Erfahrungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Erfahrung kann nicht abgekürzt werden, indem Sie ihm zum Beispiel nach dem Abstillen einfach die Regel mitteilen, dass es nur essen darf, was im Teller liegt, der auf dem Tisch steht. Das Kind muss diese Regel erfahren können um sie zu [[Verstand des Kindes|verstehen]]. Sie können dem Kind aber helfen, die Regelmässigkeit zu erfahren, indem Sie auf einen [[Rhythmus]] achten oder gar kleinere [[Rituale|"Rituale"]] einführen. Es genügt schon, dass Sie das Kind zum Beispiel immer drei Mal täglich und immer aus dem gleichen Kinderteller essen lassen (und vielleicht beim Anziehen des Lätzchens jeweils ein Spässchen machen). Durch diese wiederholten Erfahrungen gewinnt das Kind [[Vertrauensbildung|Vertrauen]], also die Grundlage jeder Beziehung und somit auch Ihrer Erziehungsarbeit.
Diese Erfahrung kann nicht abgekürzt werden, indem Sie ihm zum Beispiel nach dem Abstillen einfach die Regel mitteilen, dass es nur essen darf, was im Teller liegt, der auf dem Tisch steht. Das Kind muss diese Regel erfahren können um sie zu [[Verstand des Kindes|verstehen]]. Sie können dem Kind aber helfen, die Regelmässigkeit zu erfahren, indem Sie auf einen [[Rhythmus]] achten oder gar kleinere [[Rituale|"Rituale"]] einführen. Es genügt schon, dass Sie das Kind zum Beispiel immer drei Mal täglich und immer aus dem gleichen Kinderteller essen lassen (und vielleicht beim Anziehen des Lätzchens jeweils ein Spässchen machen). Durch diese wiederholten Erfahrungen gewinnt das Kind [[Vertrauensbildung|Vertrauen]], also die Grundlage jeder Beziehung und somit auch Ihrer Erziehungsarbeit.


Wenn das Kind bemerkt, dass seine Eltern mit Besteck essen, will es das irgendwann auch (den richtigen Zeitpunkt dafür kennt im übrigen nur das Kind selbst!). Lassen Sie das Kind selbst [[ausprobieren]]. Auch wenn Sie genau wissen, dass es das Kind kaum auf Anhieb schaffen wird, den vollen Löffel selbst in den Mund zu führen, muss es dies unbedingt erfahren haben. Bleiben Sie geduldig und fragen Sie frühestens nach einigen vergeblichen Versuchen ob Sie ihm helfen sollen (möglicherweise signalisiert es Ihnen auch schon von sich aus, dass es Ihre Hilfe verlangt). [[Vertrauen der Eltern|Vertrauen]] Sie Ihrem Kind und seinen [[Fähigkeiten]], dass es diese (im übrigen nicht ganz so einfache!) Aufgabe schaffen wird. Ihre wichtigste Aufgabe dabei ist nicht etwa dem Kind zu helfen, sondern geduldig zu warten, bis Sie sicher sind, dass das Kind seine Versuche aufgegeben hat oder es von sich aus Hilfe verlangt. Freuen Sie sich also zunächst einmal darüber, welch unglaublich grosse [[Ausdauer]] und [[Geduld des Kindes|Geduld]] Kinder beim Lernen aufbringen können!
Wenn das Kind bemerkt, dass seine Eltern mit Besteck essen, will es das irgendwann auch (den richtigen Zeitpunkt dafür kennt im übrigen nur das Kind selbst!). Lassen Sie das Kind selbst [[ausprobieren]]. Auch wenn Sie genau wissen, dass es das Kind kaum auf Anhieb schaffen wird, den vollen Löffel selbst in den Mund zu führen, muss es dies unbedingt erfahren haben. Bleiben Sie geduldig und fragen Sie frühestens nach einigen vergeblichen Versuchen ob Sie ihm helfen sollen (möglicherweise signalisiert es Ihnen auch schon von sich aus, dass es Ihre Hilfe verlangt). [[Vertrauen der Eltern|Vertrauen]] Sie Ihrem Kind und seinen [[Fähigkeiten]], dass es diese (im übrigen nicht ganz so einfache!) Aufgabe schaffen wird. Ihre wichtigste Aufgabe dabei ist nicht etwa dem Kind zu helfen, sondern geduldig zu warten, bis Sie sicher sind, dass das Kind seine Versuche aufgegeben hat oder es von sich aus Hilfe verlangt. Freuen Sie sich also zunächst einmal darüber, welch unglaublich grosse [[Ausdauer des Kindes|Ausdauer]] und [[Geduld des Kindes|Geduld]] Kinder beim Lernen aufbringen können!


