Anstandsregeln: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenn zum Beispiel die grosse Schwester dem kleinen Bruder das Spielzeug aus den Händen reisst, geht es zunächst darum, dass die Eine etwas [[Wollen|will]], der Andere nicht und in diesem Fall der Andere schwächer ist, deshalb unterliegt und demzufolge zu schreien beginnt. Oder anders ausgedrückt: Die Schwester hat eine [[Grenzen|Grenze]] des Bruders überschritten (möglicherweise ist die Sache aber auch so, dass der kleine Bruder das Spielzeug der Schwester ergattert hat und diese bloss ihren "Besitzanspruch" geltend macht - also zuvor schon in umgekehrter Richtung eine Grenze überschritten wurde. Und es gibt natürlich noch eine Vielzahl von Untervarianten, vielleicht auch noch dadurch verkompliziert, dass Sie gar nicht alles beobachten konnten!). Gerade [[Phasen der Erziehung|in den ersten Jahren]] geht es aber auch viel weniger um die Feststellung, wer im Recht ist, sondern vielmehr um [[Versöhnung zwischen Kindern|Versöhnung]]. Und Versöhnung hat weniger mit Schuld und Recht zu tun, als vielmehr um das gegenseitige Anerkennen von Schmerz und Trauer.
Wenn zum Beispiel die grosse Schwester dem kleinen Bruder das Spielzeug aus den Händen reisst, geht es zunächst darum, dass die Eine etwas [[Wollen|will]], der Andere nicht und in diesem Fall der Andere schwächer ist, deshalb unterliegt und demzufolge zu schreien beginnt. Oder anders ausgedrückt: Die Schwester hat eine [[Grenzen|Grenze]] des Bruders überschritten (möglicherweise ist die Sache aber auch so, dass der kleine Bruder das Spielzeug der Schwester ergattert hat und diese bloss ihren "Besitzanspruch" geltend macht - also zuvor schon in umgekehrter Richtung eine Grenze überschritten wurde. Und es gibt natürlich noch eine Vielzahl von Untervarianten, vielleicht auch noch dadurch verkompliziert, dass Sie gar nicht alles beobachten konnten!). Gerade [[Phasen der Erziehung|in den ersten Jahren]] geht es aber auch viel weniger um die Feststellung, wer im Recht ist, sondern vielmehr um [[Versöhnung zwischen Kindern|Versöhnung]]. Und Versöhnung hat weniger mit Schuld und Recht zu tun, als vielmehr um das gegenseitige Anerkennen von Schmerz und Trauer.


[[Trösten]] Sie deshalb im Beispiel zuerst einmal den Sohn (sodass sich die Situation wieder etwas beruhigt) und rufen Sie dann die Schwester zu sich. Je nach Alter wird das dem Sohn bereits genügen (da ihn alles, was zuvor war, schon gar nicht mehr interessiert). Falls nicht, lassen Sie sich von beiden Seiten die Streitigkeit aus der jeweiligen Sicht erklären, konzentrieren Sie sich dabei aber auf das, was weh getan hat oder traurig gemacht hat. Fragen Sie nach (Wie, wo, was?) und beobachten Sie die Reaktionen. Dadurch erreichen Sie, dass die beiden Streithähne erfahren, was sie einander angetan haben und vor allem, wie sich der Andere fühlt. Dieses gegenseitige [[Mitgefühl]] genügt in aller Regel bereits für die Versöhnung (und macht das mechanisch nachgeplapperte "Entschuldigung" völlig unnötig). Vielleicht müssen Sie dann noch regeln beziehungsweise regeln lassen, wer das Spielzeug wann und unter welchen Bedingungen haben darf.
[[Trost|Trösten]] Sie deshalb im Beispiel zuerst einmal den Sohn (sodass sich die Situation wieder etwas beruhigt) und rufen Sie dann die Schwester zu sich. Je nach Alter wird das dem Sohn bereits genügen (da ihn alles, was zuvor war, schon gar nicht mehr interessiert). Falls nicht, lassen Sie sich von beiden Seiten die Streitigkeit aus der jeweiligen Sicht erklären, konzentrieren Sie sich dabei aber auf das, was weh getan hat oder traurig gemacht hat. Fragen Sie nach (Wie, wo, was?) und beobachten Sie die Reaktionen. Dadurch erreichen Sie, dass die beiden Streithähne erfahren, was sie einander angetan haben und vor allem, wie sich der Andere fühlt. Dieses gegenseitige [[Mitgefühl]] genügt in aller Regel bereits für die Versöhnung (und macht das mechanisch nachgeplapperte "Entschuldigung" völlig unnötig). Vielleicht müssen Sie dann noch regeln beziehungsweise regeln lassen, wer das Spielzeug wann und unter welchen Bedingungen haben darf.


Bei heftigeren Grenzüberschreitungen, wenn im Beispiel die Eine den Anderen auch noch schlägt, müssen Sie härter eingreifen: Rufen Sie [[Nein der Eltern|"Nein!"]] (oder [[Stopp|"Stopp"]]). Es braucht keine [[Handgreiflichkeiten]], doch unter Umständen müssen Sie auch einmal sehr (!) [[laut und deutlich]] werden. Kinder müssen spüren, dass Sie mit ihrem Verhalten nicht einverstanden sind, halbherzig nachgeplapperte "Entschuldigungen" helfen da wenig.
Bei heftigeren Grenzüberschreitungen, wenn im Beispiel die Eine den Anderen auch noch schlägt, müssen Sie härter eingreifen: Rufen Sie [[Nein der Eltern|"Nein!"]] (oder [[Stopp|"Stopp"]]). Es braucht keine [[Handgreiflichkeiten]], doch unter Umständen müssen Sie auch einmal sehr (!) [[laut und deutlich]] werden. Kinder müssen spüren, dass Sie mit ihrem Verhalten nicht einverstanden sind, halbherzig nachgeplapperte "Entschuldigungen" helfen da wenig.

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