Trocken werden: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Regel verwenden Eltern in der [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] Windeln, um ihre Kinder trocken zu halten. [[Wickeln]] mag praktisch und sicher sein, doch sollten Sie als Erstes bedenken, dass es alles andere als natürlich ist, in den eigenen Exkrementen zu liegen: Kein Tier käme jemals auf eine solche Idee! Gesund kann das jedenfalls nicht sein, hygienisch schon gar nicht. Einfache Alternativen gibt es allerdings auch nicht. Es ist deshalb zunächst einmal wichtig, dass Sie die Windeln möglichst immer sofort wechseln, wenn sie voll sind. Damit zeigen Sie dem Kind, dass Sie erstens aufmerksam sind und dass zweitens ein Handlungsbedarf besteht, wenn es seine Blase oder seinen Darm entleeren muss. Zudem gibt ihm das ein Gefühl für [[Rhythmus]]. Auf dem Weg zur kontrollierten Entleerung von Blase und Darm sollten Sie sich dann bewusst sein, dass der Verzicht auf Windeln ein Weg zurück zu einem natürlichen Verhalten ist und schon allein deshalb vom Kind selbst angestrebt wird:
In der Regel verwenden Eltern in der [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] Windeln, um ihre Kinder trocken zu halten. [[Wickeln]] mag praktisch und sicher sein, doch sollten Sie als Erstes bedenken, dass es alles andere als natürlich ist, in den eigenen Exkrementen zu liegen: Kein Tier käme jemals auf eine solche Idee! Gesund kann das jedenfalls nicht sein, hygienisch schon gar nicht. Einfache Alternativen gibt es allerdings auch nicht. Es ist deshalb zunächst einmal wichtig, dass Sie die Windeln möglichst immer sofort wechseln, wenn sie voll sind. Damit zeigen Sie dem Kind, dass Sie erstens aufmerksam sind und dass zweitens ein Handlungsbedarf besteht, wenn es seine Blase oder seinen Darm entleeren muss. Zudem gibt ihm das ein Gefühl für [[Rhythmus]]. Auf dem Weg zur kontrollierten Entleerung von Blase und Darm sollten Sie sich dann bewusst sein, dass der Verzicht auf Windeln ein Weg zurück zu einem natürlichen Verhalten ist und schon allein deshalb vom Kind selbst angestrebt wird:
* '''Zeitpunkt''': Für viele Eltern ist die grösste Frage beim Trocken werden, wann es denn so weit sein müsse, dass das Kind keine Windeln mehr braucht. Dabei geht vergessen, dass es eigentlich gar nie so weit hätte kommen sollen, ist es doch alles andere als natürlich in den eigenen Exkrementen zu liegen (siehe weiter unten die Alternative des sogenannten [[#Abhalten|Abhaltens]])! So gesehen können Sie jederzeit damit beginnen, allerdings mit einer ganz wichtigen Einschränkung: Lassen Sie das Kind selbst entscheiden! Druck oder gar [[Zwingen|Zwang]] können sich höchst [[kontraproduktiv]] auswirken. Im Allgemeinen können Sie aber davon ausgehen, dass Kinder etwa in den ersten zwei Jahren lernen, Blase und Darm kontrolliert zu entleeren, wenn sie dabei aufmerksam unterstützt werden.
* '''Zeitpunkt''': Für viele Eltern ist die grösste Frage beim Trocken werden, wann es denn so weit sein müsse, dass das Kind keine Windeln mehr braucht. Dabei geht vergessen, dass es eigentlich gar nie so weit hätte kommen sollen, ist es doch alles andere als natürlich in den eigenen Exkrementen zu liegen (siehe weiter unten die Alternative des sogenannten [[#Abhalten|Abhaltens]])! So gesehen können Sie jederzeit damit beginnen, allerdings mit einer ganz wichtigen Einschränkung: Lassen Sie das Kind selbst entscheiden! Druck oder gar [[Zwingen|Zwang]] können sich höchst [[kontraproduktiv]] auswirken. Im Allgemeinen können Sie aber davon ausgehen, dass Kinder etwa in den ersten zwei Jahren lernen, Blase und Darm kontrolliert zu entleeren, wenn sie dabei aufmerksam unterstützt werden.
