Toben: Unterschied zwischen den Versionen

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# Warten, bis sich das Kinds ausgetobt hat.
# Warten, bis sich das Kinds ausgetobt hat.


Wenn das Kind zum Beispiel mitten im Laden eine Schokolade aus dem Gestell herausreisst und sie nicht mehr hergeben will, müssen Sie ihm ein klares "[[Nein der Eltern|Nein!]] - Leg die Schokolade zurück!" entgegen halten, und zwar [[Laut und deutlich|lieber zu laut als zu leise]]. Wenn das Kind an seinem frisch erwachten Willen festhält (was nur gut ist!), wird es jetzt mit grösster Wahrscheinlichkeit zu toben beginnen (von wütigem Schreien bis auf den Boden legen müssen Sie mit allem rechnen). Jetzt heisst es für Sie zuerst einmal durchatmen und ruhig bleiben: Schweigen Sie und [[Warten der Eltern|warten]] Sie beim Kind so lange, bis es sich beruhigt hat. Das kann durchaus einige Minuten dauern (während denen Sie womöglich auch noch einige vorwurfsvolle Blicke und Bemerkungen der Umwelt aushalten müssen). Meistens will das Kind weder gehalten werden noch sonst einen Kontakt.
Wenn das Kind zum Beispiel mitten im Laden eine Schokolade aus dem Gestell herausreisst und sie nicht mehr hergeben will, müssen Sie ihm ein klares "[[Nein der Eltern|Nein!]] - Leg die Schokolade zurück!" entgegen halten, und zwar [[Laut und deutlich|lieber zu laut als zu leise]]. Wenn das Kind an seinem frisch erwachten Willen festhält (was nur gut ist!), wird es jetzt mit grösster Wahrscheinlichkeit zu toben beginnen (von wütigem Schreien bis auf den Boden legen müssen Sie mit allem rechnen). Jetzt heisst es für Sie zuerst einmal durchatmen und ruhig bleiben: Schweigen Sie und [[Warten der Eltern|warten]] Sie beim Kind so lange, bis es sich beruhigt hat. Das kann durchaus einige Minuten dauern (während denen Sie womöglich auch noch einige vorwurfsvolle Blicke und Bemerkungen der Umwelt aushalten müssen). Verzichten Sie zudem auf körperlichen Kontakt: Die meisten Kinderwürden sich in solchen Situationen vehement dagegen streben.


Einzig Ihre [[Aufmerksamkeit der Eltern|aufmerksame]] (!) [[Anwesenheit]] ist wichtig. Konzentrieren Sie sich auf das Kind und erinnern Sie sich, dass Sie in diesem Moment für Ihr Kind etwas vom wichtigsten überhaupt tun: Sie haben ihm eine Grenze gesetzt und stehen "trotzdem" zu ihm. Oder anders ausgedrückt: Sie vertrauen Ihrem Kind und lieben es auch in schwierigen Situationen!
Einzig Ihre [[Aufmerksamkeit der Eltern|aufmerksame]] [[Anwesenheit]] ist wichtig. Konzentrieren Sie sich auf das Kind und erinnern Sie sich, dass Sie Ihr Kind lieben und in diesem Moment etwas vom wichtigsten überhaupt für es tun: Sie haben ihm eine Grenze gesetzt und stehen "trotzdem" zu ihm. Oder anders ausgedrückt: Sie vertrauen Ihrem Kind und lieben es auch in schwierigen Situationen!


