie entscheidend ein tragfähiges [[Vertrauensbildung|Vertrauensverhältnis]] zwischen Eltern und Kind ist, um solche Konflikte meistern zu können: Wenn das Kind nämlich zuvor, das heisst in den beiden ersten Lebensjahren, die Erfahrung machte, dass es nie zum Essen gezwungen wurde, aber umgekehrt immer Essen bekam, wenn es Hunger hatte, lernte es seinen Eltern zu vertrauen, dass diese sich immer Mühe geben, möglichst alle seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] zu befriedigen. Dieses Vertrauen wird nämlich notwendig sein, wenn das Kind ein Medikament nehmen soll, ohne dass es einen Zusammenhang zur Heilung erkennen kann (zumal viele Medikamente bei der Einnahme auch noch eher unangenehm sind): Als Eltern können Sie noch einen Moment warten und dem Kind ruhig erklären, wie das mit den Medikamenten funktioniert (oder das Kind daran erinnern, dass Sie selbst auch schon dies oder jenes genommen haben und danach die Schmerzen wieder weg gingen). In aller Regel wird das Kind das Medikament dann ohne weiteres einnehmen .


In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu  nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).
In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu  nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).

Navigationsmenü