* '''Signale erkennen''': Wenn Sie das Kind aufmerksam beobachten, werden Sie schon bald und einfach an seiner [[Mimik]] und [[Gestik]] [[Aufmerksamkeit der Eltern|erkennen]] können, wenn es Blase oder Darm entleert (wobei allerdings die meisten Kinder diese Signale wieder verlieren, wenn nicht darauf reagiert wird). Sie können ihm dann Ihre Beobachtung signalisieren und es mit der Zeit jeweils fragen, ob es auf das Töpfchen will. Lassen Sie es aber immer selbst entscheiden und forcieren Sie nichts. [[Vertrauen der Eltern|Vertrauen]] Sie vielmehr, dass jedes Kind den natürlichen Wunsch hat, Blasen- und Darmentleerung früher oder später selbst kontrollieren zu können.
* '''Signale erkennen''': Wenn Sie das Kind aufmerksam beobachten, werden Sie schon bald und einfach an seiner [[Mimik]] und [[Gestik]] [[Aufmerksamkeit der Eltern|erkennen]] können, wenn es Blase oder Darm entleert (wobei allerdings die meisten Kinder diese Signale wieder verlieren, wenn nicht darauf reagiert wird). Sie können ihm dann Ihre Beobachtung signalisieren und es mit der Zeit jeweils fragen, ob es auf das Töpfchen oder die Toilette will. Lassen Sie es aber immer selbst entscheiden und forcieren Sie nichts. [[Vertrauen der Eltern|Vertrauen]] Sie vielmehr, dass jedes Kind den natürlichen Wunsch hat, Blasen- und Darmentleerung früher oder später selbst kontrollieren zu können.
* '''Thematisieren''': Auch moderne Windeln können unangenehme Düfte nicht gänzlich verhindern. Sprechen Sie volle Windeln an, achten Sie aber darauf, dass Sie dabei nicht etwa das Kind verunglimpfen ("Du stinkst!"), sondern sich auf die stinkenden Windeln beziehen ("Puh, da duftet es schrecklich!"). So wird sich das Kind "trotzdem" geliebt fühlen und dafür je länger, desto mehr die Windeln als abstossend empfinden.
* '''Thematisieren''': Auch moderne Windeln können unangenehme Düfte nicht gänzlich verhindern. Sprechen Sie volle Windeln an, achten Sie aber darauf, dass Sie dabei nicht etwa das Kind verunglimpfen ("Du stinkst!"), sondern sich auf die stinkenden Windeln beziehen ("Puh, da duftet es schrecklich!"). So wird sich das Kind "trotzdem" geliebt fühlen und dafür je länger, desto mehr die Windeln als abstossend empfinden.
* '''Neugier''': Die natürliche [[Neugier des Kindes]] macht auch vor Exkrementen nicht halt. Lassen Sie es, wenn es will, zumindest einmal untersuchen, was es da produziert hat und beantworten Sie allfällige [[Fragen des Kindes|Fragen]] möglichst [[Offenheit der Eltern|offen]] und [[Ehrlichkeit der Eltern|ehrlich]]. Kinder interessieren sich für alles, was ihre Eltern tun. Das können Sie nutzen, indem Sie ihm [[Vorbild]] sind, wenn Sie selbst (oder die älteren Geschwister) auf die Toilette gehen. Machen Sie mit, auch wenn Sie vielleicht gewisse Hemmungen überwinden müssen.
* '''Neugier''': Die natürliche [[Neugier des Kindes]] macht auch vor Exkrementen nicht halt. Lassen Sie es, wenn es will, zumindest einmal untersuchen, was es da produziert hat und beantworten Sie allfällige [[Fragen des Kindes|Fragen]] möglichst [[Offenheit der Eltern|offen]] und [[Ehrlichkeit der Eltern|ehrlich]]. Kinder interessieren sich für alles, was ihre Eltern tun. Das können Sie nutzen, indem Sie ihm [[Vorbild]] sind, wenn Sie selbst (oder die älteren Geschwister) auf die Toilette gehen. Machen Sie mit, auch wenn Sie vielleicht gewisse Hemmungen überwinden müssen.