Irgendwann wird das Kind aufhören zu toben und Sie werden in aller Regel staunen, dass ebenso plötzlich "alles wieder gut ist". Dem Kind ging es nämlich mit grösster Wahrscheinlichkeit weniger um die Schokolade als viel mehr darum seinen [[Wille|Willen]] auszuprobieren und sehen, wie weit es damit kommt. Und das ist auch gut so. Denn der Wille ist die entscheidende Kraft für den Menschen, überhaupt etwas zu erreichen. Bloss muss dieser Wille zuerst gewissermassen kultiviert werden, sodass das Kind auch die [[Grenzen]] und [[Bedürfnisse]] seiner [[Umwelt]] respektieren kann. Wenn sich die Wogen wieder geglättet haben, können Sie mit dem Kind immer noch besprechen, warum Sie ihm die Schokolade nicht geben wollten, meistens ist das hingegen gar nicht mehr nötig, weil es offensichtlich ausschliesslich um das Ausloten der Grenzen ging. Die sogenannte [[Metaebene]] ist hingegen tabu (und können Sie allenfalls mit dem anderen Elternteil oder einer vertrauten Person ohne die Anwesenheit des Kindes besprechen). Wichtig ist aber, dass Sie danach wieder mit Ihrem Kind [[Versöhnen|versöhnt]] sind, das heisst insbesondere, ihm keine [[Vorwürfe]] und dergleichen machen.
Irgendwann wird das Kind aufhören zu toben und Sie werden in aller Regel staunen, dass ebenso plötzlich "alles wieder gut ist". Dem Kind ging es nämlich mit grösster Wahrscheinlichkeit weniger um die Schokolade als solche, sondern viel mehr darum, seinen [[Wille|Willen]] auszuprobieren und zu sehen, wie weit es damit kommt. Und das ist auch gut so. Denn der Wille ist die entscheidende Kraft für den Menschen, um überhaupt etwas erreichen zu können. Bloss muss dieser Wille zuerst gewissermassen kultiviert werden, sodass das Kind auch die [[Grenzen]] und [[Bedürfnisse]] seiner [[Umwelt]] respektieren kann. Wenn sich die Wogen wieder geglättet haben, können Sie mit dem Kind immer noch besprechen, warum Sie ihm die Schokolade nicht geben wollten, meistens ist das aber gar nicht mehr nötig, weil es offensichtlich ausschliesslich um das Ausloten der Grenzen ging.
 
Wenn Sie das durchgestanden haben, werden Sie mit Ihrem Kind wieder [[Versöhnen|versöhnt]] sein. Diese Versöhnung ist vergleichbar mit dem [[Trost]], den Sie dem Kind geben, wenn es sich weh getan hat: Es ist völlig unwichtig, was der Grund es Schmerzes war und der Schmerz ist auch gleich wieder vergessen, wenn das Kind bloss wirklich getröstet wurde. So braucht es auch für den Tobsuchtsanfall irgendeine Erklärung noch darf die Versöhnung an irgendwelche Bedingungen geknüpft werden. Versöhnung ist ein [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnis des Kindes]], das ihm zeigt, dass es von seinen Eltern geliebt wird, auch wenn es etwas anderes will als diese!
 
, das heisst insbesondere, ihm keine [[Vorwürfe]] und dergleichen machen.


Auch wenn Ihnen klar ist, wie Sie bei einem "Tobsuchtsanfall" angemessen reagieren können, dürfte es anfangs trotzdem nicht ganz einfach sein. Das macht gar nichts, denn Kinder sind ausgesprochen [[Ausdauer|ausdauernd]], das heisst Sie werden Ihnen immer wieder Gelegenheit zum "üben" geben: Das Kind sucht Grenzen von sich aus, Sie müssen sie ihm "bloss" setzen. Seien sich also immer wieder bewusst, dass Ihr "Nein!" dem Kind hilft und nicht etwa etwas Böses ist!
Auch wenn Ihnen klar ist, wie Sie bei einem "Tobsuchtsanfall" angemessen reagieren können, dürfte es anfangs trotzdem nicht ganz einfach sein. Das macht gar nichts, denn Kinder sind ausgesprochen [[Ausdauer|ausdauernd]], das heisst Sie werden Ihnen immer wieder Gelegenheit zum "üben" geben: Das Kind sucht Grenzen von sich aus, Sie müssen sie ihm "bloss" setzen. Seien sich also immer wieder bewusst, dass Ihr "Nein!" dem Kind hilft und nicht etwa etwas Böses ist!