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===Anstand===
===Anstand===
[[Anstandsregeln]] können den Umgang zwischen Menschen auf eine Art und Weise kultivieren, dass das Zusammenleben erleichtert wird. Sie können sich zum Beispiel darauf verlassen, dass Ihnen in der Strassenbahn Platz angeboten wird, wenn Sie mit dem Kinderwagen kommen oder dass Sie gefragt werden, ob man Ihnen behilflich sein soll. Eltern, denen der [[Respekt]] ihren Kindern gegenüber wichtig ist, kommen gerne in Versuchung, auch in der Erziehung Anstand walten lassen zu wollen. Das ist aber zumindest in den ersten Jahren und ganz speziell in der Phase der [[Willensbildung]], nicht bloss heikel, sondern meistens geradezu [[kontraproduktiv]]. Wenn Sie zum Beispiel wollen, dass das Kind seine Schuhe selbst am richtigen Ort verräumt, müssen Sie ihm das zumindest am Anfang klar sagen, also in der [[Befehlen|Befehlsform]]. Wenn Sie es einfach fragen, ob es die Schuhe verräumen würde, wird es das nicht als Aufforderung verstehen, sondern eben bloss als Frage oder als Wunsch. Auf die Frage aber kann es mit [[Nein des Kindes|"Nein!"]] antworten und für die Erfüllung elterlicher Wünsche sind Kinder auch nicht zuständig, jedenfalls nicht in den entscheidenden [[Phasen der Erziehung]]. Dem Willen des Kindes, der höchstens in Ausnahmefällen mit der Bedürfnis der Eltern nach einem Mindestmass an Ordnung zusammenfällt, müssen Sie deshalb mit einer klaren Forderung entgegnen. Scheuen Sie sich nicht, laut und deutlich "Stell die Schuhe dorthin, wo sie hingehören!" zu sagen. Sie dürfen, ja sollen, anfangs besser einmal zu dominant auftreten, das schadet nicht. Höchst problematisch wird es bloss dann, wenn Sie Ihre Forderung bedachtsam, dafür mehrmals äussern. Die meisten Kinder wird das nämlich nicht beeindrucken, zumal sie sehr [[Ausdauer des Kindes|ausdauernd]] sein können, wenn es um den eigenen Willen geht.
[[Anstandsregeln]] können den Umgang zwischen Menschen auf eine Art und Weise kultivieren, dass das Zusammenleben erleichtert wird. Sie können sich zum Beispiel darauf verlassen, dass Ihnen in der Strassenbahn Platz angeboten wird, wenn Sie mit dem Kinderwagen kommen oder dass Sie gefragt werden, ob man Ihnen behilflich sein soll. Eltern, denen der [[Respekt]] ihren Kindern gegenüber wichtig ist, kommen gerne in Versuchung, auch in der Erziehung Anstand walten lassen zu wollen. Das ist aber zumindest in den ersten Jahren und ganz speziell in der Phase der [[Willensbildung]], nicht bloss heikel, sondern meistens geradezu [[kontraproduktiv]]. Wenn Sie zum Beispiel wollen, dass das Kind seine Schuhe selbst am richtigen Ort verräumt, müssen Sie ihm das zumindest am Anfang klar sagen, also in der [[Befehlen|Befehlsform]]. Wenn Sie es einfach fragen, ob es die Schuhe verräumen würde, wird es das nicht als Aufforderung verstehen, sondern eben bloss als Frage oder als Wunsch. Auf die Frage aber kann es mit [[Nein des Kindes|"Nein!"]] antworten und für die Erfüllung elterlicher Wünsche sind Kinder auch nicht zuständig, jedenfalls nicht in den entscheidenden [[Phasen der Erziehung]]. Dem Willen des Kindes, der höchstens in Ausnahmefällen mit der Bedürfnis der Eltern nach einem Mindestmass an Ordnung zusammenfällt, müssen Sie deshalb mit einer klaren Forderung entgegnen. Scheuen Sie sich nicht, laut und deutlich "Stell die Schuhe dorthin, wo sie hingehören!" zu sagen. Sie dürfen, ja sollen, anfangs besser einmal zu dominant auftreten, das schadet nicht. Höchst problematisch wird es bloss dann, wenn Sie Ihre Forderung bedachtsam, dafür mehrmals äussern. Die meisten Kinder wird das nämlich nicht beeindrucken, zumal sie sehr [[Ausdauer des Kindes|ausdauernd]] sein können, wenn es um den eigenen Willen geht.
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===Verklausulierungen und Ironie===
Die Konversation unter Erwachsenen ist häufig voll von [[Verklausulierungen]], wobei


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===Negierungen===
===Negierungen===
[[Negierungen]], also insbesondere das Wörtchen "nicht", können Kinder noch nicht verstehen. "Nicht" überhören sie ganz einfach. Wenn Sie dem Kind also zum Bespiel sagen, es solle nicht so schnell laufen, wird es in erster Linie "schnell laufen" verstehen, was natürlich Ihrer eigentlichen Absicht zuwiderläuft. Achten Sie deshalb unbedingt auf positive Anweisungen, also zum Beispiel "Mach langsam". Die einzige Negierung, die ein Kind versteht, ist [[Nein|"Nein!"]], einmal, dafür laut und deutlich, ausgesprochen. Das Abstratkionsvermögen, das Negierungen voraussetzt, ist sehr hoch und überfordert im übrigen auch Erwachsene immer wieder (Versuchen Sie doch einfach so spasseshalber, nicht an einen rosaroten Elefanten zu denken!).
[[Negierungen]], also insbesondere das Wörtchen "nicht", können Kinder noch nicht verstehen. "Nicht" überhören sie ganz einfach. Wenn Sie dem Kind also zum Bespiel sagen, es solle nicht so schnell laufen, wird es in erster Linie "schnell laufen" verstehen, was natürlich Ihrer eigentlichen Absicht zuwiderläuft. Achten Sie deshalb unbedingt auf positive Anweisungen, also zum Beispiel "Mach langsam". Die einzige Negierung, die ein Kind versteht, ist [[Nein|"Nein!"]], einmal, dafür laut und deutlich, ausgesprochen. Das Abstratkionsvermögen, das Negierungen voraussetzt, ist sehr hoch und überfordert im übrigen auch Erwachsene immer wieder (Versuchen Sie doch einfach so spasseshalber, nicht an einen rosaroten Elefanten zu denken!).
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===Verklausulierungen===
[[Verklausulierungen]],


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