* '''Verantwortung übergeben''': [[Einbeziehen|Ziehen]] Sie das Kind möglichst bald beim Wickeln mit ein. Anfangs können Sie ihm zum Beispiel das Babyöl zum Halten geben, später können Sie es auffordern, die frische Windel zu holen. Je mehr [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] Sie ihm übergeben, desto mehr wird es sich ermutigt fühlen, den Prozess des Trockenwerden mitzugestalten. Wenn es zum Beispiel plötzlich auf die Idee kommt, dass es keine Windeln mehr braucht, müssen Sie natürlich auch bereit sein, wenn Sie über den Zeitpunkt überrascht sind. Besprechen Sie dann mit ihm die verschiedenen Möglichkeiten (zum Beispiel anfangs nur zu Hause) und treffen Sie mit ihm [[Abmachungen]].
* '''Verantwortung übergeben''': [[Einbeziehen|Ziehen]] Sie das Kind möglichst bald beim Wickeln mit ein. Anfangs können Sie ihm zum Beispiel das Babyöl zum Halten geben, später können Sie es auffordern, die frische Windel zu holen. Je mehr [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] Sie ihm übergeben, desto mehr wird es sich ermutigt fühlen, den Prozess des Trockenwerden mitzugestalten. Wenn es zum Beispiel plötzlich auf die Idee kommt, dass es keine Windeln mehr braucht, müssen Sie natürlich auch bereit sein, wenn Sie über den Zeitpunkt überrascht sind. Besprechen Sie dann mit ihm die verschiedenen Möglichkeiten (zum Beispiel anfangs nur zu Hause) und treffen Sie mit ihm [[Abmachungen]].
*'''Bequeme Kleidung''': Je einfacher das Kind die [[Kleider]] ausziehen (und später auch wieder anziehen) kann, desto einfacher kann es [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] übernehmen. Lassen Sie es selbst [[ausprobieren]] und fragen Sie es zuerst, ob Sie ihm [[helfen]] sollen. Je [[Geduld der Eltern|geduldiger]] Sie dabei sind, desto schneller wird das Kind [[Selbständigkeit|selbständig]].
*'''Bequeme Kleidung''': Je einfacher das Kind die [[Kleider]] ausziehen (und später auch wieder anziehen) kann, desto einfacher kann es [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] übernehmen. Lassen Sie es selbst [[ausprobieren]] und fragen Sie es zuerst, ob Sie ihm [[helfen]] sollen. Je [[Geduld der Eltern|geduldiger]] Sie dabei sind, desto schneller wird das Kind [[Selbständigkeit|selbständig]]. Einfach zugänglich sollte natürlich auch das Töpfchen beziehungsweise der Toiletteneinsatz für Kinder (hilfreich ist zum Beispiel ein Schemel, den das Kind auch gleich selbst hinstellen darf).
* '''Übergangsphase''': Selten gelingt das Trocken werden von einem Tag auf den anderen. Suchen Sie mit dem Kind zusammen einzelne Zeitabschnitte, während denen es keine Windeln trägt. Je mehr das Kind mitbestimmen darf, desto verantwortlicher wird es sich fühlen und sich entsprechend Mühe geben. Mit allfälligen [[Missgeschicke|Missgeschicken]] müssen Sie natürlich umgehen können.
* '''Übergangsphase''': Selten gelingt das Trocken werden von einem Tag auf den anderen. Suchen Sie mit dem Kind zusammen einzelne Zeitabschnitte, während denen es keine Windeln trägt. Je mehr das Kind mitbestimmen darf, desto verantwortlicher wird es sich fühlen und sich entsprechend Mühe geben. Mit allfälligen [[Missgeschicke|Missgeschicken]] müssen Sie natürlich umgehen können.
* '''Rhythmus und Rituale''': Hilfreich ist auch, wenn das Kind [[Struktur]] in Form von [[Rhythmus]] oder [[Rituale|Ritualen]] erlebt. So können Sie ihm zum Beispiel immer vor dem [[Einschlafen]] vorschlagen, ein Büchlein auf dem Töpfchen anzuschauen.
* '''Rhythmus und Rituale''': Hilfreich ist auch, wenn das Kind [[Struktur]] in Form von [[Rhythmus]] oder [[Rituale|Ritualen]] erlebt. So können Sie ihm zum Beispiel immer vor dem [[Einschlafen]] vorschlagen, ein Büchlein auf dem Töpfchen anzuschauen.