Trauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Viele Erwachsene haben verlernt, mit Trauer umzugehen und versuchen dieses Gefühl möglichst zu verdrängen. Meistens weil sie ihrerseits als Kind in ihrer Trauer nicht wirklich getröstet wurden. Das führt logischerweise dazu, dass sie auch die Trauer des Kindes kaum aushalten können und versuchen, den Zustand möglichst schnell zu ändern oder einfach zu ignorieren. Solche Verdrängungsstrategien wirken sich [[kontraproduktiv]] aus:
Viele Erwachsene haben verlernt, mit Trauer umzugehen und versuchen dieses Gefühl möglichst zu verdrängen. Meistens weil sie ihrerseits als Kind in ihrer Trauer nicht wirklich getröstet wurden. Das führt logischerweise dazu, dass sie auch die Trauer des Kindes kaum aushalten können und versuchen, den Zustand möglichst schnell zu ändern oder einfach zu ignorieren. Solche Verdrängungsstrategien wirken sich [[kontraproduktiv]] aus:
* '''Ersatzbefriedigung''': Kinder können zwar einfach abgelenkt werden, indem ihnen etwas besonders Attraktives angeboten wird. Äusserst beliebt, aber ebenso gefährlich, ist Unterhaltungselektronik ("Du darfst dafür einen Film schauen."). Die Wirkung solcher Verlockungen ist durchaus mit jener von [[Drogen]] zu vergleichen: Die Ablenkung mag kurzfristig funktionieren, doch verlangt das Kind je länger desto mehr, während die Wirkung im gleichen Masse abnimmt! Dieser Teufelskreis kann sehr rasch in [[Sucht|süchtiges Verhalten]] münden.  
* '''Ersatzbefriedigung''': Kinder können zwar einfach abgelenkt werden, indem ihnen etwas besonders Attraktives angeboten wird. Äusserst beliebt, aber ebenso gefährlich, ist Unterhaltungselektronik ("Du darfst dafür einen Film schauen."). Die Wirkung solcher Verlockungen ist durchaus mit jener von [[Drogen]] zu vergleichen: Die Ablenkung mag kurzfristig funktionieren, doch verlangt das Kind je länger desto mehr, während die Wirkung im gleichen Masse abnimmt! Dieser Teufelskreis kann sehr rasch in [[Sucht|süchtiges Verhalten]] münden.  
* '''Vertrösten''': Ein trauriges Kind braucht immer sofort Trost. Wenn Sie es zum Beispiel damit zu [[vertrösten]] suchen, dass es am nächsten Jahrmarkt wieder einen einen neuen Ballon erhalte, hilft ihm das wenig, denn es hat noch keine Vorstellung einer Zukunft, für Kinder, insbesondere [[Kleinkind|Kleinkinder]], gibt es ausschliesslich das [[Hier und Jetzt]].  
* '''Vertrösten''': Ein trauriges Kind braucht immer sofort Trost. Wenn Sie es zum Beispiel damit zu [[vertrösten]] suchen, dass es am nächsten Jahrmarkt wieder einen einen neuen Ballon erhalte, hilft ihm das wenig, denn es hat noch keine Vorstellung einer Zukunft. Für Kinder, insbesondere [[Kleinkind|Kleinkinder]], gibt es ausschliesslich das [[Hier und Jetzt]].  
* '''Spott''': Kinder wollen in ihren Gefühlen [[Ernst nehmen|ernst genommen]] werden. [[Auslachen|Lachen]] Sie also nicht, weil Sie es zum Beispiel lustig finden, dass das Kind aus scheinbar nichtigem Anlasst traurig ist. Sie können von ihm auch nicht erwarten, dass es einfach aufhören könnte, traurig zu sein. Gefühle lassen sich nämlich nicht steuern, sie sind einfach und sie sind immer wichtig! Wenn ein Kind immer wieder [[Verspotten|verspottet]] wird, zumal von seinen eigenen Eltern, kann es es sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] in die Welt verlieren und entsprechend wenig [[Selbstvertrauen]] aufbauen.
* '''Spott''': Kinder wollen in ihren Gefühlen [[Ernst nehmen|ernst genommen]] werden. [[Auslachen|Lachen]] Sie also nicht, weil Sie es zum Beispiel lustig finden, dass das Kind aus scheinbar nichtigem Anlasst traurig ist. Sie können von ihm auch nicht erwarten, dass es einfach aufhören könnte, traurig zu sein. Gefühle lassen sich nämlich nicht steuern, sie sind einfach und sie sind immer wichtig! Wenn ein Kind immer wieder [[Verspotten|verspottet]] wird, zumal von seinen eigenen Eltern, kann es es sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] in die Welt verlieren und entsprechend wenig [[Selbstvertrauen]] aufbauen.
* '''Erklärungen, Belehrungen und Ratschläge''': Für Trauer braucht es keinen Grund, das Gefühl ist einfach. Es macht deshalb auch wenig Sinn, dem Kind, bevor es getröstet wurde, irgendetwas erklären zu wollen, es zu belehren ("Musst den Ballon halt noch näher an den Kaktus halten!") oder ihm Ratschläge zu erteilen. Warten Sie, bis sich das Kind in Ihren Armen ausweinen konnte. Danach können Sie es immer noch zum Beispiel fragen, was denn geschehen war. Meistens ist aber nicht einmal das nötig, denn das Kind hat ja eben [[Selbst tun|selbst]] [[Erfahrungen|erfahren]], wo Ursache und Wirkung liegen.
* '''Erklärungen, Belehrungen und Ratschläge''': Für Trauer braucht es keinen Grund, das Gefühl ist einfach. Es macht deshalb auch wenig Sinn, dem Kind, bevor es getröstet wurde, irgendetwas erklären zu wollen, es zu belehren ("Musst den Ballon halt noch näher an den Kaktus halten!") oder ihm Ratschläge zu erteilen. Warten Sie, bis sich das Kind in Ihren Armen ausweinen konnte. Danach können Sie es immer noch zum Beispiel fragen, was denn geschehen war. Meistens ist aber nicht einmal das nötig, denn das Kind hat ja eben [[Selbst tun|selbst]] [[Erfahrungen|erfahren]], wo Ursache und Wirkung liegen.