Frustrationstoleranz: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 33: Zeile 33:


==Verlust und Ersatzbefriedigung==
==Verlust und Ersatzbefriedigung==
Gerade in den ersten Jahren erleben Kinder immer wieder die "Unbill des Lebens" wie [[Missgeschicke]], [[Misserfolge]], ein "verunglücktes" [[Übergangsobjekte|Kuscheltier]], [[Abschied]] von liebgewonnenen Menschen und ähnliches. Für Kleinkinder können solche Erlebnisse existenziellen Charakter annehmen, da sie zum einen noch voll im [[Hier und Jetzt]] leben und deshalb weder eine Vorstellung davon haben, dass die Mutter wieder zurückkommt, noch dass das Kuscheltier wieder "geheilt" werden kann. Zum anderen ist das Universum des Kindes noch sehr begrenzt. Wenn also zum Beispiel die geliebte Patentante wieder gehen muss, ist das nicht bloss einer von tausenden Bekannten, sondern es war vielleicht gerade der einzige Mensch, dem sich das Kind in den Stunden zuvor uneingeschränkt gewidmet hat. Der Verlust wiegt also ungleich schwerer als wenn sich zwei erwachsene Menschen verabschieden müssen. Wenn das Kind in einem solchen Moment herzzerreissend zu schreien beginnt, müssen Sie ihm unbedingt vertrauen, dass es wirklich schlimm für es ist! Es ist hilft wenig und ist sogar vielmehr [[kontraproduktiv]] wenn Sie es in solchen Momenten mit Worten ("Das ist doch nicht so schlimm!") zu [[vertrösten]] versuchen oder ihm einen [[Ersatzbefriedigung|Ersatz]] anbieten ("Du darfst dafür noch ein Video schauen."). Das einzige, was ein Kind braucht, ist wirklicher [[Trost]], sofort und bedingungslos: Nehmen Sie das Kind in die Arme und warten Sie schweigend, bis es sich wieder beruhigt hat. Der elterliche Trost hilft bei jedem Schmerz! Sie werden staunen, wie schnell sich das Kind danach wieder etwas anderem zuwenden kann und gleich alles Schreckliche bereits wieder vergessen hat. Solche Erfahrungen stärken den Glauben des Kindes, dass ihm immer geholfen wird, gleich wie gross der Schmerz oder die Trauer auch sein mögen. Dieses Vertrauen in das Leben stärkt wiederum die Frustrationstoleranz.
Gerade in den ersten Jahren erleben Kinder immer wieder die "Unbill des Lebens" wie [[Missgeschicke]], [[Misserfolge]], ein "verunglücktes" [[Übergangsobjekte|Kuscheltier]], [[Abschied]] von liebgewonnenen Menschen und ähnliches. Für Kleinkinder können solche Erlebnisse existenziellen Charakter annehmen, da sie zum einen noch voll im [[Hier und Jetzt]] leben und deshalb weder eine Vorstellung davon haben, dass die Mutter wieder zurückkommt, noch dass das Kuscheltier wieder "geheilt" werden kann. Zum anderen ist das Universum des Kindes noch sehr begrenzt. Wenn also zum Beispiel die geliebte Patentante wieder gehen muss, ist das nicht bloss einer von tausenden Bekannten, sondern es war vielleicht gerade der einzige Mensch, dem sich das Kind in den Stunden zuvor uneingeschränkt gewidmet hat. Der Verlust wiegt also ungleich schwerer als wenn sich zwei erwachsene Menschen verabschieden müssen. Wenn das Kind in einem solchen Moment herzzerreissend zu [[Schreiendes Kind|schreien]] beginnt, müssen Sie ihm unbedingt vertrauen, dass es wirklich schlimm für es ist! Es ist hilft wenig und ist sogar vielmehr [[kontraproduktiv]] wenn Sie es in solchen Momenten mit Worten ("Das ist doch nicht so schlimm!") zu [[vertrösten]] versuchen oder ihm einen [[Ersatzbefriedigung|Ersatz]] anbieten ("Du darfst dafür noch ein Video schauen."). Das einzige, was ein Kind braucht, ist wirklicher [[Trost]], sofort und bedingungslos: Nehmen Sie das Kind in die Arme und warten Sie schweigend, bis es sich wieder beruhigt hat. Der elterliche Trost hilft bei jedem Schmerz! Sie werden staunen, wie schnell sich das Kind danach wieder etwas anderem zuwenden kann und gleich alles Schreckliche bereits wieder vergessen hat. Solche Erfahrungen stärken den Glauben des Kindes, dass ihm immer geholfen wird, gleich wie gross der Schmerz oder die Trauer auch sein mögen. Dieses Vertrauen in das Leben stärkt wiederum die Frustrationstoleranz.


Wird das Kind hingegen bloss vertröstet, kann es den Schmerz nicht wirklich heilen und wird ihn auch nicht einfach vergessen können. Wohl ist es unter Umständen möglich, das Kind mit etwas anderem abzulenken, doch wirkt das gewissermassen wie ein Schmerzmittel, von dem es jedes Mal eine noch höhere Dosis brauchen wird. Der Schmerz selbst wird dadurch aber nicht geheilt. Das Kind wird ganz im Gegenteil auf jeden neuen Schmerz noch empfindlicher reagieren, sodass der [[Teufelskreis]] perfekt wird. Wir das Kind grösser, wir von ihm zudem erwartet, dass es mit den kleineren Widrigkeiten des Lebens auch selbst zu recht kommt. Das kann es dann aber auch nicht, weil es nie erfahren konnte, dass Schmerz und Trauer heilbar sind. Entsprechend tief wird seine Frustrationstoleranz sein.  
Wird das Kind hingegen bloss vertröstet, kann es den Schmerz nicht wirklich heilen und wird ihn auch nicht einfach vergessen können. Wohl ist es unter Umständen möglich, das Kind mit etwas anderem abzulenken, doch wirkt das gewissermassen wie ein Schmerzmittel, von dem es jedes Mal eine noch höhere Dosis brauchen wird. Der Schmerz selbst wird dadurch aber nicht geheilt. Das Kind wird ganz im Gegenteil auf jeden neuen Schmerz noch empfindlicher reagieren, sodass der [[Teufelskreis]] perfekt wird. Wir das Kind grösser, wir von ihm zudem erwartet, dass es mit den kleineren Widrigkeiten des Lebens auch selbst zu recht kommt. Das kann es dann aber auch nicht, weil es nie erfahren konnte, dass Schmerz und Trauer heilbar sind. Entsprechend tief wird seine Frustrationstoleranz sein.