Lernen des Kindes: Unterschied zwischen den Versionen

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==Das grosse Missverständnis==
==Das grosse Missverständnis==
Die viel gehörte Aussage "Das Kind muss halt erst noch lernen zu..." beruht deshalb auf einem der grössten [[Missverständnisse]] in der Erziehung: Es sind die Eltern, die zuerst [[Lernen der Eltern|lernen]] müssen (!) ihre Kinder zu erziehen, während es für das Kind in erster Linie ein Lernen dürfen (!) sein sollte!
Als Eltern können Sie schliesslich mit Kindern fast ebenso viel lernen wie das Kind selbst. Denn Kinder sind wunderbare Lehrmeister, wenn es um Dinge geht wie [[Vertrauen]], [[Geduld]], [[Aufmerksamkeit des Kindes|Aufmerksamkeit]] oder [[Ausdauer]]. Zudem müssen Sie auch einiges lernen (während das Kind lernen darf), denn es ist zumindest am Anfang gar nicht so einfach, die [[Grundbedürfnisse des Kindes]] richtig zu erkennen und zu befriedigen. Das ist aber in dieser Zeit Ihre wichtigste Aufgabe als Eltern, denn von der bedingungslosen Befriedigung der Grundbedürfnisse hängt massgeblich das Selbstvertrauen ab, welches das Kind in dieser Phase sollte aufbauen können.
Als Eltern können Sie schliesslich mit Kindern fast ebenso viel lernen wie das Kind selbst. Denn Kinder sind wunderbare Lehrmeister, wenn es um Dinge geht wie [[Vertrauen]], [[Geduld]], [[Aufmerksamkeit des Kindes|Aufmerksamkeit]] oder [[Ausdauer]]. Zudem müssen Sie auch einiges lernen (während das Kind lernen darf), denn es ist zumindest am Anfang gar nicht so einfach, die [[Grundbedürfnisse des Kindes]] richtig zu erkennen und zu befriedigen. Das ist aber in dieser Zeit Ihre wichtigste Aufgabe als Eltern, denn von der bedingungslosen Befriedigung der Grundbedürfnisse hängt massgeblich das Selbstvertrauen ab, welches das Kind in dieser Phase sollte aufbauen können.


Die Entwicklung des Kindes, beziehungsweise dessen Erziehung, ist ein einziger Lernprozess, nicht nur für das Kind selbst, sondern ebenso für dessen Eltern. Doch während das Kind aus eigenem Antrieb und mit grösster Freude lernt, ist es bei den Eltern häufig gerade umgekehrt: Sie lernen erst, wenn Sie sich gezwungen sehen, weil sie eine Fehlentwicklung bemerken oder mit dem Kind "nicht mehr klar kommen".  
Die Entwicklung des Kindes, beziehungsweise dessen Erziehung, ist ein einziger Lernprozess, nicht nur für das Kind selbst, sondern ebenso für dessen Eltern. Doch während das Kind aus eigenem Antrieb und mit grösster Freude lernt, ist es bei den Eltern häufig gerade umgekehrt: Sie lernen erst, wenn Sie sich gezwungen sehen, weil sie eine Fehlentwicklung bemerken oder mit dem Kind "nicht mehr klar kommen".  
Die viel gehörte Aussage "Das Kind muss halt erst noch lernen zu..." beruht deshalb auf einem der grössten [[Missverständnisse]] in der Erziehung: Es sind die Eltern, die zuerst [[Lernen der Eltern|lernen]] müssen (!) ihre Kinder zu erziehen, während es für das Kind in erster Linie ein Lernen dürfen (!) sein sollte!


Das Problem bei diesem Missverständnis ist zudem, dass es regelmässig erst zu spät, das heisst meistens nach den alles [[Phasen der Erziehung|entscheidenden ersten vier Jahren]] bemerkt wird. Dann werden Korrekturen in Form von [[Nacherziehen|"Nacherziehen"]] aber ungleich schwieriger, da nun die beiden konträren [[Grundprinzipien der Erziehung]] gleichzeitig gelernt werden müssen: Vertrauen aufbauen und Grenzen setzen. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn diese beiden (ebenso komplementären!) Prinzipien nacheinander hätten gelernt werden können (zumal jedes für sich allein ja für die meisten Eltern zumindest beim ersten Kind schon anspruchsvoll genug ist).
Das Problem bei diesem Missverständnis ist zudem, dass es regelmässig erst zu spät, das heisst meistens nach den alles [[Phasen der Erziehung|entscheidenden ersten vier Jahren]] bemerkt wird. Dann werden Korrekturen in Form von [[Nacherziehen|"Nacherziehen"]] aber ungleich schwieriger, da nun die beiden konträren [[Grundprinzipien der Erziehung]] gleichzeitig gelernt werden müssen: Vertrauen aufbauen und Grenzen setzen. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn diese beiden (ebenso komplementären!) Prinzipien nacheinander hätten gelernt werden können (zumal jedes für sich allein ja für die meisten Eltern zumindest beim ersten Kind schon anspruchsvoll genug ist).