Wenn Sie hingegen dauernd dem Kind mit Ihrer - wenn auch gut gemeinten - Hilfe zuvorkommen, wird es im besten Fall [[protestieren]] und schlimmsten Fall [[resignieren]]. Streng genommen bedeutet unaufgeforderte Hilfe immer mangelnden [[Respekt der Eltern|Respekt]] für die Fähigkeiten. Und wenn Sie den Fähigkeiten des Kindes nicht vertrauen, wird das Kind entsprechend wenig [[Selbstvertrauen]] aufbauen können. Die Folgen davon sind [[Bequemlichkeit des Kindes|Bequemlichkeit]] und [[Abhängigkeit]]. Sie tun also nicht nur dem Kind sondern auch sich selbst einen grossen Gefallen, wenn Sie sich in den ersten Jahren etwas mehr Zeit nehmen und das Kind selbst ausprobieren lassen, statt ihm die Anstrengung abzunehmen, weil es für Sie viel einfacher wäre. Diese "Investition" wird sich später mehrfach auszahlen, wenn Sie gewissermassen die Früchte der [[Selbständigkeit]] ernten können!
Wenn Sie hingegen dauernd dem Kind mit Ihrer - wenn auch gut gemeinten - Hilfe zuvorkommen, wird es im besten Fall [[protestieren]] und schlimmsten Fall [[resignieren]]. Streng genommen bedeutet unaufgeforderte Hilfe immer mangelnden [[Respekt der Eltern|Respekt]] für die Fähigkeiten. Und wenn Sie den Fähigkeiten des Kindes nicht vertrauen, wird das Kind entsprechend wenig [[Selbstvertrauen]] aufbauen können. Die Folgen davon sind [[Bequemlichkeit des Kindes|Bequemlichkeit]] und [[Abhängigkeit]]. Sie tun also nicht nur dem Kind sondern auch sich selbst einen grossen Gefallen, wenn Sie sich in den ersten Jahren etwas mehr Zeit nehmen und das Kind selbst ausprobieren lassen, statt ihm die Anstrengung abzunehmen, weil es für Sie viel einfacher wäre. Diese "Investition" wird sich später mehrfach auszahlen, wenn Sie gewissermassen die Früchte der [[Selbständigkeit]] ernten können!
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Kinder haben von Natur aus ein ausgesprochen gutes [[Gespür des Kindes|Gespür]] für Risiken. Als Eltern müssen Sie aber darauf achten, dass Ihr Kind dieses Gespür auch behält. Vertrauen Sie ihm deshalb, wenn es von sich aus irgendwo hochklettern will, drängen Sie es aber auch nicht, wenn es sagt, es hätte Angst von irgendwo herunterzuspringen, auch wenn Sie der Meinung sind, das sei harmlos: Das Kind muss die Erfahrung selbst und aus eigenem Entschluss machen können! Und seine [[Gefühle]] sind ihm dabei ein hervorragender Ratgeber.
Kinder haben von Natur aus ein ausgesprochen gutes [[Gespür des Kindes|Gespür]] für Risiken. Als Eltern müssen Sie aber darauf achten, dass Ihr Kind dieses Gespür auch behält. Vertrauen Sie ihm deshalb, wenn es von sich aus irgendwo hochklettern will, drängen Sie es aber auch nicht, wenn es sagt, es hätte Angst von irgendwo herunterzuspringen, auch wenn Sie der Meinung sind, das sei harmlos: Das Kind muss die Erfahrung selbst und aus eigenem Entschluss machen können! Und seine [[Gefühle]] sind ihm dabei ein hervorragender Ratgeber.


Das gilt erst Recht für [[Jugendliche]], denn ab einem gewissen Alter können auch [[Helikopter-Eltern|übervorsichtige Eltern]] Ihre Schützlinge nicht mehr dauernd überwachen, beziehungsweise diese werden sich umso mehr der Überwachung zu entziehen versuchen, je ängstlicher sich die Eltern verhalten. Gleichzeitig werden auch die Risiken selbst mit der körperlichen Entwicklung immer grösser. Es ist denn auch keine Zufall, dass gerade überbehütete Kinder später die gravierendsten Risiken eingehen, da ihnen einerseits das Gespür für Gefahren abhanden gekommen ist und sich andererseits ein immenses Nachholbedürfnis für eigene Erfahrungen aufgestaut hat.
Das gilt erst Recht für [[Jugendliche]], denn ab einem gewissen Alter können auch [[Helikopter-Eltern|übervorsichtige Eltern]] Ihre Schützlinge nicht mehr dauernd überwachen, beziehungsweise diese werden sich umso mehr der Überwachung zu entziehen versuchen, je ängstlicher sich die Eltern verhalten. Gleichzeitig werden auch die Risiken selbst mit der körperlichen Entwicklung immer grösser. Es ist denn auch kein Zufall, dass gerade überbehütete Kinder später die gravierendsten Risiken eingehen, da ihnen einerseits das Gespür für Gefahren abhanden gekommen ist und sich andererseits ein immenses Nachholbedürfnis für eigene Erfahrungen aufgestaut hat.


Alle Warnungen und Erklärungen der Eltern können niemals die eigenen Erfahrungen des Kindes ersetzen. Aber Jugendliche, die als Kinder eigene Erfahrungen machen durften, sind viel offener dafür Rat einzuholen, wenn sie ihn brauchen.
Alle Warnungen und Erklärungen der Eltern können niemals die eigenen Erfahrungen des Kindes ersetzen. Aber Jugendliche, die als Kinder eigene Erfahrungen machen durften, sind viel offener dafür Rat einzuholen, wenn sie ihn brauchen.
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* [[Ausprobieren]]
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* [[Nachahmen des Kindes|Nachahmen]]
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* [[Ausdauer]]
* [[Ausdauer des Kindes|Ausdauer]]
* [[Geduld des Kindes|Geduld]]  
* [[Geduld des Kindes|Geduld]]  
* [[Fördern]]
* [[Fördern]]